Corona-Erkrankungen: Welche Gefahr droht aus der Türkei?

Betrügt die Türkei die Weltgemeinschaft indem sie keine Corona-Fälle meldet?
Bild: Karte - John Hopkins Virus Map, Frau: Pixabay, Coronaviren: Pixabay, Komposition: Info-DIREKT

Aus 105 Ländern der Erde wurden bislang Infektionen und Erkrankungen durch das Corona-Virus gemeldet. Nur die Türkei behauptet, keinen einzigen Corona-Fall zu haben. Ist Erdogan ehrlich zur Welt oder droht aus der Türkei eine zusätzliche Gefährdung der Bevölkerung? (Hinweis: Wenige Stunden nach dem Erscheinen dieses Artikels meldete die Türkei den ersten Coronavirus-Fall.)

Das kurdische Online-Medium RojavaNews behauptet, die Türkei würde verschweigen, wie stark sie von der Corona-Epidemie betroffen ist. Natürlich ist diese Quelle wie jede andere mit Vorsicht zu genießen, denn der Vorwurf könnte auch politische Hintergründe haben. Allerdings sind alle umliegenden Länder von Corona betroffen. Besonders schwerwiegend traf die Krankheit den Iran. Dessen offizielle Zahlen dürften um ein Vielfaches untertrieben sein. Mittlerweile sind sogar zahlreiche iranische Spitzenpolitiker erkrankt, mindestens acht von ihnen starben. Die Türkei sperrte die Grenze am 23. Februar. Wie viel Personenverkehr es seither mit der Golfnation gab, ist unbekannt.

Istanbul – einer der größten Flughäfen der Welt

Ein weiteres potenzielles Einfallstor ist der Flughafen Istanbul, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt an dem aktuell über 60 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden. Dort treffen täglich zehntausende Fluggäste aus aller Welt ein. Dass eine solche Drehscheibe vom Corona-Virus völlig verschont geblieben sein soll, scheint kaum plausibel zu sein. Auf Twitter sind in diesem Zusammenhang schon zahlreiche Gerüchte aufgetaucht: Hintergeht die Türkei die Weltgemeinschaft, indem sie Corona-Fälle am eigenen Staatsgebiet verschweigt?

Sehr dramatisch sind die nachfolgenden Aufnahmen, die ebenso in sozialen Medien kursieren. Sie sollen einen Patienten in der Türkei zeigen, der sich in Isolation befindet und von speziellem medizinischen Personal an einen unbekannten Ort verbracht wird.

Der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca betonte am Montag, dass sein Land völlig frei vom Coronavirus wäre. Man habe von Anfang an auf die richtigen Maßnahmen gesetzt und werde diese auch in Zukunft ausweiten. Koca sagte, es wären bislang 2.000 Personen getestet worden. Alle diese Test seien negativ verlaufen. Europa hingegen hätte in Italien schwere Fehler begangen.

Vorwürfe von Vertuschung

Bei RojavaNews glaubt man diese Version der Geschichte nicht. Die kurdische Seite behauptet, dass der spezielle Umgang der Türkei mit Krankheitsmeldungen eine Vertuschung erleichtert. Alle Verdachtsfälle würden von einer zentralen Stelle behandelt, welche entscheiden kann, die WHO zu informieren – oder auch nicht. Die Weltgesundheitsorganisation hebe selbst keine Daten ein sondern verlasse sich auf die erhaltenen Meldungen aus den einzelnen Nationen. Die gleichgeschaltete Medienlandschaft stünde unter strenger Kontrolle von Präsident Erdogan und dessen Partei. Auch von dort wäre keine ehrliche Information über die tatsächliche Lage zu erwarten.

Weltweit Behauptungen von Infektionen nach Türkei-Reisen

Nachdem aus mehreren Ländern Nachrichten eintreffen, dass Corona-Fälle bei Menschen aufgetreten sind, die zuvor die Türkei bereist hätten, bezweifeln viele die offizielle Version. Die prominenteste dieser Behauptungen stammt aus den USA. Eine 86-jährige Frau war aus der Türkei zurückgekehrt und am Coronavirus erkrankt. Man geht davon aus, dass sie die Krankheit auf ihrer Reise erworben hat. Singapur schickte nach einem bestätigten Corona-Fall ein türkisches Flugzeug zurück. Bei dem erkrankten Passagier handelte es sich um einen Franzosen auf dem Weg von London nach Singapur. Auch aus Nigeria kommen Berichte, dass der erste Corona-Fall des Landes in Verbindung mit einem Fluggast der Turkish Airlines stünde.

Ehrlicher Umgang mit dem Virus für viele lebenswichtig

Für Europa ist ein ehrlicher Umgang der Türkei mit dem Corona-Virus sehr wichtig. Sollten Migranten, die aktuell zu Tausenden nach Europa strömen das Virus in sich tragen, könnte dies eine verheerende Kettenreaktion nach sich ziehen. Dabei wären sowohl die Migranten selbst als auch Menschen in den Gastgeberländern gefährdet.

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