Energiewende: Ideologisch verblendet, teuer und unsicher!

Energiewende in Deutschland: Ideologisch verblendet, teuer und unsicher
Bild Steffen Kortré: AfD; Symbolbilder: fp; Bildkomposition: Info-DIREKT

Die aktuelle Energiepolitik der Bundesregierung ist sehr stark von der Klimapolitik beeinflusst. Der Energiesektor soll CO2 einsparen, fossile Brennstoffe sollen zurückgedrängt werden. 

Dieser Gastbeitrag von Steffen Kotré, dem energiepolitischen Sprecher der AfD im Bundestag, ist im Printmagazin Nr. 28/29 „Natur und Heimatschutz statt Klimahysterie“ erschienen, die Sie jetzt kostenlos zu jedem Abo erhalten.

Mit der Bewertung des menschengemachten CO2-Ausstoßes als ursächlich für den Klimawandel hat sich die Bundesregierung ideologisch verblendet dazu verpflichtet bzw. zum Ziel gesetzt, den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent, bis 2050 von 80 bis 95 Prozent gegenüber dem Referenzwert von 1990 zu verringern.  Das Verfehlen des 2020er-Zieles wurde vom Bundesumweltministerium bereits erkannt. Auch die weiteren Ziele werden verfehlt.

Marktwirtschaft ausgehebelt: Versorgungssicherheit nimmt ab, Strompreise steigen

Um den CO2-Ausstoß zu verringern, wurde im Zusammenhang mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vom 1. April 2001 die sogenannte Energiewende ins Leben gerufen.  Zu den wichtigsten und schädlichsten Säulen dieses Gesetzes zählen die Vorrangeinspeisung und die staatliche Preisregulierung für den neuen, instabilen Strom. Das von der Bundesregierung selbst aufgestellte Zieldreieck Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit  wird immer stärker verletzt, die Marktwirtschaft ausgehebelt.  Als Folge dessen nimmt die Versorgungssicherheit ab, und die Strompreise steigen, Tendenz steigend. Zudem wird die Umwelt auf Grund von sogenannten Klimaschutzmaßnahmen geschädigt, so z. B. bei Windenergieanlagen im Wald, z. B. in Brandenburg oder geplant im Reinhardswald in Nordhessen.  Mit der gesetzlich geregelten Vorrangeinspeisung und der garantierten Vergütung für die Produktion von erneuerbaren, d.h. neuem, instabilem Strom hat die Planwirtschaft Einzug in die Energiewirtschaft gehalten.

Der neue, instabile Strom wird unabhängig vom Bedarf produziert und in die Stromnetze eingespeist. Bei Überproduktion, vor allem auf Grund von starkem Wind, werden die Windenergieanlagen abgeriegelt, oder, teilweise mit negativen Preisen, ins Ausland geleitet. Dann zahlen deutsche Stromkunden dafür, dass dieser überschüssige Strom im Ausland abgenommen wird. Alternativ werden die Windenergieanlagen vom Netz genommen, wofür die Betreiber dieser Anlagen dann Entschädigungen bekommen.

Stromkunden tragen Belastungen der Energiewende

Die Vorrangeinspeisung hat zur Folge, dass konventionelle Kraftwerke ständig hoch- oder heruntergefahren werden müssen, um die Differenz zwischen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und dem Bedarf auszugleichen. Damit werden die konventionellen Kraftwerke technisch stärker belastet und unrentabel. Zwar werden die Betreiber teilweise entschädigt, doch tragen die Stromkunden diese Belastung.

Weitere Aspekte der Planwirtschaft: „Smart Grid“. So sollen zum Beispiel elektrische Geräte der Haushalte gesteuert dann Strom verbrauchen, wenn das Netz ihn optimal zur Verfügung stellen kann (Prinzip: „Lastverschiebungen der Verbraucher“). Dies bedeutet einen Eingriff in die Konsumentensouveränität, da der Kunde über die Deckung seines Bedarfes nicht mehr vollständig bestimmen kann. Es ist zu befürchten, dass dieses System in Fällen von Engpässen auch gegen den Willen der Verbraucher wirken könnte.

Steigende Unsicherheit in der Stromversorgung

Die Versorgungssicherheit schwindet, d.h., dass die Netzstabilität immer mehr gefährdet wird. Der erneuerbare Strom ist nicht in der Lage, auf Nachfrageerhöhungen flexibel zu reagieren, da seine Erzeugung von Naturkräften (Wind, Sonne) abhängt. Nur ausreichende mechanische Schwungmasse im Netz, wie sie Generatoren von konventionellen Kraftwerken besitzen, können auf die Erhöhung des Strombedarfes reagieren. Eine Alternative dazu wäre die Stromspeicherung und die entsprechende Abgabe des Stromes bei Bedarf. Doch Strom lässt sich nicht ökonomisch sinnvoll großindustriell speichern. Eine Dunkelflaute (kein Wind, keine Sonne) von 14 Tagen würde in Deutschland  eine Speicherkapazität von 21.000 GWh benötigen, also das 525-fache der vorhandenen 40 GWh. 

Die Gefahr für Blackouts steigt!

