Armin Wolfs Interviews am Prüfstand: Kurz häufiger als Zadic unterbrochen

Der Interviewstil von Armin Wolf im Vergleich
Bild: Komposition Info-DIREKT, Alma Zadic: Bundesministerium für Finanzen (CC-BY-SA-2.0), Armin Wolf: JCS CC-BY-SA-3.0 , Sebastian Kurz: Bundesministerium für Finanzen CC-BY-SA-2.0

Sehr aufschlussreich ist die detaillierte Analyse, die „ORF-Watch“ zum Interviewverhalten von ORF-Nachrichtensprecher Armin Wolf  anfertigte. Interviewt wurden Alma Zadic und Sebastian Kurz – zum Thema vermuteter SPÖ-Netzwerke in der Justiz. (Videos und Reaktion von Armin Wolf auf diese Kritik ganz unten im Text.)

Autor Kurt Ceipek verortet Unterschiede in Höflichkeit und Respekt und macht dies an der Zahl der Unterbrechungen aber auch der jeweiligen Anrede fest. Als Basis der Analyse dienten zwei ORF-Interviews. Eines davon führte Armin Wolf am 10. Februar mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und das andere am Tag darauf mit  Justizministerin Alma Zadic (Grüne). Beide Videos finden Sie am Ende des Textes.

Herr Kurz aber Frau Minister

Justizministerin Alma Zadic von den Grünen wurde laut ORF-Watch von Herrn Wolf sehr häufig als „Frau Bundesministerin“ oder „Frau Justizministerin“ angesprochen. Bundeskanzler Sebastin Kurz musste hingegen weitgehend mit der Anrede „Herr Kurz“ vorlieb nehmen. Kurt Ceipek sieht in diesem Detail „messbare Respektlosigkeit“. 

24 Unterbrechungen bei Kurz, 3 bei Zadic

Während Bundeskanzler Kurz von Armin Wolf gezählte 24 Mal unterbrochen wurde, geschah dies bei Ministerin Alma Zadic nur 3 Mal. Dabei, so ORF-Watch, hätten die Unterbrechungen eher den Zweck gehabt, Lücken zu füllen oder gar ein eigenes Statement zu positionieren.

Laut ORF-Watch war diese Interviewführung gut dazu geeignet, die Linie des ORF zu unterstreichen, die Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft als überparteilich und sauber darzustellen. Als konkretes Beispiel wird angeführt:

Als die Justizministerin sagte: „Ich übe keinen Druck auf die Justiz aus …“ unterbrach Wolf mit dem Einwurf „der Bundeskanzler übt Druck aus“. Sollte das als Frage gemeint gewesen sein, so war das aus Wolfs Tonfall nicht zu erkennen.

Kritische Fragen an Zadic blieben aus

ORF-Watch sieht auch in der Qualität der Fragen grobe Unterschiede. Bundeskanzler Kurz wäre eher mit unangenehmen Fragen bedrängt worden, während bei Frau Zadic wichtige Fragen ausblieben. Beispielsweise wurde mit keinem Wort nachgebohrt, wie es möglich sei, dass bei geheim vorbereiteten Hausdurchsuchungen in den frühen Morgenstunden Medienvertreter anwesend sein können oder einzelne Medien regelmäßig geheime Unterlagen aus laufenden Untersuchungen erhalten.

Hier das Interview mit Sebastian Kurz:

Hier das Interview mit Alma Zadic:

Nachtrag, vom 13. Februar 2020: 

So reagiert Armin Wolf die Kritik von „ORF-Watch“

Heute reagierte Armin Wolf auf die Kritik von „ORF-Watch“. In seiner Entgegnung verunglimpft er die kritische Internetplattform gleich im ersten Satz als „paranoiden Wir-hassen-diesen-linksgrün-versifften-Rotfunk-Blog“, um dann ausführlich zu begründen, weshalb er seine Interview-Partner unterschiedlich oft unterbricht. Auf die restlichen Kritikpunkte geht er in seinem Artikel nicht ein.

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