Müller mault über exzentrische Künstlertypen

Wenn mich ein Menschenschlag wirklich aufregt… dann sind es exzentrische Künstlertypen.

Ich hatte dieses Wochenende die Gelegenheit, quasi „undercover“ eine größere Ansammlung auf einer Familienfeier zu beobachten.

Das Lebensgefühl ist klar: Sei bunt, sei frech, sei anders. Und doch sind sie auf ihre Art so eintönig, so brav, so gleich. Es muss nicht immer die klassische Dreadlock-Nasenring-Uniform sein. Nein. Es kann auch mal Frau mit Krawatte (auf der irgendein toller Spruch über den Feminismus steht), ein indischer Sahib an der Mühlviertler Bürgertochter oder einfach ein bis zum Bauchnabel offener weißer Jogginganzug mit nichts drunter auf der runden Geburtstagsfeier sein. Wow! Was seid ihr doch für fade Schneeflocken. Alle aus einem Guss. Wenn sich alle kleiden wie die Pfauen, fällt ja doch keiner auf.

Wenn Künstler und andere Sozialisten eine Fete feiern, können Sie davon ausgehen, dass jeder seinen eigenen gaaaanz individuellen Beitrag hat. Natürlich bestätigen sich alle untereinander, wie toll, kreativ und einfallsreich das doch war. Für mich war nichts Besonderes dabei. Die üblichen Verdächtigen hatten – wie vor zehn Jahren schon einmal – eine kleine Schar Getreuer um sich versammelt. Von diesen flankiert lebte jeder der gefühlten 20 „Akteure“ seinen eigenen Geltungsdrang voll aus. Es wurde gesungen, gedichtet und gewortwitzelt was das Zeug hielt. Mann, war das crazy!

Ich hatte den Eindruck, die wirklichen Revoluzzer unter ihnen (übrigens meistens die von ihnen, die nicht von Steuergeld lebten) hatten sich einen Anzug angezogen und überreichten mit den besten Wünschen eine gute Flasche Wein. Die argwöhnischen Blicke der Deodorantverweigerer waren ihnen sicher: „Verräter! Du bist nicht mehr wie wir. Du bist nicht mehr anders!“

Paradox. Und irgendwie lustig anzusehen. Während die Pfauen wetteiferten, verließen Viele nach der angemessenen Zeit die Veranstaltung.

Mein persönlicher Höhepunkt war, neben dem Jogginganzug, ein vorgetragener Text, in dem zum Zweck der Sprachverweiblichung jedes -er durch ein -sie ersetzt wurde. Also Künstl-sie statt Künstl-er. Johlendes Gelächter. …auch bei mir. Denn selten hatte ich gehört, dass jemand die unwürdige Entstellung der deutschen Sprache durch Gendern so vor Augen führt. Natürlich unfreiwillig. Die Schubkarre Ironie, die derweilen durch den Raum fuhr, hat keiner außer mir bemerkt.

Auch wenn die ganze Szenerie sehr merkwürdig war, so war sie mir doch vertraut. Schließlich war das nicht meine erste Familienfeier dieser Art. Und wie jedes Mal waren interessante Gespräche dabei. Also, nicht wie Sie jetzt denken. Nicht, dass wir über Wirtschaft, Politik und oder andere wichtige Themen gute Gespräche geführt hätten. Sie waren interessant, weil sie, abseits der mir entgegengebrachten Verachtung derer, die wissen, wo ich stehe oder wer ich bin, viel über die Geisteswelt der Linken preisgaben.

Denn Sie müssen wissen, der Linke sagt sehr unschöne Dinge, wenn er sich unter Seinesgleichen wähnt. „Wer um 7 Uhr aufsteht, um 8 Stunden zu arbeiten, ist ein Volltrottel“ sagt die junge Kunststudierte, die gerade in den Lehrberuf eingestiegen ist. „Es wäre wichtig, dass man sich nur mit politisch Gleichgesinnten umgibt“, ist da zu hören. „Man müsse unter sich bleiben. Andere würden da nur Unruhe hineinbringen“, so die älteren Semester.

Im Herzen ist der Kommunist von nebenan ja doch ein mauern- und grenzenliebender Segregierer.

Wenn man ein gutes U-Boot ist, kann man sogar so manche Empfehlung zu gesetzwidrigem Umgang mit politischen Gegnern und die dazugehörigen Geschichten von der Front hören.

Auch wenn es mich aufregt, ist es doch interessant und lehrreich. Außerdem reg‘ ich mich ja gerne auf.

Ich lege Ihnen ans Herz, sich manchmal in die Höhle des fetten Stubenkaters zu wagen und sich fortzubilden.

Passen Sie auf Ihren Kopf auf!
Müller

 

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