Nach politisch-motivierter Kündigung: Jetzt spricht Caroline Sommerfeld

Waldorfschule Wien-West, By Thomas Ledl (Own work) [CC BY-SA 3.0 at or CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons; Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und Autorin. Zudem arbeitete sie bis Februar als Köchin an einer Waldorfschule in Wien. Wie die „Bezirkszeitung“ und die „Heute“ kürzlich berichteten, wurde sie jedoch im Februar aufgrund ihrer politischen Einstellung gekündigt. Als Grund wurde vonseiten der Schule ihre publizistische Tätigkeit für die neurechte Zeitschrift „Sezession“ des Instituts für Staatspolitik genannt. Im Interview mit Info-DIREKT bezieht Caroline Sommerfeld erstmals Stellung zu den Vorgängen und kündigt an, sich gegen diese politische Diskriminierung wehren zu wollen.

Sehr geehrte Frau Sommerfeld, wie mehrere Medien berichteten, wurden Sie im Februar 2017 als Köchin einer Waldorfschule in Wien entlassen. Als Grund wurde Ihre publizistische Tätigkeit auf einer vermeintlich „rechtsradikalen Internetseite“, der neurechten Plattform „Sezession“, genannt. Können Sie den Vorfall unseren Lesern etwas genauer schildern?

Ich habe an der Waldorfschule da schon ein Jahr die Schulküche geleitet, als mir in einem Personalgespräch plötzlich eröffnet wurde, ab 1.2. dürfe ich wie auch immer nicht mehr an der Schule arbeiten, und zwar mit genau dieser Begründung. Andere Arbeitgeber erledigen solche „Probleme“ ohne Nennung des wahren politischen Grundes. Schwierig war und ist, dass unsere Kinder in diese Schule gehen und auch weiterhin gehen sollen – das ist einerseits Druckmittel des Vorstands gewesen, andererseits der Grund, warum Medienberichte heikel sind. Ich habe deshalb auch nicht sofort mit An-die-Presse-Gehen oder Klage reagiert. Vielmehr habe ich mich an die „Gleichbehandlungskommission“ im Ministerium für Frauen und Gesundheit gewandt wegen „Diskriminierung aufgrund von Weltanschauung“. Diese Kommission ist eine außergerichtliche Schlichtungsstelle, die mein Ansuchen formal akzeptiert und das außergerichtliche Verfahren eingeleitet hat. Dazu sage ich zum jetzigen Zeitpunkt nichts. In jedem Fall ist jedoch klarzustellen: Jobkündigung, weil jemand politisch aktiv ist, noch dazu bei einem Job, der keinerlei politische Inhalte zum Gegenstand hat, erinnert fatal an die sogenannten „Radikalenerlasse“ in der Bundesrepublik Deutschland in den 70er Jahre, als kommunistische Briefträger oder Schaffner als Staatsbedienstete entlassen wurden. Gut, ein Schulverein ist ein Verein mit eigenen Regularien, eine Moslemin kann auch nicht Mitglied im katholischen Männergesangverein sein. Wenn sich eine Waldorfschule jedoch zu Offenheit und Toleranz und gegen „Diskriminierung“ bekennt, und dann Mitglieder oder Mitarbeiter diskriminiert, liegt der Fall anders.

Nach dem Bekanntwerden des Vorfalls zwang die Schule alle Eltern, eine sogenannte „Wiener Erklärung“ zu unterschreiben. Diese soll sich gegen „Rassismus, Diskriminierung und Nationalismus“ richten. Wie bewerten Sie eine solche Maßnahme?

Das ist genau der springende Punkt: einen Bekenntniszwang in Schriftstücken festzulegen. Es geht mir nicht darum, dass ich „für Diskriminierung“ etc. eintreten will, sondern darum, dass eine solche Schule politische Bekenntnisse überhaupt nicht den Eltern abnötigen darf. Ich habe dann eine „Gegenerklärung“ verfasst, die weniger an die Schuleltern gerichtet war, als an die Waldorforganisationen und die anthroposophische Community. Der Schulgründer Rudolf Steiner hatte den Kerngedanken eines „Freien Geisteslebens“, zu dem eben auch Schulen gehören (und Bildungsinstitutionen überhaupt, Musik, Theater, Literatur, Religion usw.), das abgeteilt sein muss vom Wirtschaftsleben und vom Rechtsleben (in das für Steiner auch die Politik gehört), um wirklich frei zu sein und freie Geister heranzubilden. Dieses „freie Geistesleben“ ist in Gefahr, wenn es politisch festgelegt wird. Der Vorstand und der Waldorfbund verstehen diesen Punkt meines Erachtens deshalb nicht, weil sie denken, ihre Vorstellungen von Weltoffenheit, Toleranz und Multikulti und ihr Auftreten gegen „Rassismus, Nationalismus und Diskriminierung“, seien neutral, normal und ohnehin unhinterfragbar gültig, weil sie auf den Menschenrechten basieren. Dass das Ganze selber Ausdruck linker Ideologie ist, ist schulintern nicht vermittelbar gewesen.

