Die CSU hat das Erbe von Franz Josef Strauß verspielt

Bild: Markus Söder: von Superbass [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], vom Wikimedia Commons; Hintergrund: Pixabay; Bildkomposition: Info-DIREKT;

Eigentlich war das Ergebnis der Landtagswahl in Bayern keine Überraschung, denn am Abend des 14. Oktober trat das ein, was die Umfragen Wochen vorher schon vorausgesagt hatten: einen Absturz von CSU und SPD, einen Höhenflug der Grünen und ein zweistelliges Ergebnis für die Rechtspartei AfD.

Letztlich kam es für die Christsozialen dann doch nicht so dick, wie es wenige Tage vor dem Urnengang noch zu befürchten war, als in Prognosen von 33 Prozent zu lesen war. Dennoch kommt das Absacken der Seehofer-Partei deutlich unter die 40-Prozent-Marke einem politischen Erdbeben gleich, das auch das Grab von Franz Josef Strauß erfasste. Denn das Diktum des Übervaters der CSU hatte stets gelautet, dass es rechts von der CSU keine demokratisch legitimierte Partei geben dürfe. Unbelehrbar faselte Seehofer am Abend, „man sollte mit allen demokratischen Kräften reden“, womit er auf die AfD anspielte und diese ausschließen wollte.

Im historischen Vergleich ist das AfD-Ergebnis beachtlich

Doch schon unter Strauß fuhren 1986 die erst drei Jahre alten Republikaner mit ihrem charismatischen Spitzenkandidaten Franz Schönhuber aus dem Stand beachtliche 3,0 Prozent ein. Und vier Jahre später fielen besagte Republikaner am Ende des Wahlabends von 5,1 % auf 4,9 %, während es bei der FDP gerade umgekehrt war. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Der Einzug einer Rechtspartei ins Maximilianeum konnte damals gerade noch verhindert werden. Insofern ist das Abschneiden der erstmals bei einer Landtagswahl in Bayern angetretenen Blauen durchaus beachtlich.

Hauptgegner in Bayern sind die Grünen, nicht die SPD

Seehofers Schaukel- und Ankündigungspolitik sorgte für eine Erosion des rechten Randes der Christsozialen. Und diese Wähler dürften auch kaum mehr zurückzuholen sein, regen sich doch in der CSU die Stimmen, welche vor allzu schrillen Tönen in der Ausländerpolitik warnen. Dazu passt, dass die CSU 180.000 Wähler an die Grünen verlor und deren Spitzenkandidat nun eine Koalition mit den Schwarzen grundsätzlich nicht mehr ausschließt.

Die CSU wird in Zukunft wieder mehr in der Mitte nach Wählern fischen, zumal man auch verstärkt ökologische Themen behandeln möchte.Die Schwarzen erkannten, dass fortan die Grünen der Hauptgegner sein werden, denn eine einstellige SPD ist zahnlos und ungefährlich. Bedenkt man, dass die einzigen sechs Direktmandate im Freistaat, welche nicht CSU-Kandidaten zufielen, von Grünen ergattert wurden – eines in der Universitätsstadt Würzburg und fünf in München –, dann kann man das verstehen.

Nur noch ein einziger Wahlkreis mit 50%

Als Alarmsignal müssen die Christsozialen auch die Tatsache werten, dass sie nur noch in einem Wahlkreis, nämlich in Neumarkt in der Oberpfalz, bei den Erststimmen die 50-Prozent-Marke knacken konnten, und zwar ganz knapp mit 50,3 %. Dank Seehofer (und Söder) ist damit die CSU zu einer Allerweltspartei wie die Merkel-CDU verkommen, so dass die in Bayern regierenden Schwarzen ihr Alleinstellungsmerkmal von einer übermächtigen konservativen Volkspartei verspielt haben.

Über den Autor

Martin Pfeiffer ist promovierter Jurist und Publizist. Nach redaktioneller Tätigkeit bei der Wiener Wochenzeitung „Zur Zeit“ (1999–2003) wechselte er in die Schriftleitung des Grazer Monatsmagazins „Die Aula“, das er bis zur Einstellung im Juni 2018 gestaltete, und wurde 2004 auch Geschäftsführer des Aula-Verlages. Er ist Obmann des „Kulturwerks Österreich“ und tritt als Redner im gesamten deutschsprachigen Raum sowie als Buchautor auf. Martin Pfeiffers „Querschläger“-Kolumne wird nun wöchentlich bei Info-DIREKT erscheinen.

Weitere Artikel …

Schweiz: Polizei führt Martin Sellner ab!
justiz

Schweiz: Polizei führt Martin Sellner ab!

Aktualisierung: Sellner ist mittlerweile wieder frei. Hier ein Video dazu: https://t.me/info_direkt/6439 Aktualisierung: „X“-Chef Elon Musk hat direkt auf „X“ bei Sellner nachgefragt, ob die Vorgangsweise gegen ihn legal sei. Mehr dazu: https://t.me/info_direkt/6440 Heute Abend wollte […]