Falsche Ortsnamen, um historische Fakten zu leugnen

Cristian Kollmann, falsche Ortsnamen
Bild Cristian Kollmann: Süd-Tiroler Freiheit; Hintergrundbild und Bildkomposition: Info-DIREKT

Im Interview mit Info-DIREKT klärt Cristian Kollmann über das falsche Spiel mit den erfundenen italienischen Ortsnamen auf.

Info-DIREKT: Wenn man durch Südtirol fährt und die zweisprachigen Ortsnamen sieht, bekommt man den Eindruck, ganz Südtirol wäre schon immer italienisch besiedelt gewesen. Wie kommt das?

Cristian Kollmann: Genau das kommt nicht von ungefähr, sondern ist beabsichtigt. Zwar war das Gebiet des heutigen Südtirols immer schon mehrsprachig besiedelt, doch nicht flächendeckend! Auf das spätere Südtirol bezogen, machte der Italieneranteil nur drei Prozent aus. Nur in den drei Gemeinden Branzoll, Leifers und Pfatten bildeten die Italiener die Mehrheit. Doch um diese historischen Fakten zu leugnen, kommt die aufgesetzte italienische Ortsnamengebung ins Spiel. Ihre Ursprünge reichen ins Ende des 19. Jahrhunderts zurück und bilden die Grundlage für die Gebietsansprüche Italiens auf den deutschen und ladinischen Teil Tirols südlich des Alpenhauptkammes und westlich des Toblacher Feldes. Ettore Tolomei, ein italienischer Nationalist aus Welschtirol, hatte sich zum Ziel gesetzt, das gesamte zu annektierende Gebiet flächendeckend mit einer scheinitalienischen Ortsnamengebung zu übertünchen, angefangen mit „Alto Adige“ (was übersetzt ‚Hochetsch‘ bedeutet) für Südtirol. Tolomeis Namen wurden mit drei faschistischen Dekreten in den Jahren 1923, 1940 und 1942 amtlich eingeführt. Gleichzeitig wurden die deutschen und ladinischen Namen verboten. Diese Dekrete sind bis heute gültig, und alle italienischen Parteien inklusive der Grünen, aber auch die Südtiroler Volkspartei, wollen an ihnen festhalten.

Info-DIREKT: Können Sie ein Beispiel für den Erfindungsreichtum Tolomeis nennen?

Kollmann: Beispiele gäbe es unzählige. Aber nur um eines zu nennen: Klobenstein am Ritten – der Name kommt von ‚geklobener, also gespaltener Stein‘ – machte Tolomei kurzerhand zu „Collalbo“, was rückübersetzt ‚weißer Hügel‘ bedeuten würde.

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Über Cristian Kollmann:

Cristian Kollmann, geb. 1971, wohnhaft in Bozen. Studium der Romanistik und Sprachwissenschaft, der Germanistik und Anglistik in Innsbruck. Doktoratsstudium der germanistischen Linguistik in München. „Toponomast“ des Landes Südtirol von 2000 bis 2005. Politische Aktivität für die Selbstbestimmungs-bewegung seit 2000. Seit 2014 Mitglied des Hauptausschusses und seit 2015 Mitglied der Landesleitung der Süd-Tiroler Freiheit.

 

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