Hälfte der IS-Rückkehrer weiterhin eine Gefahr

Bild: “Can the US actually defeat ISIS? the limits of limited war” von Day Donaldson. Lizenz: CC BY 2.0

Nur ein Viertel der IS-Rückkehrer arbeitet mit deutschen Sicherheitsbehörden zusammen. Bei acht Prozent gehen die Behörden nur von einer taktisch motivierten Rückkehr aus. Lediglich jeder Zehnte ist bisher frustriert oder desillusioniert zurückgekehrt.

Rund 850 Islamisten sind in den vergangen Jahren aus Deutschland in den „Dschihad“ ausgezogen. Ein Drittel davon ist inzwischen zurückgekehrt und arbeitet zum Teil mit den Behörden zusammen. Das geht aus einer als Verschlusssache eingestuften Studie zu Radikalisierungshintergründen hervor, die vom Hessischen Informations- und Kompetenzzentrum gegen Extremismus (HKE), dem Bundeskriminalamt (BKA) sowie de Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) erstellt wurde. Laut Studie arbeiteten drei Viertel der Rückkehrer nicht mit den Behörden zusammen.

Hälfte der IS-Rückkehrer im extremistischen Umfeld

Bei acht Prozent der IS-Rückkehrer gehen die Behörden von einer „taktisch motivierten Rückkehr aus, etwa um sich zu erholen oder um neue Ausrüstung oder Geld zu besorgen“. Nur etwa jeder zehnte Ausgereiste sei frustriert oder desillusioniert zurückgekommen. Fast die Hälfte bleibt der extremistischen Ideologie treu und agiert weiterhin in salafistischen oder anderen islamistischen Zusammenhängen.

Für die Studie untersuchten die Behörden 794 Lebensläufe von Islamisten zwischen 13 und 62 Jahren, die sich in Syrien oder im Nordirak den Terrorgruppen angeschlossen hatten. Mögliche Konsequenzen aus dem Bericht werden auf der Innenministerkonferenz besprochen, die von Montag bis Mittwoch in Saarbrücken stattfindet.

Zahl der Ausreisen nimmt ab

Ungefähr ein Drittel der ausgereisten Dschihadisten soll sich noch im Kriegsgebiet aufhalten. Ein weiteres Drittel ist mittlerweile nach Deutschland zurückgekehrt. Zwölf Prozent von ihnen sind inhaftiert. Die restlichen Personen befinden sich im Ausland oder ihr Aufenthalt ist schlicht unbekannt.

Die Studie belegt auch einen Rückgang der Ausreisen zwischen Juli 2015 und Juni 2016. In diesem Zeitraum registrierten die Behörden „nur“ noch 49 Ausreisen. Dies liege womöglich an der „stark abnehmenden Strahlkraft des IS“, heißt es vonseiten der Behörden. Andererseits weist die Studie auch darauf hin, dass der IS seine Anhänger dazu auffordert, „nicht mehr in das Kalifat auszureisen, sondern in ihren Heimatländern Anschläge zu begehen“. Es ist folglich nicht auszuschließen, dass auch der Strategiewechsel des IS mit den abnehmenden Ausreisezahlen zusammenhängt.

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