Widerständig leben: „Für eine positive Kritik“

Widerständig leben: "Für eine positive Kritik"
"Für eine positive Kritik" von Dominique Venner

„Für eine positive Kritik. Elite. Aktivismus. Organisation.“ von Dominique Venner ist eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage eines bereits 1962 im Französischen  erschienenen Grundsatzwerkes der sog. „Neuen Rechten“. Roman Möseneder hat es für Info-DIREKT gelesen.

Dieser Beitrag von Roman Möseneder ist im Printmagazin Nr. 31 „Die Grünen: Über den Tisch gezogen und nach rechts gerückt!“ erschienen, das Sie jetzt kostenlos zu jedem Abo erhalten.

Seine militante Zeit verleugnet Venner keinesfalls. Er schätzt diese für seinen Werdegang als Geschichtsdenker sogar als essenziell ein. „Ohne den radikalen Aktivismus meiner Jugend mit seinen Hoffnungen, Enttäuschungen, missglückten Verschwörungen, ohne das Gefängnis, die Fehlschläge, ohne diese aufregenden und grausamen Erfahrungen wäre ich nie zum meditativen Historiker geworden, der ich heute bin.“ Nach Beendigung seiner Haft gründete Venner die Zeitschrift „Europe Action“. Dort wirkte unter anderem der damals junge Alain de Benoist, maßgeblicher Vordenker der Nouvelle Droite, als Autor mit.  Venner wirkte vor allem mit einer im Gefängnis verfassten Schrift als Inspirator für Alain de Benoist: „Pour une critique positive“, auf Deutsch: Für eine positive Kritik.

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Sitz im Parlament kein Selbstzweck

Einführend arbeitet Venner in seinem Werk die Unterschiede zwischen den „Nationalen” und den „Nationalisten” aus. Er kritisiert einen fehlenden Radikalismus der „Nationalen”. Diese würden sich auf die verschiedenen Früchte, nicht aber auf die Wurzel des Problems stürzen. „Sie sind Antikommunisten, doch sie vergessen, dass der Kapitalismus und das liberale Regime die Grundlage für die Ausbreitung des Kommunismus sind”, so der Autor. Des Weiteren hätten „Nationale” ihre guten Technokraten und ihre guten Minister. Es reiche, wenn ein Vertreter des Regimes die französische Nationalfahne schwingt, um ihr Vertrauen zu gewinnen. „Nationale” bevorzugen den Komfort und scheuen das Abenteuer und das Chaos. Die berühmten nationalen Abgeordneten, so Venner, seien aufgrund ihres persönlichen Ehrgeizes Opportunisten. Sie halten ein Fähnlein in den Wind und wissen, wann sie sich aus Gründen des Eigenprofites gewalttätig oder gar aufrührerisch geben müssen. Sie greifen eine Einzelperson oder eine einzelne Regierung an, stellen das Regime an sich jedoch nicht infrage. Der Parlamentssitz ist für sie kein Mittel zum Kampf, sondern ein Mittel zum Selbstzweck.

Gewalt & Terrorismus schaden

Die falsche Analyse einer Lage und der Mangel an Weltanschauung seien es, der die einen in den Opportunismus steuert und die anderen gewalttätig und letztlich terroristisch werden lässt. Blindlings wütender Terrorismus sei das am besten geeignete Mittel, um jede Unterstützung der Bevölkerung zu verlieren, warnt der Autor. Die Revolution sei nicht ein Akt der Gewalt, der manchmal eine Enthebung von der Macht begleitet. Sie sei auch kein simpler Austausch politischer Institutionen. „Die Revolution ist weniger die Ergreifung der Macht als deren Nutzung zum Aufbau einer neuen Gesellschaft.” Diese Aufgabe könne jedoch in der Unordnung des Geistes und der Handlung nicht umgesetzt werden, daher sei Kritik an den Mängeln der „Nationalen” so essenziell.

Im liberalen Regime des Westens halte eine Kaste vieler Privilegierter – Agenten des Finanzkapitals – alle Macht in ihren Händen. Politik, Verwaltung und Wirtschaft seien mit solchen Leuten besetzt, die in einer engen Komplizenschaft zueinanderstünden. Sie halten die Gesellschaft insbesondere durch soziale Regeln unter Kontrolle. Sie kontrollieren Informationskanäle und somit die Gedanken des Volkes. Nur Schein-Opposition würde toleriert. Um zu gewinnen, müssen wir verstehen, was das Regime in Wahrheit ist. Wir müssen seine Methoden und Komplizen enttarnen, vor allem jene, die sich als Patrioten tarnen, schreibt Venner.

Bildung & Aktivismus

Ohne Bildung sei auch der tapferste und kühnste Mann nichts weiter als eine manipulierte Marionette des Regimes. Zum passenden Zeitpunkt würde es an denjenigen Strippen ziehen, die sein Verhalten regulieren. Den Kampfgeist der eigenen Anhänger zu erhalten und die eigenen Überzeugungen den Zögerlichen zu vermitteln, seien zwei unverzichtbare Bedingungen für die Fortentwicklung des Nationalismus. In der Aktion oder im Gefängnis, wenn der Gegner zu triumphieren scheint, zeige sich, dass weltanschaulich gebildete Aktivisten einen überlegenen Widerstandsgeist haben.

Auf den darauffolgenden Seiten gibt Venner interessante Tipps für junge Aktivisten und all jene, die als temporäre Führungsfigur in diesen Gruppen agieren möchten. So rät er beispielsweise von einem Personenkult ab und verdeutlicht, dass Aktivismus eine Arbeit des langen Atems – ohne Glanz und Gloria – sei.

Meine im Text hervorgehobenen Erklärungen und Beschreibungen bezogen sich auf den Stoff der ungefähr ersten 40 Seiten. Insgesamt umfasst das Buch 132 Seiten. Wenn die besprochenen Inhalte Ihr Interesse weckten, ist der Kauf des Buches definitiv empfehlenswert. Besonders für junge Aktivisten ist dieser durchaus reflektierte Text eine Bereicherung. 

Das Buch ist im „Jungeuropa Verlag“ erschienen und zum Preis von 15,- Euro im guten Buchhandel und direkt beim Verlag erhältlich.

Über Roman Möseneder

Roman Möseneder ist ein 17-jähriger Schüler und politischer Journalist. Er publizierte u.a. bereits bei Vice, Arcadi, Tagesstimme, Wochenblick, AtterseeReport und Info-DIREKT. Auf Twitter, Instagram, Youtube und Telegram veröffentlicht er regelmäßig politische Inhalte.

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