Christian Kern, der bescheidene Klassenkämpfer

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Christian Kern bezieht ein Gehalt für einen Job, den ein anderer macht. Nun kam heraus, dass er auch noch ein Rekordbudget für Selbstdarstellung in Inseraten verwendete.

Von Friedrich Langberg

Es gibt altmodische Leute, die einen gewissen Wert darauf legen, dass die von einem Politiker transportierte Botschaft auch in einem realistischen Verhältnis zu seiner persönlichen Haltung steht. Befinden sich politische und individuelle Überzeugungen in einer gewissen Harmonie, umgibt die jeweilige Person eine Aura der Authentizität – man glaubt jemandem dann, was er sagt. Allen scheint das aber kein Anliegen zu sein, zumindest nicht jenem Viertel der österreichischen Wählerschaft, das laut aktueller Sonntagsfrage noch immer Christian Kern als Bundeskanzler favorisiert.

Bedingungsloses Grundeinkommen für Kern

Christian Kern inszeniert sich bekanntlich gerne als Kämpfer für die kleinen Leute. Man muss ihn allerdings nicht allzu lange beobachten, um die Risse in der Fassade des Klassenkämpfers zu erkennen. Spätestens im November des letzten Jahres ist diese Rolle unglaubwürdig geworden: Als nach der Nationalratswahl klar war, dass der Kanzlersessel verloren ist, wusste Kern, dass er damit auch gutes Geld verliert. Von knapp 22.000 Euro brutto drohte er auf einen „Hungerlohn“ von 8.800 Euro abzustürzen. Aber die solidarische Partei ließ ihren Genossen nicht von heute auf morgen aus der Liga der Superreichen in die der schlichten Großverdiener abstürzen: Aus eigener Kasse legte die hoch verschuldete SPÖ 6.100 Euro Monatsgehalt drauf, um Kern dann mit rund 15.000 Euro wie einen Klubobmann bezahlt zu wissen.

Klubobmann aber ist bekanntlich Andreas Schieder. Also zusammengefasst: Die SPÖ bezahlt den Einen für den Titel und einen Zweiten für die tatsächliche Arbeit. Wenn das bei den Roten so Usus ist, ist es wahrlich kein Wunder, dass alle staatsnahen Betriebe hoch defizitär laufen.

Plus 1,1 Millionen für Inserate

Politiker schalten Inserate aus zwei Gründen: Erstens, um Werbung für sich und ihr Ressort zu machen. Zweitens weil sie wissen, dass Medien auf das Geld angewiesen sind und aus dieser Abhängigkeit eine wohlwollende Berichterstattung resultiert. Werner Faymann galt in dieser Disziplin schon aus außergewöhnlich eitel: 2,6 Millionen flossen im letzten Jahr seiner Amtszeit in diesen Bereich. Ex-Kanzler Kern legte noch etwas nach und investierte laut der Presse insgesamt 3,7 Millionen Euro für diese indirekte Form der Selbstdarstellung.

Fazit: 6.100 Euro bedingungsloses Grundeinkommen als Trostpreis für den Verlust des Chefsessels und 3,7 Millionen Steuergeld für Inserate – da soll noch einer zweifeln und sagen, die SPÖ wäre keine solidarische Partei.

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