Hansjörg Müller (AfD): Die US-Truppen sollten Deutschland verlassen!

Hansjörg Müller (AfD), Alexander Sosnowski, Ewald Stadler (REKOS)
Bild (v.l.n.r.): Hansjörg Müller (AfD), Alexander Sosnowski, Ewald Stadler (REKOS); Alle Bilder: Martin Pfeiffer; Bildkomposition: Info-DIREKT

Prominente Diskutanten konnte am vergangenen Wochenende der oberbayerische Bundestagsabgeordnete Hansjörg Müller (AfD) bei einer geopolitischen Gesprächsrunde nahe Rosenheim begrüßen.

von Martin Pfeiffer

Dank starker Unterstützung aus Österreich – neben Moderator Wolfgang Caspart (Salzburg) saßen der frühere Leiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), Gert-René Polli, das freiheitliche Urgestein Ewald Stadler (zuerst FPÖ, dann BZÖ, heute REKOS, Anm. d. Red.)  und der einstige Leiter der FPÖ-Akademie, Robert Stelzl, auf der Bühne, wobei Letztere ungeachtet der Intervention der FPÖ-Spitze von der AfD eingeladen worden waren – waren die Stimmen aus der Alpenrepublik sogar überrepräsentiert. Aus Moskau war der Chefredakteur von „World Economy“, das Mitglied der Russischen Akademie für Naturwissenschaften REAN, Alexander Sosnowski, angereist. Und als bekanntester Politiker war der ehemalige Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Willy Wimmer, zugegen.

NATO wurde zu einer Aggressionsorganisation

Der Abend befasste sich mit der „Formulierung einer eigenständigen deutschen Position in der Außen- und Sicherheitspolitik“. Leider kommen in Mitteleuropa geopolitische Themen viel zu kurz. Diese Veranstaltung war eine löbliche Ausnahme. Der Sozialphilosoph Caspart moderierte souverän und hielt bei einigen Diskussionspunkten auch nicht mit seiner Meinung hinter dem Berge. Bis auf den gebürtigen Kärntner Polli, der als ÖVP-nah gilt, stellten alle Redner die weitere Existenz der NATO infrage. Vor allem das Noch-CDU-Mitglied Wimmer geißelte die Wandlung des Nordatlantischen Bündnisses von einer Verteidigungsgemeinschaft zu einer Aggressionsorganisation. Deshalb sei die Geschäftsgrundlage für eine weitere Stationierung von NATO-Truppen auf bundesdeutschem Boden weggefallen. Auch das Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut gehöre von Berlin gekündigt.

Aus der Umklammerung der USA befreien

Bis auf Polli waren sich alle Diskutanten einig, dass sich Deutschland als Herzstück Mitteleuropas aus der Umklammerung der USA befreien und ein Vermittler zwischen Ost und West werden müsse. Ein wesentliches Hindernis auf diesem Wege sei die Noch-Kanzlerin Angela Merkel. Ihr traute der russische Gast sogar zu, das vereinbarte Nord-Stream-2-Projekt zu kündigen, um Moskau zu benachteiligen. Sie gehöre weg. Ins selbe Horn stieß der CDU-Mann Wimmer, der meinte, dass die Fluchtursache „Merkel“ heiße. Und für AfD-Müller sei es an der Zeit, dass die US-Truppen Deutschland verlassen. Er empfinde sie seit der Wende als Besatzungstruppen. Polli dämpfte diesbezüglich die Erwartungen und vertrat die Ansicht, dass Washington sein Potenzial an Waffen und Soldaten eher aufstocken werde.

Keine Systempartei werden

Hart ins Gericht mit BRD-Spitzenpolitikern, die auf dem Maidan in Kiew auftraten, ging Ewald Stadler, der diesen „Hetze gegen Russland“ vorwarf. Der AfD empfahl der einstige „Dobermann Haiders“, auf die Basis zu hören und nicht zur Systempartei zu degenerieren. Nur dann könne sie eine echte Alternative für Deutschland sein. Eine „bessere CDU/CSU“ werden zu wollen, sei der falsche Weg. Angesichts des hohen Blutzolls der Russen im Zweiten Weltkrieg sollte in den Augen Wimmers Berlin genauso viel Rücksicht auf Moskau nehmen, wie man es gegenüber Israel tue. Auch wenn die etablierte Presse die AfD-Großkundgebung als ein Treffen von „Putin-Verstehern“ abtat, zeigte diese doch, dass der Ruf nach einer verstärkten Orientierung nach Osten immer lauter wird.

Über den Autor

Martin Pfeiffer ist promovierter Jurist und Publizist. Nach redaktioneller Tätigkeit bei der Wiener Wochenzeitung „Zur Zeit“ (1999–2003) wechselte er in die Schriftleitung des Grazer Monatsmagazins „Die Aula“, das er bis zur Einstellung im Juni 2018 gestaltete, und wurde 2004 auch Geschäftsführer des Aula-Verlages. Er ist Obmann des „Kulturwerks Österreich“ und tritt als Redner im gesamten deutschsprachigen Raum sowie als Buchautor auf. Martin Pfeiffers „Querschläger“-Kolumne wird nun wöchentlich bei Info-DIREKT erscheinen.

 

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