Tiroler Namensskandal: Hickhack um den großen Austausch

Bild: FPÖ-Liste / Klenk-Liste, Quelle: Twitter

Hall in Tirol ist eine malerische Kleinstadt mit knapp 14.000 Einwohnern zehn Kilometer östlich von Innsbruck. Der historische Stadtkern bildet die größte erhaltene mittelalterliche Altstadt Nordtirols. Hier begründete Erzherzog Sigismund um 1490 ein Finanzimperium, sein Taler aus Schwazer Silber eroberte die Welt. Mitten unter den altehrwürdigen Gemäuern ein nach Leitkultur schreiendes Nonnenstift – gegenüber im historischen Schulhaus kaum ein Kind mit deutscher Muttersprache. Ein Reizthema, das nicht erwähnt werden darf. Ein Echo im gutmenschlichen Blätterwald, das für sich spricht. Und ein Skandal, der eigentlich keiner ist.

Von Julian P. Eschentharrn

Ein Erdbeben erschütterte die Tiroler Politlandschaft vergangene Woche: Eine Tiroler FPÖ-Ortsgruppe teilte auf Facebook den Aushang der genannten Volksschule am Stiftsplatz und erntete einen Shitstorm, weil er den Großen Austausch bezeugt. Hinterfragt wurde nicht etwa wie sich binnen einer Generation die Mehrheitsverhältnisse in Tiroler Schulen ins Gegenteil verkehrt haben. Wenn in Altstadtschulen einer Kleinstadt nur mehr zwei von vierzehn Kindern einheimische Vor- und Nachnamen besitzen, ist das einzige Problem der „Zivilgesellschaft“: Jemand hat gewagt, das Rumpelstilzchen beim Namen zu nennen.

Mainstream-Medien und politische Mitbewerber überboten sich nun mit reißerischen Überschriften: Dies sei eine „unerträgliche FPÖ-Hetze“, Kinder würden „an den Pranger gestellt“, die „News“ wollte überhaupt einen „Nazi-Eklat“ wittern. Von einem Neutralitätsgebot im Wahlkampf wollte keine Rede sein, es entstand ein Autorenwettbewerb um die goldene Sensationsfeder, der kein Klischee ausließ.

„Wer Migrationshintergrund hat, bestimmt Klenk“

Mitten ins entbehrliche Echo der gleichgeschalteten Redaktionsstuben warf Florian Klenk, Chefredakteur des Falter, einen hanebüchenen Vergleich: Er teilte einen Beitrag, in dem er die Nachnamen einiger hochrangiger FPÖ-Funktionäre listete, die er auf einen Migrationshintergrund zurückführen wollte. Dabei war er sich weder zu schade, auf Namen aus gesetzlich geschützten autochthonen Minderheiten herumzuhacken, noch den Namen eines jüdischen FPÖ-Mandatars als „fremd“ einzustufen.

Bild: FPÖ-Liste / Klenk-Liste, Quelle: Twitter

Jedem Menschen mit einer Portion Hausverstand ist klar: Die Nachfahren dank intakter Leitkultur bestens integrierter benachbarter Böhmen, Ungarn und Slowenen aus der Donaumonarchie etwa gegen erzkonservative und oft fundamentalistische türkische Einwanderer zu messen, hält keiner objektiven Realitätsprüfung stand. Mit ersteren teilt man sich Geschichte, Mentalität und eine ähnliche Kultur. Die anderen haben vor kurzem mehrheitlich für die Errichtung eines autoritären Präsidialsystems unter Erdogan gestimmt. Natürlich während sie hierzulande brav im Sinne der ethnischen Wahl für linke, einwanderungsfreundliche Parteien stimmen.

„Leitmedien“ feiern Äpfel-Birnen-Vergleich

Die Kollegen von Klenk fanden dessen Vergleich freilich „genial“. Dem neutralen Beobachter hingegen fällt ein Muster auf: Bereits nach dem Aufkommen der Migrationskrise argumentierten die Verteidiger des Multikulturalismus vollmundig, man habe „so etwas schon einmal geschafft“: Die – dennoch schwierige – Integration deutschsprachiger Flüchtlinge z.B. aus dem Sudetenland in Gebiete ähnlicher Prägung. Dies stellte man dann auf eine Ebene mit der Wirtschaftsmigration völlig kulturell Fremder. Frei dem Prinzip: Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich – und der Lahme wird schon laufen, wenn man ihm nur Krücken zimmert.

Nicht verwunderlich ist auch, dass das mediale Echo ebenso schnell verklungen war wie vernommen. Als sich nämlich tags darauf die Meldungen überschlugen, dass muslimische Schüler bereits die größte Konfessionsgruppe in Wiener Schulen stellten, war es mucksmäuschenstill im Blätterwald. Immerhin hätte man sonst zugeben müssen, dass man umsonst gepoltert hatte und der Tiroler FPÖ-Obmann Abwerzger mit seinen Worten Recht behielt: „Skandal ist aber, dass wir Klassen mit bis zu 90% Migrationsanteil haben.“

Ein mahnender Ausblick muss legitim bleiben

Bleiben zwei Fragen: Ist es legitim, mit Schulkindern eine politische Reaktion hervorzurufen? Ja, es ist sogar notwendig! Nur an den Mehrheitsverhältnissen und der Beobachtung der entstehenden Herausforderungen können wir Fehlentwicklungen ablesen und diese rechtzeitig einbremsen. Und: wie schlimm steht es um die demographische Entwicklung? Leider sehr schlimm: Der Migrantenanteil in Innsbruck steht z.B. bereits bei über 34% – nur Wien hat unter den Landeshauptstädten einen höheren Prozentsatz.

Verloren ist freilich nichts. Fakt ist dennoch – wenn wir weiterhin einer Mischung aus hoher Fertilität nicht anpassungswilliger v.a. muslimischer Einwanderer und wirtschaftlicher Massenmigration aus allen möglichen Krisenregionen ausgesetzt sind, sind wir in zwanzig Jahren Fremde im eigenen Land. Sollten also nicht bald durch eine familienfreundliche Politik entsprechende Anreize für einheimische Familien geschaffen werden, bleibt nur mehr zu hoffen, dass man uns einst dieselbe überbordende Toleranz erweist. Die Behandlung nicht-muslimischer Menschen in islamischen Ländern und der Ikonoklasmus ihrer Gotteskrieger lassen aber vermuten, dass wir dann nicht einmal mehr die Scherben unseres Brauchtums im Museum bewundern werden dürfen.

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1 Kommentar

  1. Die ÖVP war jahrzehntelang in der Regierung und hat dies alles zu verantworten, für dieses Verbrechen an der eigenen Bevölkerung wird diese Partei als „Belohnung“ wieder gewählt und wird den Bundeskanzler stellen. Es liegt ALLEIN in der Macht der Bevölkerung, die Verhältnisse zu ändern. Wenn man kollektiv allerdings zu dumm ist, geht man unter, es wäre nicht das erste Volk, dem das passiert, siehe Rom. SCHULD SIND WIR SELBER.

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