Bereitet sich die Regierung für eine Flucht aus Wien vor?

Christian Kern im Bunker
Bildquelle: Bundeskanzleramt; Andy Wenzel - Bundeskanzler Kern besucht den Regierungsbunker

In St. Johann im Pongau gibt es einen „ganz geheimen“ Regierungsbunker, der mehrgeschossig 300 Meter unter der Erde Schutz bieten soll. Schutz für die Regierungsspitze, versteht sich – denn das Volk darf nicht wissen, wo genau die Hochsicherheitsanlage ist. Die letzten Regierungen sahen keine Veranlassung den Regierungsbunker zu besuchen. Der letzte Kanzler, der dort war, war SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky. Vor 30 Jahren!

von Florian Meyer

Kanzler und Verteidigungsminister richten sich ein

Nun besuchten SPÖ-Kanzler Christian Kern und Verteidigungsminister Doskozil (SPÖ) den Bunker und zeigten medienwirksam gesteigertes Interesse. Und sie scherzten ganz offen darüber, wie sie es sich dort gemütlich machen wollen: „Ich werde ein Austria Wien-Poster aufhängen“, zitiert den Kanzler die „Kleine Zeitung“. „Naja, muss nicht sein“, murmelt daneben Rapid-Fan Doskozil.

Ebenfalls inspizierten sie, laut auserwählten Medienberichterstattern, den Sitzungssaal für das staatliche Katastrophen- und Krisenmanagement. Kern hoffte natürlich obligatorisch, dass er „das Ausweichquartier nie brauchen werde“. Zitat der „Kleinen Zeitung“: Für den gegenteiligen Fall habe er sich aber überzeugen können, „dass wir absolut gut gerüstet sind“.

Aufregung um Fluchtgerüchte

Nach den entsprechenden Medienberichten Anfang der Woche (16, 17. Jänner) wollen die Gerüchte nicht abschwellen: „Sind das die ersten oder gar die letzten Vorbereitungen der Regierung, falls sie aus Wien flüchten muss?“ – „Droht gar Bürgerkrieg?“ – Die Leser in den Kommentarspalten sind aufgeregt, was auch damit zu tun hat, dass sie systematisch im Dunkeln gehalten werden.

Bruch der Neutralität?

Für Wirbel sorgt auch der Umstand, dass – gemäß Medienmeldungen – ausländische Militärs im Bunker „ein- und ausgehen“ würden. Tatsächlich posiert auf einem Foto Kanzler Kern mit einem deutschen Bundesheeroffizier. Die BRD ist bekanntlich wichtiges Mitglied der NATO. Wie sich das mit der alpenländischen Neutralität verträgt? Man beobachte ja nur gemeinsam den Luftraum, ist man seitens des Verteidigungsministeriums wieder einmal um keine Ausrede verlegen. Auch in den tausenden NATO- und US-Waffentransporten quer durch das neutrale Österreich sieht dieses Ministerium bekanntlich „kein Problem“.

Jedenfalls ist die Feindbestimmung eindeutig – die NATO-geübten BRD-Militärs dürften hier entsprechende Entscheidungshilfen liefern: Die „Kleine Zeitung“ berichtet nämlich auch, dass auf einer Videowand die Linienmaschinen überwacht werden, „die aus Krisenländern stammen und nach Mitteleuropa unterwegs sind.“ Natürlich „nur für alle Fälle“. Russland und die Türkei zählen, laut diesem Zeitungsartikel, wie selbstverständlich zu den „Krisenländern“.

Weitere Artikel …