Zeit für nachhaltigen Naturschutz!

Zeit für nachhaltigen Naturschutz!
Bilder: Pexels.com, Freepik.com, Komposition: Info-DIREKT

Um einen konsequenten Naturschutz sowohl in Österreich als auch im Rest der Welt zu erreichen, sind zwei Maßnahmen unerlässlich: zum einen die Eindämmung bzw. – noch weitergehender – der völlige Stopp zusätzlicher Bodenversiegelung und zum anderen die Verringerung des Konsums auf ein wesentlich niedrigeres Niveau als zum aktuellen Zeitpunkt.

Dieser Gastkommentar von Jonas Schick ist im Printmagazin Nr. 31 „Die Grünen: Über den Tisch gezogen und nach rechts gerückt!“ erschienen, das Sie jetzt kostenlos zu jedem Abo erhalten.

Sicherlich sind das zwei Schritte, die beim klassischen Ökonomen auf wenig Gegenliebe stoßen werden, insofern als sie mindestens eine Stagnation des wirtschaftlichen Wachstums nach sich zögen.

Problem der Bodenversiegelung

Jedoch hat in Anbetracht der Umweltkrise, in der sich unsere Industrienationen befinden, nicht der Primat der Ökonomie, sondern der Ökologie zu gelten. Der erstgenannte Aspekt der Bodenversiegelung verdeutlicht, warum diese Vorrangstellung notwendig ist: Das Bebauen der Fläche durch Siedlungs- und Verkehrsstrukturen sorgt dafür, dass der Boden luft- und wasserdicht abgedeckt wird. Dadurch kann Regenwasser nicht bzw. nur unter erschwerten Bedingungen versickern. Ferner wird der Gasaustausch des Bodens mit der Atmosphäre signifikant verringert. Indes erhöht die eingeschränkte Versickerungsleistung das Risiko von lokalen Überschwemmungen, da Kanalisationssysteme bei starken Regenfällen oft mit den in sie einströmenden Wassermassen überfordert sind. Ist die Verbauung des Bodens ein flächendeckendes Problem, potenzieren sich diese lokalen Überschwemmungen schnell zu einer ausgewachsenen Hochwasserkatastrophe. 

Demgegenüber sorgt der minimale Gasaustausch versiegelter Böden im Sommer für ein negatives „Kleinklima“: Aus ihnen kann kein Wasser verdunsten, was ihre Kühlleistung minimiert. Darüber hinaus bedeutet der Verlust intakten Grundes durch Versiegelung ein Weniger an fruchtbarem Ackerland und gefährdet damit die Eigenversorgung der davon betroffenen Länder. 

Österreich als Europameister

Wären von dieser hermetischen Abriegelung lediglich geringe Anteile der Gesamtfläche betroffen, könnte man diesen Prozess vernachlässigen. Allerdings waren Ende 2018 in Österreich mehr als 233.000 ha an Land versiegelt. Das bedeutet im Vergleich zu 2017 eine Steigerung um 1.100 ha. In der Neuversiegelung ist die Alpenrepublik Europameister: Von 2015 bis 2017 wurden in Österreich pro Tag durchschnittlich 12,9 Hektar Boden neu verbaut, was einer Fläche von circa 20 Fußballfeldern gleichkommt. Das ist einsame Spitze in Europa und dabei ein langanhaltender Trend, der sich auch negativ auf die Landwirtschaft auswirkt: 1950 gab es in Österreich noch 2.400 m² Ackerfläche pro Kopf – heute ist diese Fläche auf 1.600 m² pro Kopf geschrumpft. Es besteht kein Zweifel: Die Versiegelung des Bodens ist ein zentrales ökologisches Problem.

Langlebigkeit erhöhen – Konsum verringern

Währenddessen könnte der zweitangeführte Punkt Konsumminderung einen Beitrag zur Eindämmung der Verbauung leisten. Ein Weniger an künstlich aufgeblähtem Kaufimpuls bedeutete einen geringeren Ressourcenverbrauch, was wiederum Fläche schont (etwa weniger Bau von Einkaufscentern oder Bedarf an Materialien im Bergbau). Außerdem würden aufgrund des niedrigeren Warenaufkommens kleinere Logistikflächen benötigt. 

Das entscheidende Stichwort in diesem Zusammenhang ist „Langlebigkeit“. Zuallererst müssen Hersteller dazu angehalten werden, ihre Produkte so beständig bzw. wertig wie möglich zu konzipieren. Das gilt insbesondere für essentielle Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke etc. Das Verwenden minderwertiger Bauteile, um die Lebenszeit der Produkte absichtlich konsumfördernd zu senken, ist eine zu bestrafende Unkultur. Im nächsten Schritt gilt es, die weitverbreitete Wegwerfpraxis innerhalb der Bevölkerung zu bekämpfen. So entstünde in Kombination beider Impulse eine kreislaufartigere Wirtschaft, die ressourcen- und umweltschonender als das jetzige ökonomische Modell wäre.

Über den Autor

Jonas Schick, geboren 1989 in Berlin, aufgewachsen bei Mannheim, arbeitet als freier Publizist und Lektor unter anderem für die Zeitschrift „Sezession“ und das „Freilich“-Magazin. Er studierte Politikwissenschaft an der Universität Mannheim und Soziologie und Sozialforschung an der Universität Bremen (M.A.).

 

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