Strache-Video: Norbert Hofer (FPÖ) in einem Boot mit „linksextremen Falter“?

Norbert Hofer (FPÖ) bedankt sich bei "linksextremen Falter"
Bild Norbert Hofer: Franz Johann Morgenbesser from Vienna, Austria [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons; Bild HC Strache, Martin Sellner und Bildkompostion: Info-DIREKT

Muss man den Kakao durch den man gezogen wird, wirklich auch noch trinken? Diese Frage stellten sich wohl viele, die die gestrige Pressekonfernz der FPÖ (Video dazu am Ende des Beitrags) im Zusammenhang mit dem Strache-Video gesehen haben.

Ein Kommentar von Michael Scharfmüller

Montagvormittag traten Noch-Verkehrsminister Norbert Hofer und Ex-Innenminister Herbert Kickl vor die Kameras. Während Kickl klare Worte gegen die Vorgangsweise der ÖVP fand und aufzeigte, welche wichtigen Erfolge die FPÖ besonders im Bereich der Migrationspolitik vorzuweisen hat, spielte der zukünftige FPÖ-Chef Hofer den Vorzeige-Schwiegersohn. Er nutzte die Gelegenheit auch, um sich bei zahlreichen Personen für die erfolgreiche Regierungsarbeit zu bedanken.

Hofer dankt Mainstream-Medien

Mit folgenden Worten bedankte er sich überraschenderweise auch bei den anwesenden Medienvertetern (ab Minute 14:45):

„Meine Damen und Herren, wichtig ist mir auch, dass Sie wissen, dass ich Ihre Arbeit sehr schätze. Sie sind als Medienvertreter ein wichtiger Teil des Gleichgewichts in diesem Land.“

Natürlich kann man der Ansicht sein, dass die Medien als vierte Gewalt im Staat eine wichtige Kontrollfunktion inne haben. Die Mainstream-Medien haben diese jedoch nicht ausgeübt, sondern die Arbeit der Oppositionsparteien übernommen. Sie haben aus dem Nichts Skandale fabriziert und bei jeder Gelegenheit hysterisch aufgeschrien. Sie haben Österreich im Ausland schlecht gemacht und Antifa-Aktivisten bei jeder Gelegenheit als „Experten“ präsentiert.

Mainstream-Medien sprengten erfolgreiche Regierung

Die etablierten Medien haben alles dafür getan um diese Regierung am Arbeiten zu behindern. Schlussendlich ist es ihnen jetzt sogar gelungen eine erfolgreiche und bei den Österreichern überdurchschnittlich beliebte Regierung zu stürzen. Die Mainstream-Medien stellen kein „Gleichgewicht in diesem Land“ her. Das Gegenteil ist der Fall: Sie sind mit ihrem Verständnis von „Haltungsjournalismus“ dafür verantwortlich, dass sich das Meinungsklima in Österreich weiter verschlechtert hat. Das größte Ungleichgewicht herrscht nämlich zwischen dem, was Medien schreiben (veröffentlichte Meinung) und dem, was die Mehrheit der Österreicher denkt (öffentliche Meinung).

In seiner Lobeshymne strich der künftige FPÖ-Parteichef die Wiener Wochenzeitung Falter  besonders hervor (siehe Video der Pressekonferenz am Ende des Textes ab Minute 15:15):

Ich möchte jetzt explizit auch ein Medium erwähnen, ohne jetzt die anderen gering schätzen zu wollen. Ein Medium, das der FPÖ wahrlich nicht nahe steht, aber die journalistische Arbeit, die der Falter im Zusammenhang mit den Ereignissen der letzten Tagen geleistet hat, war nicht davon geprägt, dass sie unfair gewesen wäre. Und auch dafür möchte ich mich bedanken.

Umstrittene Veröffentlichung für Hofer nicht „unfair“

Die Leistung des Falters der letzten Tage war, dass er gemeinsam mit zwei anderen Medien als erstes das Strache-Video veröffentlicht hat. Wohlgemerkt jenes Video, das entstanden ist, weil bislang unbekannte Kriminelle Norbert Hofers Parteifreunde in eine vorbereitete Falle gelockt haben. Dass Medien darüber berichten, mag ja in Ordnung sein. Dass diese jedoch nicht nur die Tonspur, sondern auch das dazugehörige Bildmaterial veröffentlicht haben, dürfte lediglich dazu dienen Strache und Gudenus in der Öffentlichkeit bloßzustellen. Mit journalistischer Ethik ist diese Vorgehensweise nicht vereinbar.

„Guter-Bulle-Böser-Bulle“ als neue Strategie?

Vielleicht wollte Norbert Hofer aber auch einfach nur einen Kontrapunkt zu Straches Aussage „Journalisten sind ja sowieso die größten Huren auf dem Planeten“ setzen. Eventuell plant die FPÖ nämlich zukünftig mit einer Doppelspitze aufzutreten. Mit Herbert Kickl als geradlinigen und erfolgreichsten Minister der türkis-blauen Koalition. Und mit Norbert Hofer als Angebot für unzufriedene ÖVP-Wähler. Als „Strache-light“. Als Mann der mit allen gut kann und bei den Journalisten beliebt ist.

Solche Doppelspitzen können erfolgreich sein. Mit der „Gute-Bulle-Böser-Bulle“-Strategie können breitere Wählerschichten angesprochen werden ohne zeitgleich die Stammwähler zu vergraulen. Einziger Hacken dabei: man muss sich dabei geschickt anstellen und die Medien müssen dieses Spiel mitspielen.

Armin Wolf und Co. kaufen Norbert Hofer seine Aussagen nicht ab

Dass die Medien dieses „Guter-FPÖler-Schlechter-FPÖler“-Spiel mitmachen, ist unwahrscheinlich. Armin Wolf hat sich über Norbert Hofers Sinneswandel bereits lustig gemacht, in dem er auf Twitter auf google-Suchergebnisse verlinkt hat, das zeigt, wie oft die FPÖ in der Vergangenheit den Falter in Presseaussendungen als „linksextrem“ bezeichnet hat. Auch Claus Pandi von der Kronen Zeitung meint, dass echte Wertschätzung darin liege, auf Pressekonferenzen die Fragen der angeblich so hochgeschätzten Journalisten zu beantworten.

Lob für Mainstream-Medien, Distanzierung von alternativen Medien

Interessant ist Norbert Hofers Lob für Falter und Co. auch deshalb, weil er sich erst im April von zwei patriotischen Medienprojekten distanziert hat. Gegenüber der Wiener Ausgabe des Gratisblattes „Heute“ sagte er auf die Frage, wie er zu Info-DIREKT und dem Wochenblick stehe:

 „Ich sitze mit denen nicht im selben Boot, nicht einmal im selben Meer.“

Auf Nachfrage im Verkehrsministerium, wie diese Aussage Hofers gemeint sei, hieß es der Minister sei „falsch zitiert“ worden. Auf eine Richtigstellung dürfte Norbert Hofer nicht gedrängt haben.

Drei Fragen an Norbert Hofer

Aus dem hier geschilderten Sachverhalt ergeben sich drei etwas überspitzte und nicht ganz ernstgemeinte Fragen:

  1. Wann wird sich Norbert Hofer bei Jan Böhmermann für dessen feinen und wertschätzenden Humor bedanken?
  2. Muss man die FPÖ erst beschimpfen und bekämpfen, um Regierungsinserate und Anerkennung zu bekommen?
  3. Mit wem sitzt Norbert Hofer wirklich in einem Boot? (Das Beitragsbild zu diesem Kommentar zeigt eine Karikatur dazu)

Hier das Video der Pressekonferenz:

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