Othmar Karas und die schwarzen Altlasten der ÖVP

Othmar Karas Othmarkaras [GFDL oder CC BY-SA 3.0], von Wikimedia Commons; Karoline Edtstadler Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons; EU-Fahne User:Verdy p, User:-xfi-, User:Paddu, User:Nightstallion, User:Funakoshi, User:Jeltz, User:Dbenbenn, User:Zscout370 [Public domain], via Wikimedia Commons; Martin Pfeiffer privat; Bildkomposition von Info-DIREKT

 

Er hat es also nochmals geschafft: Dank seiner parteiinternen Seilschaften und penetranten Art gelang es Othmar Karas, der schwarzen Altlast innerhalb der mittlerweile zu türkis mutierten Kanzlerpartei noch einmal als Spitzenkandidat seiner Partei zur EU-Wahl am 26. Mai anzutreten. Viele Vertreter der Volkspartei sind darüber nicht glücklich, steht doch nun ein Mann aus Aushängeschild der ÖVP an der Spitze der EU-Liste, der ein fanatischer Anhänger des Systems Brüssel und dessen Bonzen ist.

Von Martin Pfeiffer

Othmar Karas – Kandidat der schwarzen Globalisten

Er hat es also nochmals geschafft: Dank seiner parteiinternen Seilschaften und penetranten Art gelang es Othmar Karas, der schwarzen Altlast innerhalb der mittlerweile zu türkis mutierten Kanzlerpartei noch einmal als Spitzenkandidat seiner Partei zur EU-Wahl am 26. Mai anzutreten. Viele Vertreter der Volkspartei sind darüber nicht glücklich, steht doch nun ein Mann aus Aushängeschild der ÖVP an der Spitze der EU-Liste, der ein fanatischer Anhänger des Systems Brüssel und dessen Bonzen ist. Kein Wunder, ist Karas doch, der kleine Mann mit dem kalten, berechnenden Blick, längst ein Apparatschik, der mit den Junckers und Broks aufs Engste verbunden ist. Während die viel liberalere CDU in Nordrhein-Westfalen ein Zeichen setzte und ihr Mitglied Elmar Brok, einen fanatischen Atlantiker und EU-Knecht, immerhin dienstältestes Mitglied des EU-Parlaments, nicht mehr nominierte, hält deren österreichische Schwesterpartei an ihrer Altlast fest.

Ein farbloser Hinterbänkler, der nur durch Waldheim etwas wurde

Damit bietet sie zahlreiche Angriffspunkte im kommenden EU-Wahlkampf, weil Karas nicht so handelt, wie Kanzler Kurz redet. Für bürgerliche EU-kritische Österreicher, die nun die 2018 runderneuerte ÖVP der FPÖ grundsätzlich vorziehen, könnte daher auf EU-Ebene im Mai FPÖ-Spitzenkandidat Harald Vilimsky erste Wahl sein. Denn dessen Kritik an den Zuständen in Brüssel und der selbstherrlichen und zentralistischen Politik der Bonzen in Belgiens Metropole spricht wesentlich mehr Menschen an, die gravierende Änderungen in der Europäischen Union wünschen. Nun mögen manche meinen, dass Karas aufgrund seines Unfalls, bei dem er Kopfverletzungen davontrug, bisweilen zerstreut und fahrig erscheint. Doch wenn er von der EU und deren utopischen Plänen redet, ist er ganz in seinem Element, dann leuchten seine Augen. Für so manchen ÖVP-Mandatar ist der liberale CVer nach wie vor der privilegierte Schwiegersohn Kurt Waldheims, der ohne dessen Einfluss damals schnöder ÖVP-Hinterbänkler geblieben wäre.

Auch die „türkise“ Edtstadler ist eine Globalistin

Obwohl ÖVP-Delegationsleiter in Straßburg scheint Karas nicht an Arbeitsüberlastung zu leiden. Denn wie hätte er es sonst 2017 geschafft, parallel zum Alltagsbetrieb in Brüssel noch seine Dissertation abzugeben! Sein Thema lautet übrigens „Die europäische Demokratie – Grenzen und Möglichkeiten des Europäischen Parlaments“. Wenn nun die ÖVP betont, dass sie mit ihrer Listenzweiten, der derzeitigen Staatssekretärin im Innenministerium, Karoline Edtstadler, ein türkises Pendant ins EU-Parlament entsende, so stimmt das nicht ganz. Denn die Dame aus Salzburg ist eine „glühende Europäerin“ – dies ist ein Synonym für Anhängerin der EU nach Brüsseler Art – und fuhrwerkte vor ihrer Tätigkeit im Ministerium als Juristin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg herum, der für seine gutmenschlichen Urteile bekannt ist. Nicht umsonst wurde die Anhängerin der „westlichen Wertegemeinschaft“ als Aufpasserin neben Innenminister Herbert Kickl gesetzt.

Kein Gegenpart zu Karas, sondern eine ideale Ergänzung

Sie soll dafür sorgen, dass unter der Chefin des Außenamtes Österreich nicht zu kritisch gegenüber Brüssel ist und nicht zu enge Beziehungen zu den Visegrádstaaten und Russland pflegt. Inwieweit daher Edtstadler als „idealer Gegenpart“ zu Karas bezeichnet werden kann – wie das nun einige Zeitgeistmedien verbreiten –, ist angesichts der bisherigen Tätigkeit der Dame äußerst fraglich. Für Veränderungen im System Brüssel stehen die beiden Erstplatzierten auf der EU-Liste der ÖVP nicht. Edtstadler dürfte nach ihrer Wahl ins Europaparlament lediglich die empfangenen Aufträge aus Wien ausführen und einige allzu EU-freundliche Ausritte ihres Delegationsleiters bremsen. Ihre Haltung zu Viktor Orbán, dessen nationalkonservative Partei FIDESZ bislang noch in einer Fraktion mit der ÖVP in Straßburg ist, dürfte eine äußerst kritische bis ablehnende sein und sich kaum von der des Othmar Karas über den ungarischen Ministerpräsidenten unterscheiden. Quo vadis, ÖVP?

Über den Autor:

Martin Pfeiffer ist promovierter Jurist und Publizist. Nach redaktioneller Tätigkeit bei der Wiener Wochenzeitung „Zur Zeit“ (1999–2003) wechselte er in die Schriftleitung des Grazer Monatsmagazins „Die Aula“, das er bis zur Einstellung im Juni 2018 gestaltete, und wurde 2004 auch Geschäftsführer des Aula-Verlages. Er ist Obmann des „Kulturwerks Österreich“ und tritt als Redner im gesamten deutschsprachigen Raum sowie als Buchautor auf. Martin Pfeiffers „Querschläger“-Kolumne erscheint wöchentlich auf www.info-direkt.eu und im Printmagazin Info-DIREKT.

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