Dazu kommt, dass die „Wiener Erklärung“ aus dem Jahre 2007 eigentlich eine völlig andere Funktion hatte. Damals wurde damit ein langer unfruchtbarer Streit um Steiners nach heutigen linken Erkennungsmustern „rassistische“, „antisemitische“ und „völkische“ Schriften versucht beizulegen, indem sich die Waldorfschulen eben von ihrem Gründen partiell distanzieren und sich zu linken Werte bekennen. Damit niemals wieder jemand daherkomme, und damit anfange, Waldorf sei ja irgendwie „Nazi“. Das ging offensichtlich in Österreich zehn Jahre gut. Die „Wiener Erklärung“ hatte also nie die Funktion, Eltern, Lehrer oder Vereinsmitglieder auf ihren Wortlaut zu verpflichten. Wenn das jetzt durchgeführt wird, wird die Waldorfschule (und nicht nur die in Wien West, eine Vertreterin des Waldorfbundes meinte, das sollten andere Schulen übernehmen) zu einer politischen Bekenntnisschule. Die Frage ist: ist das noch anthroposophisch? Und: will man das als Elternteil wirklich mittragen müssen?

Gab es an der Schule nennenswerten Widerstand gegen Ihre Entlassung oder gegen diese aufgezwungene „Wiener Erklärung“? Gab es auf der anderen Seite Unterstützung dafür?

Es gab vereinzelte Menschen, die mir nicht politisch-inhaltlich beipflichteten (da gab es nur einen einzigen Vater, dessen offener Brief ja auch in der „Bezirkszeitung“ zitiert wird), sondern die völlig unabhängig davon, was meine Überzeugungen sind, dafür eingetreten sind, dass ich diese im Rahmen der Meinungsfreiheit äußern müssen darf. Gerade, wenn diese politischen Ansichten eben nicht in der Schule, sondern außerhalb, in meiner publizistischen Tätigkeit, zum Ausdruck kommen.
Es gab aber auch Eltern, und zwar viele, die eine Unterschriftenliste aufgelegt haben, um meinen Fall in einer außerordentlichen Generalversammlung zu klären.
Interessant war die Diskussion, die in der Anthroposophie anlässlich meiner „Gegenerklärung“ passiert ist. Da ist bis in die wichtigsten Zeitschriften hinein explizit darüber diskutiert worden, da gab es – auch wenn sich Anthroposophen nicht politisch bekennen oder eindeutig einordnen lassen – auch sehr klare Äußerungen, die mich unterstützten. Das ist am Schulvorstand aber völlig vorbeigegangen, den interessiert das nicht.

Sie haben sich ja an die Gleichbehandlungskommission des Frauen- und Gesundheitsministeriums gewandt. Wie schätzen Sie die Chancen ein, erfolgreich gegen diese politische Diskriminierung vorzugehen?

Über das anhängige Verfahren vor der „Gleichbehandlungskommission“ kann und will ich mich zum jetzigen Zeitpunkt, wie gesagt, nicht äußern. Worum es mir geht, ist: dass schulintern eine Klärung stattfindet, dass Gerüchte aufhören, dass ich mich dort wieder ganz normal blickenlassen kann. Und dass durch das Öffentlichwerden des „Falls Sommerfeld“ genau der Selbstwiderspruch im linken „Diskriminierungs“-Furor deutlich wird: wer gegen „Diskriminierung“ eintritt und damit diejenigen diskriminiert, die dies nicht tun, widerspricht seinen eigenen Standards. Und – dies sei nur bemerkt, weil das Argument fast automatisch kommt – Rechte völlig selbstverständlich diskriminieren zu müssen, weil sie ja selber „diskriminieren“ (eben Ausländer, Homosexuelle, Frauen oder sonstwen), ist irrsinnig. Denn die Diskriminiertengruppen, die Diskriminierungsspielarten und Diskriminierungsvermeidungsregeln, die legen ja die Linken selber fest.

Die Waldorfschule orientiert sich an dem pädagogischen Konzept von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie. Lässt sich eine solche Anschauung überhaupt mit einem Engagement bei der Neuen Rechten vereinen?

