„Verdi“: Gewerkschaft forderte Mitglieder zum Spitzeln auf

Symbolbild

Eine Verdi-Broschüre empfiehlt, „rechtspopulistischen“ Arbeitskollegen nachzuschnüffeln und notfalls beim Arbeitgeber anzuschwärzen. Verdi-Chef Frank Bsirske distanziert sich.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, kurz Verdi, ist mit rund zwei Millionen Mitgliedern die zweitgrößte Gewerkschaft in Deutschland. Vor kurzem veröffentlichte der Landesbezirk Süd-Ost-Niedersachsen auf seiner Homepage eine Broschüre, um den Verdi-Mitgliedern die vermeintlich richtige Vorgehensweise gegen  „Rechtspopulisten“, „AfDlern“ und „Rechtsextremisten“ im eigenen Betrieb nahezulegen.

AfDler und Rechtspopulisten im Betrieb anschwärzen

Wer einen mutmaßlichen „Rechtspopulisten“ oder „AfDler“ in seinem Betrieb entdeckt, der kann laut Broschüre unterschiedlich reagieren. In der „Handlungshilfe für den Umgang mit Rechtspopulisten in Betrieben und Verwaltung“ erklärt man den Gewerkschaftsmitgliedern, was sie in diesem Fall tun wäre:

Zuerst wird empfohlen, die mutmaßlich „rechtspopulistischen“ Personen zu beobachten und schließlich auch anzusprechen, um mit ihnen über ihre falsche politische Haltung zu diskutieren. Sollte das nichts helfen, schlägt Verdi als weitere Maßnahmen die Isolierung der Personen im Betrieb, den „Ausschluss von gewerkschaftlicher Kommunikation“ und sogar das Outing in „betrieblicher/außerbetrieblicher Öffentlichkeit“ vor. Man soll damit das „rechtspopulistische Engagement der Person bekannt machen und ächten“. Weil dieses Vorgehen vielleicht nicht bei allen Kollegen im Betrieb auf Verständnis stoßen könnte, warnt man den potentiellen Verdi-Spitzel:

„Achtung: Aufpassen, dass Rechtspopulisten nicht als Opfer oder Märtyrer wahrgenommen werden!“

Stasi-Methoden am Arbeitsplatz?

Weiter empfohlen wird den Mitgliedern, dass sie immer darauf achten sollen, was die Kollegen reden, was sie auf der Arbeit lesen, mit wem sie in sozialen Netzwerken befreundet sind und was sie über Whatsapp schreiben. Wenn man sich bei einem Kollegen nicht ganz sicher ist, könne man sich bei „aktiven Antifaschisten“ informieren.

Nachdem die Spitzel-Broschüre in den sozialen Medien für Aufregung gesorgt hat, löschte Verdi Süd-Ost-Niedersachsen am 23. März die Datei auf ihrer Homepage.

Verdi-Chef Bsirske distanziert sich

Am Tag darauf reagierte Verdi-Chef Frank Bsirske auf die „Handlungshilfe zum Umgang mit Rechtspopulisten“. In einer Pressemitteilung distanzierte er sich von den Inhalten der Broschüre:

„Mitglieder wegen ihrer politischen Haltung auszuschnüffeln, entspricht dabei nicht dem Selbstverständnis von ver.di und kann und wird für die Organisation niemals handlungsleitend sein“, teilte Bsirske mit.

Verdi erfasse auch keine Parteimitgliedschaft von Mitgliedern.  In den Fällen, in denen sich Verdi-Mitglieder aktiv und offen für die AfD oder andere „rechtspopulistische Parteien oder Organisationen“ engagierten, setze Verdi auf die „inhaltliche Auseinandersetzung“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

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