Wenn die Sprachpolizei wieder zuschlägt

Bild: CBS Television via Wikimedia Commons [CC0]

Zwei verschiedene Fälle offenbarten in der vergangenen Woche die verquere Gedankenwelt der Gutmenschen. In einer Manier, die man eher im dystopischen Roman 1984 von George Orwell vermuten könnte, echauffierten sie sich über Formulierungen, die ihrer Ansicht nach anstößig sind. Nicht hinwegzudenken: Der Gedanke, dass es sich dabei um eine Mischung aus „Dirty Campaigning“ und zu viel Freizeit handelt. Die Scheinheiligkeit der Sprachpolizei hinter sämtlichen ‚Skandalen‘ ist aber himmelschreiend.

Kommentar von Julian P. Eschentharrn.

Den Anfang machte vor einigen Tagen eine angeblich „rassistische“ Werbung des schwedischen Labels H&M. Vor einigen Jahren hatten sich Kommentatoren aufgeregt, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Buchung auf farbige Models entfallen würde. Der Moderiese aus Stockholm setzte zwar in der Folge als einer von wenigen Global Players in dieser Branche tatsächlich verstärkt auf die Diversität seiner Fotomodelle. Das hütet ihn aber nicht davor, wiederholt bei den Sittenwächtern der Sprachpolizei anzuecken.

Stein des Anstoßes diesmal: ein schwarzer Junge trug einen Pullover mit der Aufschrift Coolest Monkey in the Jungle. Dies anrüchig zu finden, sagt freilich mehr über die Empörten aus, als jene, welche solche Assoziation gar nicht bedienen. Zu letzteren gehört übrigens auch die Mutter des Jungen. Einem normal denkenden Menschen erschließt sich die Beliebigkeit der Aufregung deshalb nur mehr erschwert. Vielleicht ist ja es auch diese künstliche Aufregung, welche meinen gedanklichen Brückenschlag an manche Aussagen in Falcos berühmtem Kommissar (1982) begründen. Der verstorbene Künstler möge verzeihen, wenn diese sinngemäß paraphrasiert werden.

„Wenn er di anpatzt und du waaßt warum…“

Besonders perfide gestaltet sich die Situation jedoch, wenn die Empörten und ihre Freunde in den Leitmedien sich über eine Situation empören die sie selbst erschaffen haben. Nach einer aussagekräftigen und sachlichen Pressekonferenz von FP-Innenminister Herbert Kickl war nicht entweder die vorgestellte Asylbilanz 2017 das Gesprächsthema. Vielmehr gingen sämtliche Mainstream-Medien der Diktion einer APA-Kampagne auf den Leim. Man konzentrierte sich auf den Umstand, dass Kickl die Worte in Verbindung mit dem Asylthema das Wort ‚konzentriert‘ in den Mund nahm. Während Kanzler Kurz befand, die anschließende Erörterung habe die Absichten Kickls „klargestellt„, machte Präsident van der Bellen seiner alten politischen Heimat alle Ehre und rügte den Minister.

Wie ein Vlog von Patrick Lenart treffend herausstellte, handelt es sich bei dieser Assoziation lupenrein um einen ‚hausgemachten Skandal‘. Die Gedankenkette, die Unterbringung von Asylwerbern in Großunterkünften mit den Konzentrationslager im dritten Reich zu verknüpfen, stammt nämlich aus der tiefroten Ecke. Der Erstimpuls wurde hierbei schon 2009 von den Kommunisten höchstpersönlich gesetzt. Nur Wochen später pflegte der Burgenländer SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl in Verbindung mit Plänen der damaligen VP-Innenministerin Maria Fekter zu Grundversorgungszentren exakt dieselbe Wortwahl:

„Ich finde es nicht richtig, wenn Asylanten konzentriert in einem Lager untergebracht werden. Wenn man sich die Pläne von Eberau ansieht, erinnern diese an Lagerbauten, die hierzulande vor 70 Jahren entstanden sind“
Hans Niessl, SPÖ-Landeshauptmann Burgenland, im Jänner 2010

„Und der Frust macht uns (nicht) stumm…“

Die Verzweiflung der Gutmenschen über ihren Machtverlust zeigt hierbei deren impertinente Reaktion auf beinahe jede Forderung eines FPÖ-Politikers. So träumte Michael Mingler, aussichtsreicher Kandidat der Tiroler Grünen für die kommende Landtagswahl, in einem Tweet davon alle FPÖ Mitglieder zu internieren. Außerdem möchte er „Kickl und sein Team erst mal arbeiten lassen (in einem) Lager. Für manche ergab sich unter dem Facebook-Post der Presse sogar aus den Plänen von FP-Verkehrsminister Norbert Hofer einen Grund, in bester Sprachpolizei-Manier die altbekannte ‚Nazikeule‘ zu schwingen.

Bild: Screenshot Facebook @ 12-Jan-18 08:48 AM CET
Bild: Screenshot Facebook @ 12-Jan-18 08:48 AM CET

 

Bild: Twitter
Bild: Twitter

 

Wenn man sich über die Beschaffenheit des Schnees fragt, auf welchem diese Leute talwärts fahren, wird man auf keine sinnvolle Antwort kommen. Wobei, Fragen nach der Farbe desselben dürften im Neusprech des 21. Jahrhunderts sowieso unwillkommen sein. Immerhin gab es erst im Dezember einen Shitstorm, weil eine Londonor Elite-Uni die winterliche Pracht als „weiß“ beschrieb. Dies sei nämlich zutiefst rassistisch. Wenn’s sonst keine Probleme gibt…

 

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1 Kommentar

  1. Mangels eigener Phantasie werden dem politischen „Gegner“ Dinge unterstellt, die man selbst bereits gedacht oder getan hat. Eine kreative Unterstellung hingegen bedarf eines gewissen Intellekts und einer guten Allgemeinbildung. Bei dieser Negativauslese auf den parteilichen Erfolgsleitern kommt es daher regelmäßig zu taktlosen Vergleichen und unpassenden Anspielungen.

    Die Vordenker, die sich vor Generationen die perfiden Vorgehensweisen erdacht haben, gehören zu den intelligentesten auf diesem Planeten. Ein Durchschnitt von 115 ist ein guter Wert. Doch wer Wasser predigt, sollte auf seinen Wein achten.

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