Absolut. In einem kritischen Blog las ich kürzlich den feinen Satz „Wer heute Rudolf Steiner sät, wird Neurechte ernten“. Der Blogger hatte beobachtet, dass sich offenbar im anthroposophischen Milieu immer wieder Stimmen regen, die seinem Suchbild „Hilfe, das ist rechts!“ entsprechen. Ich denke, es verhält sich so: Steiners Grundgedanken sind ziemlich deckungsgleich mit dem, was Identitäre „Ethnopluralismus“ nennen, mit dem, was die bewusste Verwurzelung in der Tradition, im Volk, in Europa ausmacht, mit christlichem Selbstverständnis und auch einem bewahrenden Naturverständnis. Außerdem natürlich ist Waldorfpädagogik, gerade, weil sie nicht „mit der Zeit geht“, sondern manchmal ziemlich anachronistisch ist, was Handwerk und Handarbeit, Lehrerautorität, Auswendiglernen, klassische Bildungsinhalte usw. betrifft, viel „rechter“, als sie selber momentan sein will.

Sie haben kürzlich gemeinsam mit dem Wiener Publizisten Martin Lichtmesz ein Buch namens „Mit Linken leben“ veröffentlicht. Was kann sich der Leser davon erwarten?

Oh, viel natürlich! Wir haben in unserem Buch aufgespannt, warum linkes Denken, Leben und Reden gegenwärtig übermächtig, normal und somit für die Linken selber zumeist unsichtbar ist. „Rechts sein“ erfordert ein explizites Bekenntnis und bringt garantiert Stress ein, links zu sein ist ein „good guy badge“ und verspricht höheren sozialen Status. Wir haben also soziologisch zusammengesammelt, worin die Trennlinien zwischen Linken und Rechten gegenwärtig verlaufen, und dazu auch Gründe formuliert. Wie lebt es sich in einer polarisierten Gesellschaft? Was passiert mit Freundschaften, Beziehungen, in Familie, Schule und Berufsleben, wenn man sich als Rechter outet oder wenn man – das passiert ja öfter als den Leuten lieb ist – als „rechts“ etikettiert wird? Oftmals wahre Psychodramen. In „Mit Linken leben“ geben Martin Lichtmesz und ich nicht nur Ratschläge für den Umgang mit solchen Situationen und den beliebtesten Vorurteilen und Klischeewörtern „gegen rechts“, sondern am Ende auch einen „Tugendkatalog“. Und all das nicht als „Jammerrechte“, die wie die Linken es ja gern überall herumerzählen, immer „Opfer spielen“, sondern mit dem uns eigenen Humor und dem Selbstbewusstsein: rechts ist richtig, links ist giftig!

Das Buch von Caroline Sommerfeld und Martin Lichtmesz, „Mit Linken leben“, kann hier direkt vom Antaios-Verlag bezogen werden. Eine kurze Vorstellung finden Sie hier

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6 Kommentare

  1. So ist es immer unter den Gutmenschen. Wer Gut ist, wird nie als Mensch behandelt. Der Großteil der polierten Weltverbesserer bei Demos, hat nichts begriffen, was rund um Geschieht. Arme Wichte eben.

  2. Diese „Linken“ sind die wahren Totengräber der Demokratie.Die Grundrechte sprechen sie all denen ab, die sich ein freies unabhängiges Denken bewahrt haben. Wo es nicht subtil geht, da kommt die Antifa mit ihrem Straßenterror. Im vorgeblichenKampf gegen rechts sind sie es selber, die totalitär sind, im Denken und im Handeln!

  3. Frau Sommerfeld, verschwenden Sie keine Energie im Kampf gegen linksorientierte Opportunisten, die sich allein schon durch ihre Intoleranz selbst ins Abseits stellen. Genau aus diesem Grunde habe ich mich bereits vor 30 Jahren vom Waldorfbund distanziert. Freuen Sie sich vielmehr, dass Sie mit solchen Leuten nichts mehr zu tun haben. Alles Gute und Kopf hoch!

  4. Das ist leider kein Einzelfall, die Meinungsdiktatur ist allgegenwärtig – in der Politik, in der Wirtschaft und in den Medien. Man will den Menschen ihren freien Willen brechen und sie zu willenlosen Ja-Sagern umerziehen. Dazu dient auch der ganze Gender-Wahnsinn. Direkt grotesk ist, daß jene, die von Freiheit und Gleichheit reden, die größten Meinungsdiktatoren sind.

  5. Einen solchen Fall gibt es auch in Freiburg im Breisgau: Mir als Eurythmiebegleiter hat die Waldorfschule Freiburg-Wiehre wegen eines kritischen Artikels zur Flüchtlingskrise fristlos gekündigt. Das Gericht hat die Kündigung zwar für unrechtmäßig erklärt, aber in zweiter Instanz dem Auflösungsantrag der Schule dennoch stattgegeben, da eine „weitere gedeihliche Zusammenarbeit“ nicht zu erwarten sei.
    Eine ehemalige Lehrerin hatte mir dann eine kleine Beschäftigung an der Michael-Schule vermittelt, eine anthroposophische Förderschule. Als man von meiner Kündigung erfuhr, hat man mich auch dort hinausgeworfen – bevor der Kündigungsschutz in Kraft getreten wäre, so dass eine Klage hier nicht möglich ist.

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