ZDF-‚Satiriker‘ spottet über Sprachbehinderung

Bild: © Superbass / CC-BY-SA-4.0 via Wikimedia Commons

Ein besonders dreister Fall erschüttert derzeit die Bundesrepublik. In der heute-show des ZDF werden unter dem Deckmantel der ‚Satire‘ regelmäßig ungestraft allerlei Geschmacklosigkeiten vom Stapel gelassen. Nun machte sich Moderator Oliver Welke über die Sprachbehinderung eines AfD-Abgeordneten lustig. Ein Rückblick zeigt: wenn es um Menschen aus dem patriotischen Spektrum geht, ist jedes Mittel billig. 

Seit dem oscarprämierten Film The King’s Speech ist landläufig bekannt, dass Stottern eine ernstzunehmende Erkrankung und kein Indiz für mangelnden Intellekt ist. Für den Haussatiriker des mit GEZ-Zwangsgebühren finanzierten Senders trotzdem ein Anlass, dies zwischen den Zeilen zu unterstellen. Besonders schockierend: Da es in Amanns Rede um den Spracherwerb von Zuwanderern ging, hat es den Eindruck, man wolle ihm vorwerfen, er sei der deutschen Sprache selbst nicht mächtig.

Amann: „Entschuldigung in Sendung wäre aufrichtig“

Zwar entschuldigte sich der öffentlich-rechtliche Sender nach öffentlicher Kritik. Man wies darauf hin, man sei in Unkenntnis über die Sprachstörung des AfD-Parlamentariers Dieter Amann gewesen. Dieser reagierte nun in einer Facebook-Aussendung auf die wüsten Entgleisungen des Moderators Oliver Welke. Dies habe ihn persönlich hart getroffen:

„Meine demütigende Darstellung als behinderte Lachnummer hat traumatische Kindheitserinnerungen wiedererweckt, die ich längst vergessen wähnte und mich zutiefst geschmerzt. Nun hat sich Herr Welke mit angeblicher Unkenntnis dessen entschuldigt, dass ich sprachbehindert bin.“

Er wolle die Entschuldigung nur unter der Bedingung annehmen, dass Welke diese auch vor laufendem Publikum vortragen würde:

„Wenngleich mir das nur schwer glaublich scheint, möchte ich ihn als Mitmenschen nicht der Lüge bezichtigen und unterstelle ihm Aufrichtigkeit, wenn diese auch in der Sendung wiederholt wird. Mich tröstet mehr, dass nun die moralische Rechtfertigung des Gebührenzwangsfernsehens vor aller Augen öffentlich demontiert wurde.“

Sein Auftritt vor dem Ausschuss sei ein schwerer Dienst für Partei und Fraktion gewesen. Er sei diesem Ruf jedoch gefolgt, da er von der Aufrichtigkeit und Berechtig ung der AfD-Anliegen überzeugt sei. Dennoch sei es im ein Dorn im Auge, dass er als GEZ-Gebührenzahler das Gehalt von Leuten bezahlen müsse, die sich über ihn verächtlich machen:

„Auch ich kann die Sender nicht abbestellen, die mich schwer beleidigt haben, muss die Verantwortlichen vielmehr weiter finanzieren.“

„Behindertenwitze“ von Gutmenschen kein Einzelfall

Man könnte über solche Entgleisungen nun hinweg sehen, wenn sie tatsächlich ein einmaliger Ausrutscher wären. Leider sind im gutmenschlichen Spektrum „Behindertenwitze“ durchaus an der Tagesordnung, solange man damit vermeintlich Andersdenkende beschimpfen kann. So sollen im Feber 2015 Personen aus dem Antifa-Umfeld einen gehbehinderten bosnischstämmigen Wirt als „Nazikrüppel“ bezeichnet haben. Anlass war, dass der anscheinend unpolitische, für seine soziale Ader bekannte Gastronom der ‚falschen  Partei‘ seine Räumlichkeiten zur Verfügung stellen wollte.

Ebenso erinnert man sich noch an die SPÖ-Kampagne gegen den damaligen Präsidentschaftskandidaten und nunmehrigen Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ). Dieselbe Partei, die heute ständig vor einem angeblichen „Sozialabbau“ unter der neuen Regierung warnt, schickte damals als eigenen Kandidaten den früheren Sozialminister Rudolf Hundstorfer ins Rennen. Als man Hofer in der ORF-Pressestunde sein Fehlen bei einigen Sozialausschuss-Sitzungen vorwarf, verwies dieser auf ähnliche Unterstellungen aus dem Team Hundstorfer.  Im beanstandeten Zeitraum befand sich Hofer nämlich auf Rehabilitation nach seinem schweren Sportunfall.

Schützt „Unwissenheit“ vor Strafe?

Bereits zuvor hatte ein Mitarbeiter aus Hundstorfers Team dem gehbehinderten freiheitlichen Bewerber auf sozialen Medien das „Krüppellied“ gewidmet. Auch ein Wiener SPÖ-Gemeinderat und Mitglied eines Behindertenfonds machte sich damals über die Behinderung Hofers lustig. Dieser rechtfertigte sich damals übrigens ähnlich wie das ZDF heute damit, vorgeblich nichts davon gewusst zu haben. Unter diesem Vorwand scheint man unbehelligt zuerst allerlei Beschimpfungen ablassen zu dürfen, um dann den seligen Tor zu spielen.

Man stelle sich nunvor, ein Politiker oder Medium aus dem patriotischen Spektrum würde sich entsprechend über einen Menschen mit Handicap äußern. Wir würden wochenlang nichts anderes hören – immerhin wird hier jedes Wort doppelt und dreifach auf die Waagschale gelegt. Bei den Sozialdemokraten hingegen dürfte es als Empfehlungsschreiben gelten. Bestellte man doch denselben Mitarbeiter als Silberstein-Nachfolger in Kerns Wahlkampfteam.

 

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