Schellhorn: „Es geht auch um eine aktive Einwanderungspolitik“

Sepp Schellhorn (NEOS)
Bild Sepp Schellhorn (NEOS): Info-DIREKT

Nach einer Pressekonferenz der NEOS in deren Klubräumlichkeiten in Wien haben wir mit Sepp Schellhorn (Nationalratsabgeordneter der NEOS) über den Fachkräftemangel in Österreich gesprochen und darüber, wie man diesen aus seiner Sicht beheben könnte.

(Eine kurze Audio-Datei zum Interview finden Sie auf unserem Telegram-Kanal)

Info-DIREKT: Herr Schellhorn, in Österreich sprechen viele Personen vom Fachkräftemangel. Was kann man aus Ihrer Sicht dagegen tun?

Sepp Schellhorn: Zum einen brauchen wir ein einheitliches Einwanderungsgesetz, das alles in einem verschließt. Das heißt, wir müssen im Inland und im Ausland dafür werben, um diesen Fachkräftemangel zu stillen. Wir sind ein älter werdender Kontinent.

Zum Zweiten braucht es, glaube ich, ein anderes, ein visionäres Bildungssystem. Da müssen wir einmal von der mittleren Reife sprechen und die Talente bei den Jugendlichen herauskitzeln.

Und das hat in dritter Folge auch den Effekt, dass wir nicht den Pull-Faktor in die universitäre Wissenschaft hinein verstärken. Also wir müssen das mit einer dualen Ausbildung doppeldenken. Vielleicht braucht es für 17-Jährige auch kürzere Lehrzeiten.

Info-DIREKT: In Österreich sind die Menschen eher zuwanderungskritisch, zumindest, wenn man die letzten Wahlergebnisse sieht. Wie wollen Sie vorgehen, damit Sie auch Mehrheiten für Ihre Zuwanderung gewinnen?

Schellhorn: Es geht auch um eine aktive Einwanderungspolitik. Da muss ich jetzt nicht unbedingt ausländerfeindlich sein. Das ist natürlich der Populismus, mit dem ÖVP und FPÖ gerne arbeiten. Aber, es braucht ein Bekenntnis, und davor kann sich nicht einmal die FPÖ verschließen, dass der Fachkräftemangel mit Österreichern alleine nicht mehr zu regeln ist.

Info-DIREKT: Warum nicht?

Schellhorn: Da gibt es zu große Versäumnisse in der Bildungspolitik. Da gibt es zu große Versäumnisse in der Vermittlungspolitik.

Info-DIREKT: Manche Gewerkschafter haben das Bedenken, dass Lohndumping entstehen könnte, wenn man neue „Fachkräfte“ in Land holt. Wie wollen Sie den Menschen diese Bedenken nehmen?

Schellhorn: Es fehlen laut einem Forschungsinstitut 162.000 Fachkräfte in Österreich. Überall dort, wo ein Mangel ist, wird der Kollektivlohn nicht unterwandert, sondern über Kollektiv ausbezahlt, das ist eine praktische Folge. Angebot und Nachfrage.

Ich kann Ihnen ein Beispiel sagen: In meinem Bereich, im Tourismus, haben wir auch einen Fachkräftemangel. Da zahlt man bei weitem nicht mehr nur den Kollektivlohn, da gibt es viel höhere Überbezahlungen.

Info-DIREKT: Die letzte Frage: Es gibt in Österreich 30.000 arbeitslose Asylwerber. Wie bringt man diese in Arbeit, bevor man neue Menschen ins Land holt?

Schellhorn: Es braucht Anreize zum Integrieren. Es braucht Sprachförderung. Die letzte Regierung hat aber gerade die Deutschkurse enorm verkürzt. Das ist ein klassisches Beispiel dafür, wie ich es nicht machen kann. Ich muss hier Anreize schaffen und auch Integrationskurse in die Wege leiten. ÖVP und FPÖ haben diese verweigert.

Info-DIREKT: Herr Schellhorn, danke fürs Gespräch.

Schellhorn: Danke.

Hinweis für Journalisten, die über dieses Interview berichten:

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