Zu Gast bei einer kinderreichen Bilderbuchfamilie

Familie Gruber
Familie Gruber, Bild: privat

Mit vielen Fragen und einigen weitverbreiteten Vorurteilen im Gepäck sitze ich im Auto und fahre durchs verschneite Hausruckviertel nach Ottnang. Dort bewohnen Sieglinde und Michael Gruber mit ihren zehn Kindern, im Alter von sieben bis 22 Jahren, ein älteres Haus mitten im Ort. Im Erdgeschoß des Gebäudes betreibt Michael seinen Gemischtwarenhandel. Direkt darüber wohnt die zwölf-köpfige Familie, die mich nach telefonischer Anfrage kurzerhand zu sich eingeladen hat.

Eine Reportage von Michael Scharfmüller

Michael öffnet mir die Tür. Mit einem freundlichen „Komm rein! Schön, dass Du da bist“ ist das erste Eis gebrochen. Wir gehen durch zwei längere Gänge und ein Stiegenhaus in die Wohnküche. Die drei Kinder, die bereits von der Schule zu Hause sind, sitzen beim großen Tisch und erledigen Hausaufgaben. Sieglinde macht mit letzten, geschickten Handgriffen eben noch den Kuchen fertig, den es gleich geben wird. Mich überraschen die Ruhe und die Ordnung im Haushalt. Ich frage Sieglinde, wie das möglich ist, dass trotz der vielen Kinder keine Schuhe, Jacken und Spielsachen herumliegen? „Wenn viele Menschen unter einem Dach leben, muss immer alles sofort aufgeräumt werden. Man kann nach dem Frühstück nicht sagen, das räume ich später weg. Wenn die Ordnung verloren geht, bricht relativ schnell das Chaos aus und damit geht dann auch die Harmonie verloren“, erklärt sie mir  zum Thema Aufräumen.

Sieglinde Grubers Traum einer großen Familie hat sich erfüllt. Gemeinsam mit ihrem Mann Michael hat sie zehn gesunde Kinder. Bild: Info-DIREKT

Aus diesem Grund bekommen bei Familie Gruber bereits die kleinen Kinder leicht zu erfüllende Aufgaben, mit denen sie täglich zum allgemeinen Wohl beitragen können und um sich so als Teil eines größeren Ganzen zu begreifen. Ein solches Verständnis ist nicht nur eine gute Grundlage für das Zusammenleben einer Familie, sondern auch eine verbindende Leitidee für das friedliche Zusammenleben innerhalb eines ganzen Volkes.

Durch einen kleineren Zwischenraum, in dem viele Musikinstrumente herumstehen, gehen wir ins Wohnzimmer. Hier die nächste Überraschung. Familie Gruber besitzt zwar einen Fernseher. Der steht aber lieblos in einer Ecke. „Den nutzen wir nur, um ab und zu eine DVD zu schauen – normales Fernsehprogramm wäre ein unerträglicher Zeit- und Krafträuber“, lässt mich Michael wissen, der den Mainstream-Medien schon lange nicht mehr vertraut.  Auch für seine Kinder sei es kein Problem, dass sie kaum Massenmedien konsumieren. Ausgeschlossen fühle man sich deshalb jedenfalls nicht. Zudem seien die Eheleute Gruber stets darum bemüht, ihrem Nachwuchs vorzuleben, dass man das Glück nicht im Konsum finde, sondern in sich selbst und in der Gemeinschaft.

„Fernseher und Smartphone lenken einen nur vom Wesentlichen ab“, meinen die beiden, um gleichzeitig einzugestehen, dass es natürlich nicht immer leicht für die Kinder sei, das zu verstehen. Um da nicht allzu weit vom Weg abzukommen, sei es wichtig, dass man den Kindern Zeit und Freiräume zum Nachdenken gebe. Wenn sie wissen, was sie wollen, sinke auch die Gefahr, dass sie eines Tages Teil des neoliberalen Hamsterrads werden und sich ihr Leben nur noch um Arbeit und Konsum drehe.  Beim Reflektieren des eigenen Lebens unterstützen sich die zehn Kinder, die im Haus in insgesamt vier Kinderzimmern untergebracht sind, gegenseitig.

Zu zwölft auf Urlaub

Der Familienvater ist auch der Überzeugung, dass jemand, der sein Glück in sich und seiner Gemeinschaft gefunden habe, nicht ständig auf Urlaub fahren müsse. Wenn man mit den beiden Eheleuten spricht, bekommt man nicht den Eindruck, dass es sich dabei um eine Art von Zweckoptimismus handelt. Sie erzählen mir von einem Badeurlaub in Italien und von Urlauben am Bauernhof. Durch die vielen Kontakte der Familie und etwas Verhandlungsgeschick war es der zwölf-köpfigen Familie im Oktober sogar möglich, gemeinsam in Ägypten die Sonne zu genießen.

Info-DIREKT Familie
„Info-DIREKT – Das Magazin für eine freie Welt“ zum Thema Familie

Sicher kostet ein Urlaub für ein Dutzend Personen mehr als für vier – das zieht sich durch den ganzen Alltag. Finanzielle Abwägungen haben bei der Familienplanung der Grubers jedoch nie eine Rolle gespielt. Beide sind davon überzeugt, dass es nie bessere Zeiten gegeben habe, um viele Kinder in die Welt zu setzen. Der Staat unterstütze kinderreiche Familien großzügig und auch sonst gibt es zahlreiche Förderungen für Großfamilien.

Dass alle Kinder ein Musikinstrument erlernen konnten, ist beispielsweise dem Umstand zu verdanken, dass ab dem dritten Kind keine zusätzlichen Gebühren mehr von der Musikschule verrechnet werden. Freilich müssen im Leben einer Großfamilie Prioritäten gesetzt werden. Beide Elternteile legen zwar Wert darauf, dass ihre Kinder sauber und geschlechtergerecht gekleidet sind. Für überteuerte Markenbekleidung wird jedoch kein Geld ausgegeben. „Ob auf einem Hemd jetzt ‚xy‘ oder ‚Hugo Boss‘ steht, ob man mit einem ‚Ford“‚ oder einem ‚Mercedes‘ fährt, macht einen nicht dauerhaft glücklicher oder unglücklicher“, erklärt Michael seine Auffassung eines guten Lebens.  Der Familienvater verrät mir, dass …

Warum Kinderreichtum vor Altersarmut schützt, warum die Straßenverkehrsordnung auch ein Instrument der Familienplanung ist und was die 10-fache Mutter zum Vorurteil sagt, dass Mütter mit vielen Kindern nur „Gebärmaschinen“ seien, lesen sie in der aktuellen Info-DIREKT Printausgabe!

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