Überwachung und Bargeldverbot: Interview mit Friedrich Scheider

Ökonom Friedrich Schneider, Interview mit Info-DIREKT
Bild Friedrich Schneider: Info-DIREKT

Nach seinem Vortrag in Linz (Info-DIREKT berichtete) hat Info-DIREKT Friedrich Schneider drei Fragen zum Thema Bargeldverbot und totalitäre Staaten gestellt.

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Info-DIREKT: Herr Professor, Sie haben in Ihrem Vortrag auch China kurz angesprochen. Wie gefährlich ist es in totalitären Systemen, dass der Zahlungsverkehr nicht nur überwacht wird, sondern dass unliebsame Menschen auch komplett vom Leben ausschließt, indem man ihnen kein Bankkonto mehr gibt?

Schneider: Das ist ja bei uns auch ein Problem für mittellose Menschen. In China hat jeder ein Konto, der Staat will ihn ja überwachen. Da ist es eher umgekehrt.

Erziehung durch Sanktionen

Info-DIREKT: Als Sanktionsmöglichkeit sehen Sie das also nicht, dass man jemandem sein Konto wegnimmt?

Schneider: Naja, sie nehmen ihm die Wohnung weg. Dass man jemandem das Konto wegnimmt, habe ich von China nicht gehört. Das wäre noch drakonischer, weil er ja nichts mehr machen könnte.

Info-DIREKT: Der kann sich dann nicht einmal mehr ein Wurstsemmerl kaufen.

Schneider: Nein, gar nichts mehr – da haben Sie recht. Aber das habe ich von China nicht gehört. Ich bin mir nicht sicher, ob die Chinesen das machen, aber so genau weiß ich das nicht. Ich habe mir nur das Sozialkredit-System sehr genau angeschaut – und das ist brutal.

Das Sozialkredit-System in China: Perfekte Überwachung

Mit dem Sozialkredit-System versucht die Volksrepublik China seine Bürger zu sozialeren Verhalten zu erziehen. Dazu wird das Verhalten der Bürger allumfassend überwacht. Für gutes Verhalten bekommt man Punkte gutgeschrieben, für unerwünschtes Verhalten hingegen abgezogen. Personen mit hohem Punktestand erhalten beispielsweise Vorteile bei der Vergabe von Arbeitsplätzen, Wohnungen, Flug- und Zugtickets. Personen mit niedrigen Punktestand haben hier mit Sanktionen zu rechnen. Zur Bewertung der einzelnen Personen werden Informationen von privaten (Handelskonzerne, Sozialmedia-Plattformen) und staatlichen Datenbanken herangezogen und ausgewertet.

Bei seinem Vortrag in Linz erzählte Friedrich Schneider, dass einer seiner chinesischen Bekannten zu seiner erkrankten Mutter reisen musste, weil er befürchtete, dass ihm der Staat sonst Punkte von seinem Sozialkredit-Konto abziehen würde.

 

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