Je höher der Anteil an neuem, instabilem Strom ist (2018 ca. 38 Prozent), desto anfälliger wird das Netz für Stromausfälle. Diese Steigerung führt zu Stromausfällen u. a. im Millisekundenbereich, zur Erhöhung der Blackoutgefahr sowie zu Stromabschaltungen für energieintensive Betriebe („Lastabwürfe“). Allein 2018 ist einem Unternehmen der stromintensiven Aluminiumbranche 78 Mal der Strom abgestellt worden – ein Rekord. (Anmk. d. Red.: Sehen Sie sich dazu auch dieses Video an: Experte ist sicher: „Blackout kommt binnen fünf Jahren!“)

Im Juni 2019 konnte die deutsche Stromversorgung beispielsweise nur mit Hilfe der ausländischen Partner sichergestellt werden.  Am 6., 12. und 25. Juni 2019 stand das Netz jeweils kurz vor dem Blackout.  Reserveleistungen standen kaum zur Verfügung. Deshalb kostete am 25. Juni die Kilowattstunde Reserveleistung zeitweise 38,86 Euro. Am 29. Juni 2019 lagen die Kosten der Regelenergie bei 17 Mio. Euro, normal sind „wenige Tausend.“ 

Deutschland: Vom Stromexporteur zum Importeur

Dem Autor konnten Vertreter der Bundesregierung im Bundestagsausschuss bisher nicht schlüssig erklären, wie die Kapazitätsengpässe kompensiert werden können. Die Übertragungsnetzbetreiber prognostizieren bei der Umsetzung des Kohleausstiegs für 2021 eine Unterdeckung von 5,5 Gigawatt in der Spitzenlast.  Die Bundesregierung nennt lediglich zwei Quellen der Deckung: Gasverstromung und Import. Doch eine ausreichende Gasverstromung ist nicht in Sicht. 

Da Deutschland bisher Stromexporteur war, ist die Umkehrung hin zu Importen mit großer Unsicherheit behaftet. Wie ernst die Industrie die Versorgungsengpässe sieht, macht das Unternehmen „Wacker Chemie“, einer der größten Stromverbraucher, deutlich. Es ließ verlauten, dass es seine Produktion auf Grund der unsicheren Stromversorgung in die USA verlagern könnte  – ein bisheriges Novum in der sonst so kritikarmen bundesrepublikanischen Unternehmerlandschaft.

Immer mehr manuelle Eingriffe ins Stromnetz nötig

Die Netzeingriffe, offiziell angelsächsisch „Redispatch-Maßnahmen“ genannt, sind „Eingriffe in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken, um Leitungsabschnitte vor einer Überlastung zu schützen“. Diese Eingriffe steigen mit dem Anteil der erneuerbaren Energien im Netz.  2005 gab es weniger als zehn Netzeingriffe, 2013 waren es mehr als 2.000. 2018 waren es schon mehr als 6.000, die mit Kosten von 1,4 Mrd. Euro verbunden waren. Die Netzeingriffe werden quasi manuell gemacht. Deshalb ist es nur eine Frage der Zeit, bis menschliches Versagen zu Stromausfällen führt. Gegenüber dem Autor sind dementsprechende Aussagen von Vertretern der Netzbetreiber schon gemacht worden. 

Kosten erneuerbarer Energien werden geschönt

Die Stromherstellungskosten werden unterschiedlich dargestellt. Die Vertreter der Energiewende, wie z. B. das Fraunhofer Institut, rechnen die Kosten für die erneuerbare Energie zu niedrig und die der konventionellen Stromerzeugung zu hoch. Der Trick der ideologischen Energiewendevertreter (z. B. Fraunhofer-Institut mit seiner Berechnung 2018)  besteht darin, die Opportunitätskosten der Erneuerbaren wegzulassen. Ohne die Vorrangeinspeisung der erneuerbaren Energie fahren Grundlastkraftwerke wie z. B. Kern- oder Braunkohlekraftwerke mit 80 bis 90 Prozent Volllast, bezogen auf die Maximalleistung. Mit der Energiewende ist ihr Betrieb jedoch nicht mehr optimal, so dass deren Kosten pro Kilowattstunde steigen. Auf Grund des Verursacherprinzips muss diese Steigerung der Kosten den erneuerbaren Energien angerechnet werden, was nicht getan wird. Darüber hinaus werden den konventionellen Energien willkürlich externe Kosten zugerechnet, die keine sind, z. B. mit der CO2-Bepreisung. Wäre der neue, instabile Strom rentabel, müsste es kein Erneuerbares-Energien-Gesetz geben, welches ihnen Vorrang und Preisaufschläge garantiert.

Strompreise steigen

Im Ergebnis sind Strompreise für deutsche Haushalte von 13,94 Cent pro Kilowattstunde im Jahr 2000 auf 29,42 Cent (Industrie ca. 15 Cent) pro Kilowattstunde gestiegen, der staatlich induzierte Anteil (Steuern, Abgaben, Umlagen) beträgt 54 Prozent. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke hält eine Steigerung auf 50 Cent pro Kilowattstunde für möglich. 

Die Gesamtkosten der Energiewende sind nie berechnet worden (Ex-Umweltminister Jürgen Trittin von den Grünen sprach 2004 von einem Euro bzw. einer Kugel Eis im Monat). Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat sie 2013 und wiederholt 2018 auf eine Billion Euro beziffert.  Das sind jedoch zu geringe Prognosen. So geht denn der Bundesverband der Deutschen Industrie indes von wahrscheinlicheren 2,3 Billionen Euro aus (beim Ziel für 2050 einer 95-prozentigen CO2-Reduzierung, bezogen auf 1990).

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Über den Autor:

Steffen Kotré, geboren 1971 in Berlin ist verheiratet und Vater eines Kindes. Er legte Abitur und einen Berufsabschluss als Elektromonteur ab. Zudem absolvierte er ein Studium in Wirtschaftsingenieurwesen und war als Unternehmensberater tätig. Kotré zog 2017 als energiepolitischer Sprecher für die AfD in den Bundestag ein. Er ist Mitglied im Landesvorstand der AfD in Brandenburg und Vorsitzender des AfD-Mittelstandsforums Berlin-Brandenburg. Mehr über ihn erfahren Sie hier: steffenkotre.de

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