Kinder brauchen souveräne elterliche Führung

Caroline Sommerfeld: Kindererziehung
Bilder: pixabay und Info-DIREKT

Die Erziehungswissenschaft der Frankfurter Schule und das moderne Menschenbild werden immer mehr zur Gefahr für unsere Kinder

Auszug aus einem Gastbeitrag von Caroline Sommerfeld. Erschienen im Magazin Info-DIREKT Ausgabe 24.

Die Pädagogik der Frankfurter Schule sah das Kind primär als soziales Wesen, „die Gesellschaft“ war die Leitmetapher dieses Denkens und „Freiheit“ der Prozess der sozialen Befreiung von gesellschaftlichen und psychischen Zwängen.

Die neuere konstruktivistische Pädagogik seit etwa den 2000er-Jahren nun sieht das Kind primär als eingekapseltes Wesen, als „Gehirn im Tank“. „Freiheit“ ist für sie selbstgesteuerte kognitive Entwicklung. „Jedes Kind ist hochbegabt!“ heißt ein Titel des Hirnforscher-Pädagogen Gerald Hüther. Die „Einzigartigkeit“ des angelegten Potenzials, das sich ungehindert entfalten kann, versetzt den Erwachsenen in die Rolle des „Dialogpartners“, „Begleiters“, „Tutors“ und „Lerncoachs“, die Kinder sind „selbstbestimmte Gestalter ihres Lernweges“. Störe meine Kreise nicht und versuche ja nicht, mich zu erziehen!

Ungehorsame Kinder

Beide Anthropologien, das alte linke und das neue postmoderne Menschenbild, steuern am Ende auf eine Freiheit des Kindes zu, die sich erzieherisch nicht mehr bewältigen lässt. Die linke Pädagogik macht den Erzieher überflüssig, weil er alles daransetzt, dass die ihm überlassenen Zöglinge ihn überwinden, sich von ihm „emanzipieren“. Ein kritisch denkendes Kind – statt des braven und gehorsamen Kindes – soll ganz aus sich heraus eine Individualität und ein starkes Ich entwickeln.

Die postmoderne Erziehung autopoetischer Hirne führt im Grunde diesen Gedanken weiter und degradiert den Erwachsenen zum „Ermöglicher“ selbstgesteuerter Prozesse ohne Durchgriffsrecht, auch hier gilt das brave und gehorsame Kind nichts mehr.

Kinder brauchen Führung und Heimat

Es ist eine bestimmte Haltung zum Kind, nicht die angelesene wissenschaftliche Expertise, die uns heute oft so ohnmächtig dastehen lässt: Zwei ineinandergreifende Versionen von Befreiungsanthropologie haben ganze Arbeit getan. An diesem historischen Umschlagspunkt müssen wir zurückgreifen auf verlorene Tugenden der Erziehung, wie etwa die Fähigkeit zur Distanz, das Einhüllen in eine Gemeinschaft, wohldosierte Askese, souveräne elterliche Führung und das Beheimatetsein im eigenen Volk. Diese finden sich in der Tradition der Reformpädagogik, die mitnichten nur „freies Spielen“ propagiert hat, sondern von einem für uns heute unerlässlichen konservativen (ja, konservativ-revolutionären) Menschenbild ausging.

Der vollständige Text von Caroline Sommerfeld ist im Magazin Info-DIREKT Ausgabe 24 erschienen.

Über die Autorin:

 Caroline Sommerfeldgeboren 1975, promoviert mit einer Arbeit über Kant und die moralistische Ethik. Sie schreibt seit 2016 für die Zeitschrift „Sezession“, die „Sezession im Netz“ und andere Seiten. Mit Martin Lichtmesz zusammen hat sie 2017 „Mit Linken leben“ veröffentlicht, das im Antaios-Verlag erschienen ist. Derzeit arbeitet Caroline Sommerfeld an einem Buch über Erziehung, die Pädagogik der Neuen Linken und die Reformpädagogik. Dieses wird im Frühjahr 2019 bei Antaios erscheinen. Sommerfeld ist Mutter von drei Söhnen und lebt mit ihrer Familie in Wien.

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