Bargeld abschaffen? Risiken und Gefahren des Bargeldverbots

Bargeld abschaffen? Risiken und Gefahren des Bargeldverbots
Foto: Friedrich Schneider beim Vortrag in Linz. Hintergrund: Pixabay.com Komposition: Info-DIREKT

Der Ökonom und Experte für Schattenwirtschaft Friedrich Schneider hat sich wissenschaftlich mit dem Thema Bargeldverbot beschäftigt. Bei einem Vortrag sprach er über die damit verbundenen Chancen und Risiken.

Dieser Beitrag ist im Printmagazin Nr. 31 „Die Grünen: Über den Tisch gezogen und nach rechts gerückt!“ erschienen, das Sie jetzt kostenlos zu jedem Abo erhalten.

Bei einem Vortrag in Linz sprach der Hochschullehrer für Volkswirtschaftslehre an der Johannes-Kepler-Universität Linz, Friedrich Schneider, über Vorteile und Risiken bei einer allfälligen Abschaffung des Bargeldes. Erste Anzeichen für das Zurückdrängen der Euroscheine und -Münzen habe es bereits 2018 in der Europäischen Union gegeben, nämlich als die 500-Euro-Note faktisch aus dem Verkehr gezogen worden sei. Schneider betonte, dieser Geldschein werde nicht mehr gedruckt und auch nicht mehr ersetzt, laufe also demnach langsam aus. Andere EU-Staaten seien schon weiter. Dort könne man etwa ab einer bestimmten Kaufsumme nur noch mit Kreditkarte oder via Überweisung die Schuld begleichen. Vorreiter seien hierbei Dänemark und Schweden.

Vorteil von Bargeld: Anonymität

Ausdrücklich wandte sich der Referent gegen sog. Fake-News. Er bevorzuge Fakten und lehne die Weitergabe von unwahren Berichten über die Absichten Brüssels in der Geldpolitik ab. Das Bargeld sei ein uraltes legales Zahlungsmittel. Sein großer Vorteil sei die Anonymität. Denn jeder könne mit Münzen und Scheinen etwas kaufen, ohne dass bekannt werde, wer was erwirbt. So sei nämlich nicht nachvollziehbar, wofür jemand dieses Geld verwendet. Demgegenüber sei völlig transparent, wenn jemand via Kreditkarte Sachen erstehe. Und aus dem Kaufverhalten einer jeden solchen Person könne man viel herauslesen, ja sogar ein Profil über den betreffenden Menschen erstellen.

Gefahr von Blackouts

Zu bedenken gab der Hochschullehrer, dass im Falle eines Blackouts, also eines großflächigen Stromausfall, auch elektrische Zahlungsmethoden nicht mehr funktionieren. Wenn zur Behebung dieses Schadens mehrere Tage erforderlich seien, könnten die Menschen im Falle der Verbannung des Bargeldes keine Waren erwerben.

Bargeld hat eine erzieherische Wirkung

Münzen und Scheine hätten zudem auch eine erzieherische Funktion. Schneider verwies seine Zuhörer auf frühere Zeiten, als sie von den Eltern noch Taschengeld bekommen hätten. Man sei gezwungen gewesen, sich das Geld innerhalb eines Monats einzuteilen. Hat man hingegen eine Kreditkarte, so verliere derjenige schnell den Überblick über sein verfügbares Vermögen.

Kreditkarte birgt Sicherheitsrisiken

In der Alpenrepublik würden derzeit etwa 50 Prozent der Käufe bar abgewickelt. In den genannten nordischen Staaten liege der Wert wesentlich niedriger. Ein Argument für das Zahlen mit einer Kreditkarte sei, dass dies viel praktischer sei.

Der Professor erwähnte aber auch eine große Gefahr, die es beim bargeldlosen Zahlen in Kaufhäusern oder Supermärkten gebe, wenn die Menschen dicht beieinander stünden. So sei es leicht möglich, unbemerkt die Kreditkarte einer anderen Person zu scannen und dieser danach zu schaden. Man könne dann mit den erworbenen Daten der fremden Kreditkarte Käufe auf Kosten von deren Besitzer tätigen. Mit der Abschaffung des Bargeldes hätte der Bürger weniger Freiheit. Er könnte sich auch nicht mehr gegen Negativzinsen schützen. Jetzt würden viele Menschen größere Mengen von Bargeld zuhause aufbewahren, um so dem Trend der Banken zu entgehen.

Kreditkarte heißt gläserner Mensch

Schneider warnte vor dem gläsernen Menschen, der durch die Beseitigung des Zahlungsverkehrs mit Münzen und Scheinen entstehen werde. Es drohe die totale Überwachung. Auch verwies er das vermeintliche Argument der Bargeldabschaffungsbefürworter, ohne Cash könne weitgehend die Organisierte Kriminalität (OK) bekämpft werden, ins Reich der Märchen. Bombenanschläge – wie in Brüssel und Paris verübt – zum Beispiel kosteten heutzutage kaum noch etwas.  Und die Betrüger würden andere Wege wählen, um ihre Gaunereien und Verbrechen durchzuführen: „Es ist grenzenlos naiv anzunehmen, die OK brauche Bargeld oder bediene sich desselben“, sagte der Referent. Selbst bei der Schwarzarbeit gebe es Mittel und Wege, diese mit Kreditkarte abzuwickeln. So könne etwa der Auftraggeber mit der Karte Sachen erwerben, die dann der „Pfuscher“ bekomme.

Mehr dazu lesen Sie im Printmagazin, das Sie jetzt kostenlos zum Abo erhalten!

Kriminalität würde nicht sinken

Bei der Abschaffung des Bargeldes sinke die Kriminalität nicht, erklärte Schneider. Denn die Ursache dafür falle ja nicht weg. Die Bürger sollten selbst entscheiden, wie sie zahlen wollten. In den Nordstaaten herrsche eine andere Mentalität. Die Leute dort hätten größeres Vertrauen in den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Anstatt Münzen und Geldscheine abzuschaffen, sollten die Geheimdienste besser zusammenarbeiten, um die Kriminalität effektiver bekämpfen zu können. Und gegen den grassierenden Steuerbetrug empfahl der Redner einen globalen Informationsaustausch sowie lobte das gut funktionierende SWIFT-Abkommen zwischen der EU und den USA, mit dem der Zahlungsverkehr überwacht und die Finanzierung von Terrorismus aufgespürt werden soll. Nach einer regen Diskussion endete die aufschlussreiche Veranstaltung, die vom „Katholischen Bildungswerk“ (KBW) veranstaltet wurde.

Über Friedrich Schneider

Friedrich Schneider, geb. 1949 in Konstanz (Baden-Württemberg), ist Ökonom und emeritierter Universitätsprofessor an der Johannes Kepler Universität in Linz. Er gilt als Fachmann in den Bereichen Schattenwirtschaft, Steuerhinterziehung, organisierte Kriminalität sowie Umweltökonomie. Neben zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen wurde er im Ökonomen-Ranking der Zeitschrift „Presse“ in den Jahren 2014 und 2015 als „einflussreichster Ökonom“ in Österreich angeführt.

 

Sie interessieren sich für dieses Thema? Dann abonnieren Sie jetzt das Magazin Info-DIREKT um nur 38,50 Euro im Jahr und erhalten unsere Ausgabe „Die Grünen: Über den Tisch gezogen und nach rechts gerückt!“  kostenlos zugesandt.

Weitere Artikel …