No-Go-Zonen: Polizei gibt Teile Malmös auf

By Joel Hansell (Flickr) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Rund 200 000 Zuwanderer sind in den letzten zwei Jahren nach Schweden gekommen. Gemessen an der Einwohnerzahl so viele wie in kein anderes EU-Land. Malmö ist die Stadt mit dem höchsten Zuwandereranteil. 32 Prozent der Einwohner sind im Ausland geboren, im Stadtteil Rosengård sind es sogar rund 60 Prozent. Neun von zehn haben einen Migrationshintergrund. Jetzt hat die Polizei die Kontrolle über die Stadt verloren – der Einsatz des Militärs wird gefordert.

Schweden hat seit September 2015 mit einer Zunahme beim Drogenhandel, bei Sexualdelikten, Diebstählen, Vandalismus und Bandenkriminalität zu kämpfen, so ein Bericht der obersten Polizeibehörde Schwedens. Das Viertel Rosengård gilt als besonders gefährlich. Es gehört nämlich laut Schwedens Polizei zu den 15 kriminellsten Gegenden des Landes. Jeder Zweite ist arbeitslos, neun von zehn Einwohnern haben einen Migrationshintergrund und stammen aus Konfliktgebieten wie Syrien, dem Irak, Somalia und dem Balkan.

Der Großteil der Bevölkerung ist unter 35 Jahre alt. Die ethnischen Konflikte führten im März letzten Jahres sogar zu der Schließung einer weiterführenden Schule, da die Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte.

850 Polizisten für 300.000-Einwohner-Stadt

Rund 850 Polizisten sollen für die Sicherheit der rund 300.000 Einwohnern sorgen. Doch die Polizei steht vor dem Kollaps. Die Übergriffe auf Einsatzkräfte häufen sich, immer wieder werden Polizeiautos von maskierten Bandenmitgliedern gestohlen. Die Polizei führt mittlerweile 55 Gebiete im ganzen Land als „No-Go-Zonen“, in denen jederzeit mit Angriffen zu rechnen ist. Vor allem weibliche Einsatzkräfte sind gefährdet und werden besonders respektlos behandelt.

Ausschreitungen bei Räumung von Moschee

Ein Polizist erklärt gegenüber der Bild Zeitung: „In Malmö muss man ‚street-smart‘ werden; man lernt, welche Gegenden man zu welcher Tageszeit meiden muss. Bei einem Einsatz kommen wir immer mindestens mit zwei Polizeiautos. Die eine Gruppe führt die Aktion durch, die andere Gruppe bewacht das parkende Polizeiauto“, so der Beamte.

2008 kam es bei einer geplanten Räumung einer Kellermoschee im Problemviertel zu schweren Krawallen. Autos brannten, Rettungskräfte und Polizei wurden mit Steinen und Feuerwerkskörpern zurückgedrängt.

Großer Frust bei Polizei in Malmö

Der Frust der Polizisten sei groß, äußert sich Polizeisprecher Larsson: „Wir kommen nicht mehr dazu, Verbrechen aufzuklären, weil wir täglich zu so vielen Einsätzen gerufen werden.“ In Malmö wurden seit Februar 2016 rund 70 Autos angezündet. Besonders die organisierte Bandenkriminalität nehme zu. Die Beamten tappen im Dunkeln: Lediglich ein Verdächtiger konnte bislang ausgeforscht und verhaftet werden. Die schwedische Polizei in Malmö hat bald keinen Platz mehr für all die konfiszierten Waffen.

Die Schwedendemokraten warnen vor Kontrollverlust

„Es gibt zu wenige Polizisten in Malmö“, kritisieren die Schwedendemokraten und warnen vor weiteren No-Go-Zonen. „Die Polizei hat die Kontrolle über Malmö verloren. Wir brauchen die Hilfe vom Militär, es muss die Polizei unterstützen“, fordert Pontus Andersson, Sprecher der Partei in Malmö. Die Schwedendemokraten sind bei der letzten Parlamentswahl mit 13 Prozent der Stimmen zur drittstärksten Partei gewählt worden. In aktuellen nationalen Umfragen liegen sie bei rund 19 Prozent.

„Immer mehr Menschen verlassen Malmö und ziehen in die umliegenden Kleinstädte, sie pendeln täglich für die Arbeit in die Stadt“, schildert Andersson die Situation rund um die Stadt.

Spott von den Sozialdemokraten

Die Forderung sorgt bei den anderen Parteien für Spott. Besonders die Sozialdemokraten wollen sich nicht eingestehen, dass es No-Go-Zonen in Malmö gibt. Ihrer Meinung würde das bedeuten, „dass sich die Gesellschaft vor den Kriminellen versteckt“, erklärt der sozialdemokratische Kommunalrat Schönström. Malmö habe keine „No-Go-Zonen“, sondern Viertel, in denen Menschen sich sehr unsicher fühlen.

Wenigstens in dieser Analyse dürfte er richtig liegen. Die letzte Wahl brachten den Sozialdemokraten übrigens das schlechteste Wahlergebnis aller Zeiten.

 

 

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