August Wöginger (ÖVP): „Wir sind eine heimatverbundene Partei!“

August Wöginger (ÖVP) Interview Info-DIREKT
Bild August Wöginger (ÖVP): Info-DIREKT

Nach einer Wahlkampfveranstaltung der ÖVP hat Info-DIREKT mit dem Klubobmann des ÖVP-Parlamentsklubs August Wöginger gesprochen. Im Gespräch erklärt der wortgewaltige Innviertler, weshalb Identität für Österreich wichtig sei und wie sie gestärkt werden könne. Zudem haben wir ihn zum Thema „Lehre mit Asyl“ befragt.

Info-DIREKT: Herr Wöginger, Sebastian Kurz hat in seiner heutigen Wahlkampfrede davon gesprochen, dass die Identität wichtig ist in Österreich und, dass sie gestärkt gehört. Wie kann ich mir das vorstellen? Ist unsere Identität jetzt zu schwach, oder?

August Wöginger: Es geht darum, dass wir unsere Werte und unsere Tradition hochleben lassen. Darum, dass wir auch selber bestimmen können, wer in unser Land zuwandert und wer nicht. Wir sind dabei die „Rot-Weiß-Rot“-Karte neu aufzustellen. Wir sind natürlich ein Exportland, aber wir wollen Österreicher und Österreicherinnen bleiben. Wir sind eine heimatverbundene, traditionsbewusste Partei – das hat Sebastian Kurz damit angesprochen.

Info-DIREKT:  Sebastian Kurz hat auch den ländlichen Raum angesprochen, spielt da die Identität eine andere Rolle als in der Stadt?

Wöginger: Ja, natürlich, wenn man viel in Wien unterwegs ist, glaubt man außerhalb von Wien gibt es kein Österreich. Es gibt aber auch acht andere Bundesländer und das ist uns wichtig zu betonen. Wir leben da in ländlichen Regionen. Es macht einen Unterschied, ob ich im dritten Bezirk in Wien daheim bin, oder – so wie ich – aus dem Innviertel komme. Da gibt es unterschiedliche Voraussetzungen für die Menschen, die dort leben – was den Arbeitsplatz anbelangt, was das ganze Umfeld anbelangt. Daher bedarf es auch einer gründlichen Überprüfung der Herausforderungen in den ländlichen Gebieten, denen wir uns annehmen wollen und die wir lösen wollen.

Info-DIREKT: In Bezug auf die Identität: Sie kommen aus dem Innviertel. Da funktioniert das Gemeinwesen, die Gemeinnützigkeit, das Zusammenhalten. Kann man das irgendwie auf die Stadt übertragen, damit es dort auch besser funktioniert, oder ist das eine Utopie?

Wöginger: Wir würden uns das wünschen. Was ich merke, ich bin seit 17 Jahren durch meine politische Tätigkeit in Wien unterwegs und ich merke da schon, dass die Anonymität herrscht. Bei uns am Land kennt man sich in den Dörfern und Ortschaften. Vor allem auch durch die Vereine und Gebietskörperschaften. Das ist der große Vorteil, den wir im ländlichen Raum haben. Daher beneiden wir die Wiener auch nicht. Die haben zwar ein Theater, eine Staatsoper und wahrscheinlich auch mehr Geld, aber wir haben das gesellschaftliche Miteinander und das ist von enormer Bedeutung für ein funktionierendes Leben im ländlichen Raum. Das wollen wir natürlich kräftig und ordentlich unterstützen.

Info-DIREKT: Die Lehre mit Asyl war bei der heutigen Wahlkampfveranstaltung ein großes Thema. Es gab Bedenken, dass diese Lehre dazu missbraucht werden könnte, um trotz negativem Asylbescheid dauerhaft im Land bleiben zu können. Wie stehen Sie zum Thema Lehre und Asyl?

Wöginger: Also wir haben da jetzt einen pragmatischen Zugang gewählt. Nämlich den, dass die 900 Asylwerber, die sich jetzt in einer Lehre befinden, die Lehre fertigmachen können und danach entschieden wird, ob sie da bleiben können, oder nicht.

Info-DIREKT: Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, dass die Unternehmer ihre Asyl-Lehrlinge nach dem Lehrabschluss behalten wollen, auch wenn diese einen negativen Asylbescheid bekommen haben, oder? Die werden dann sagen, jetzt haben wir sie ausgebildet und jetzt müssen sie gehen, obwohl wir sie brauchen.

Wöginger: Davon gehe ich aus. Wenn sie jemanden ausbilden und mit der Arbeitskraft zufrieden sind, wollen sie den natürlich weiterbeschäftigen. Wir hören ja überall den Fachkräftemangel …

Info-DIREKT: Wenn der Asylbescheid aber negativ war, müsste der Lehrling nach der Lehre eigentlich ausreisen. Wird es dann erneut eine Sonderregelung geben?

Wöginger: Nein. Es geht nur darum, dass die betroffenen Personen ihre Lehre fertigmachen können. Wir haben nämlich auch 30.000 Asylberechtigte, die könnten morgen zu Arbeiten anfangen. Die sind zwar in Österreich ansässig, aber sehr unterschiedlich verteilt. Der Großteil davon lebt im Osten in Wien, in den Ballungszentren. Es kann nicht sein, dass wir 30.000 Asylberechtige in Österreich haben, die wir aber nicht in die Arbeit bringen. Da braucht niemand jammern, dass es Asylwerber gibt, die die Lehre nicht abschließen können, weil das ist im Verhältnis dazu eine Minderheit.

Info-DIREKT: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Wöginger: Danke.

Über August Wöginger:

August Wöginger ist 1974 in Passau (Bayern) geboren. Nach seiner Matura absolvierte er den Zivildienst. Von 2006 bis 2014 war er Betriebsratsvorsitzender des „Roten Kreuz Oberösterreich“. Seit 2002 ist er Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat. Seit 2017 ist der Innviertler zudem Klubobmann des ÖVP-Parlamentsklub. Einem breiteren Publikum wurde Wöginger bekannt, als er vor drei Wochen ein Verbot der „Identitären Bewegung“ als Koalitionsbedingung der ÖVP für zukünftige Regierungen aufstellte.  

Anmerkung 1: Eine kurze Audio-Datei zu diesem Interview finden Sie auf unserem Telegram-Kanal.

Anmerkung 2: Info-DIREKT spricht mit Politikern aller Parteien. Neben einigen Interviews und Stellungnahmen von Vertretern der Volkspartei (Winzig, Kurz, Sigl, Federspieler, Achammer, Kompatscher) haben wir auch schon Interviews und Stellungnahmen von SPÖlern abgedruckt (Dornauer, Fechter, Krist). Auch kleineren Parteien ermöglichen wir ihre Ansichten weiterzuverbreiten (NEOS, Liste Pilz und deren nunmehrigen Kandidaten Martin Balluch). Selbstverständlich haben wir auch gute Kontakte nach Südtirol und die BRD. In unserem aktuellen Printmagazin finden Sie beispielsweise Interviews mit den den beiden AfD-Bundestagsabgeordneten Nicole Höchst und Petr Bystron. Besonders lesenswert ist auch unser vierseitiges Interview mit Ex-Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) in der aktuellen Ausgabe. Wenn Sie sich mehr frischen Wind für die einseitige Medienlandschaft wünschen, freuen wir uns, wenn Sie Info-DIREKT mit einem Abo (ab nur € 38,50 im Jahr) unterstützen wollen!

 

 

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