Ungeziefer-Karikaturist: „Wo sind die total Linksextremen? Wo sind die?“

Interview mit dem Zeichner der Ungeziefer-Karikatur.
Karikatur aus den "Oberösterreichischen Nachrichten" vom 1. Juli 2019; Bildkomposition: Info-DIREKT

Am 1. Juli 2019 erschien in den „Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN)“ eine Karikatur, die den Landeshauptmann von Oberösterreich Thomas Stelzer (ÖVP) als Kammerjäger darstellte, der als Ungeziefer gezeichnete Aktivisten der „Identitären Bewegung (IB)“ vergaste. Info-DIREKT hat daraufhin über mehrere Wochen immer wieder versucht von unterschiedlichen Politikern und Journalisten, die sich beispielsweise vom harmlosen Rattengedicht tief betroffen zeigten, Stellungnahmen zu bekommen (mehr dazu auf unserem Telegram-Kanal). Antworten erhielten wir jedoch nur von zwei Personen. Nämlich vom OÖN-Chefredakteur Gerald Mandlbauer, der sich für die Zeichnung entschuldigte, und vom Zeichner der Karikatur.

Michael Scharfmüller hat den Zeichner der Ungeziefer-Karikatur für Info-DIREKT am Telefon erreicht und mit ihm darüber gesprochen, was ihn zur Karikatur bewegte, was Kunst darf und wie er über die IB denkt. Da es Info-DIREKT nicht darum geht, den Künstler an den Pranger zu stellen, verzichten wir bewusst darauf seinen Namen zu veröffentlichen. Das vollständige Gespräch finden Sie in unserer aktuellen Printausgabe.

Info-DIREKT: Herr M., Sie haben eine Karikatur gezeichnet, auf der Landeshauptmann Stelzer (ÖVP) als Kämmerjäger Insekten vergast, oder was macht er da?

Karikaturist M.: Was macht ein Kammerjäger mit Ungeziefer? Ja, er bekämpft es mit Chemikalien – richtig.

Im vollständigen Gespräch erklärt der Karikaturist an dieser Stelle unter anderem, was aus seiner Sicht der Unterschied zwischen Ratten- und Ungezieferdarstellungen ist.

Info-DIREKT: Jemanden zu vergasen, halten Sie nicht für übertrieben oder bedenklich?

M.: Sie setzen sich jetzt schon sehr auf das Vergasen fest. Ich weiß schon, dass das politisch besetzt ist – das ist eh ganz klar.

Info-DIREKT: Wir müssen ja nicht vergasen sagen. Wir können auch sagen mit Chemikalien bekämpfen.

M.: Ja, richtig genau.

Info-DIREKT: Was aus meiner Sicht ja auch nicht besser ist.

M.: Ich habe symbolisch die Bewegung dargestellt. Sind Sie ein Neonazi, oder sind Sie ein Identitärer? Ich meine, Sie müssen sich ja deklarieren.

Info-DIREKT: Wie gesagt, ich bin vom Magazin Info-DIREKT. Wir sind das Magazin für Patrioten.

M.: Aus dieser Richtung sind Sie, deshalb bewegen sich Ihre Fragen auch darum.

Info-DIREKT: Mich bewegt die Frage, weil ich diese Doppelmoral eigenartig finde: Einmal führt ein harmloses Rattengedicht zu einem medialen Aufschrei, während ein anderes Mal viel härtere Darstellungen kein Problem zu sein scheinen.

M.: Das mit den Ratten ist ja total besetzt. Es geht auch darum, dass wieder eine Bewegung auftaucht, die eindeutig in die Nähe eines totalitären Regimes hintendiert. Das können Sie nicht abstreiten!

Im vollständigen Gespräch wird an dieser Stelle thematisiert, was an der IB – aus Sicht des Zeichners – so verwerflich ist, dass man sie als zu vergasendes Ungeziefer darstellen kann.

Info-DIREKT: Ich stelle Ihnen diese Fragen, weil Ihre Karikatur viele unserer Leser empört und ich Ihre Beweggründe verstehen möchte.

M.: Jetzt noch einmal: Als überspitzte, politische Karikatur darf ich mir solche Zeichnungen erlauben. Das ist auch meine Gesinnung, das möchte ich auch so ausdrücken, dass ich die Identitären wirklich als Reaktionäre, Totalitäre, dem Nationalsozialismus ähnliche Gruppierung empfinde und darstelle. Was soll ich da sympathisch rüberbringen? Ich bin eigentlich dafür, dass solche Parteien überhaupt aus dem österreichischen Parteienkanon ausgeschlossen werden. Das ist der Punkt.

Dieser Teil des vollständigen Interviews dreht sich um die Möglichkeit eines Karikaturisten den politischen Diskurs mitzugestalten, um den sogenannten „Tierschützerprozess“ und eine Spende, die IB-Chef Martin Sellner erhalten hat. 

Info-DIREKT: Ich glaube, dass man mit solchen Karikaturen der Meinungsfreiheit insgesamt nichts Gutes tut.

M.: Also nochmals, um das Gespräch abzuschließen: Ich bin gegen Extrempositionen, egal ob das von links oder rechts ist, oder ob es sich um extrem religiöse Ansichten handelt.

Info-DIREKT: Angebliche Extremisten als Ungeziefer darzustellen, ist das nicht auch extrem?

M.: Das ist überspitzt dargestellt. Ich möchte nicht unter einer Regierung von Identitären leben, denn da könnte ich meinen Beruf aufgeben.

Info-DIREKT: Der Zweck heiligt also die Mittel? Die IB in einer Regierung, können Sie so weit in die Zukunft sehen?

M.: „Wehret den Anfängen!“, heißt es. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen machen, wenn eine linksextreme Gruppe kommt, zeichne ich die genauso, die finde ich genauso widerlich. Aber wo sind die total Links-
extremen? Wo sind die?

Info-DIREKT: Glauben Sie nicht, dass es die gibt?

Die Antwort auf diese Frage lesen Sie im aktuellen Info-DIREKT Printmagazin. Am besten gleich ab nur 38,50 Euro im Jahr abonnieren oder österreichweit im Zeitschriftenhandel erwerben.

Info-DIREKT: Ich denke, ich habe Ihre Position verstanden. Herzlichen Dank für das offene Gespräch!

M.: Ja, bitte gerne – keine Ursache. Alles Gute!

Info-DIREKT: Ihnen auch alles Gute!

Falschinformation des Presserats

Anmerkung: Der österreichische Privatverein „Presserat“ hat die „ÖON“ wegen dieser Karikatur übrigens nicht „verurteilt“, sondern stattdessen nur einen Brief an das Medium geschrieben. Darin wird fälschlicherweise behauptet, dass die Karikatur nur auf Twitter veröffentlicht worden sei. In Wirklichkeit wurde die Zeichnung jedoch auch an prominenter Stelle auf www.nachrichten.at veröffentlicht und in der Tageszeitung abgedruckt (siehe Beitragsbild).

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