Polizeigewalt in Frankreich eskaliert: Gehirnschäden nach Kopfschuss

Polizeigewalt in Frankreich eskaliert: Gehirnschäden nach Kopfschuss
Bildschirmfoto von Video: YouTube; Hintergrund: Pixabay; Bildkomposition: Info-DIREKT

Die Video-Zusammenfassung der französischen Tageszeitung „Le Monde“ macht fassungslos. Gleich zu Beginn wird der Fall eines Mitglieds der freiwilligen Feuerwehr, Olivier Beziade behandelt. Der dreifache Familienvater hatte sich Anfang 2019 einer Gelbwesten-Demonstration in Bordeaux angeschlossen. 

Ein Kommentar von Michael Mayrhofer

Danach lag er tagelang im künstlichen Koma und kämpfte um sein Leben. Ein Polizist hatte mit einem Gummigeschoss auf seinen Hinterkopf geschossen. Schwere Gehirnverletzungen waren die Folge. Der verantwortliche Beamte wurde jetzt, ein Jahr später angeklagt. Vom Dienst suspendiert war er nie.

Gewaltexzesse wie in Ägypten

Le Monde zeigt erschütternde Bilder vieler Opfer französischer Polizeigewalt. Die Rede ist von Verstümmelungen und bleibenden Schäden. Wie diese Vorgangsweise mitten im vermeintlich zivilisierten Europa zu rechtfertigen ist, erscheint fraglich. Angeblich haben die Menschen Europas das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Recht auf Demonstrationen und Kundgebungen. In Frankreich werden diese Grundrechte mit einer exzessiven Gewalt beantwortet, die man vielleicht vom arabischen Frühling aus Ägypten kannte.

Willkürliche Polizeigewalt

Im Fall des Olivier Beziade ist mittlerweile bewiesen, dass von ihm keine Gefahr ausging. Er habe keine Polizisten bedroht. Der Schuss auf ihn sei willkürlich und grundlos erfolgt.

Der Film von Le Monde zeichnet jede Minute der Demonstration in Bordeaux nach, bis der verhängnisvolle Schuss fiel. Die Bilder zeigen eine friedliche Demonstration ohne Ausschreitungen. Nachdem die Spitze des Demonstrationszuges den Hauptplatz erreichte, griff die Polizei ohne Grund oder Provokation von der Seite an und schnitt die Menschen voneinander ab. Videos beweisen, dass Polizisten von hinten auf fliehende Demonstranten schossen – mit Gummigeschossen und Tränengasgranaten.

Regierung Macron verteidigt Gewalt

Die genaue Aufarbeitung ist auch dahingehend interessant, weil es für so ein Vorgehen Befehle und Befehlshaber geben muss. An der Spitze solcher Entwicklungen steht zweifelsfrei die Regierung Macron. Diese hat die Polizeigewalt bis Anfang dieses Jahres stets verteidigt. Erst als ein Familienvater von Beamten totgeprügelt wurde, weil er am Moped telefoniert hatte, beginnt ein langsames Umdenken. Inzwischen fordern sogar die Vereinten Nationen eine Untersuchung der Gewalt.

Schwere Spätfolgen

Olivier Beziade sagte gegenüber FranceTV, dass durch den Schuss sein Leben zerstört wurde. Die Ärzte nannten es ein Wunder. Ob er die Notoperation überstehen würde, war unklar. Man befürchtete sogar, dass er querschnittgelähmt sein könnte. Er überlebte, doch leidet bis heute an Depressionen, Müdigkeit und epileptischen Anfällen. „Ich hoffe, sie müssen in ihrem Leben niemals das durchmachen, was ich durchmache“, führte Beziade weiter aus. Der Polizist, der ihn wahrscheinlich rechtswidrig verletzt hatte, soll in Kürze vor Gericht stehen.

Erst vor kurzem ließ das Innenministerium bei Protesten auf Feuerwehrleute einprügeln, welche sich im Anschluss eine wilde Schlacht mit den Sicherheitskräften lieferten. Info-DIREKT berichtete.

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