Ehrenamtliche Erntehilfe: Burschenschafter helfen Landwirten in Not

Ehrenamtliche Erntehilfe: Burschenschafter helfen Landwirten in Not
Fotos: Info-DIREKT, Hintergrund: Pexels, Komposotion: Info-DIREKT

Es war eine spontane Idee aus den Reihen der „Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Steirischer Burschenschaften“, in Zeiten der Corona-Krise Landwirten ehrenamtlich unter die Arme zu greifen, denen aufgrund der restriktiven Regierungsmaßnahmen die Arbeit erschwert wurde.

Dieser Beitrag von Udo Schemnitz ist im Printmagazin Nr. 32 „Corona-Krise: Eine echte Gefahr für unsere Demokratie!“ erschienen, das Sie jetzt kostenlos zu jedem Abo erhalten.

Die Resonanz war erfreulich, denn schon kurz nach Bekanntgabe dieses Projekts, das unter dem Schlagwort „Erntehilfe“ lief, meldeten sich etwa zwei Dutzend Interessierte, und zwar nicht nur Korporierte. Aus der „Erntehilfe“ wurde aber dann, da es noch nichts zu ernten gab, einfach „Hilfe für Landwirte“.

Bepflanzung eines Hanges

Unter Federführung der vorsitzenden Verbindung der ARGE, der Grazer akademischen Burschenschaft Marko-Germania, konnten somit die Planungen beginnen. Es wurde umgehend mit dem Maschinenring Kontakt aufgenommen, um einerseits Kontakte zu Landwirten zu bekommen, auf deren Höfen fleißige Helfer benötigt wurden, und andererseits die notwendigen Formalitäten erledigen zu können, damit die Arbeiter für Gottes Lohn für ihre Verrichtungen wenigstens versichert sind. So konnte Mitte April mit dem ehrenamtlichen „Ernteeinsatz“ begonnen werden.

In der ersten Woche stand Hilfe in der Forstwirtschaft auf dem Programm. Einsatzort war die Oststeiermark. Die Freiwilligen hatten die Aufgabe, auf einem Hang mit dem Spaten Löcher zu graben und sodann die jungen Maronibäume einzupflanzen. Dafür waren Kraft und Ausdauer vonnöten. Zum Glück spielte das Wetter mit. Man blieb nämlich von Niederschlägen während der Arbeit verschont. Am Ende der ersten Woche konnten die Korporierten stolz auf ihre erbrachte Leistung blicken: Der einst kahle, nur mit Gras bewachsene Hang war nun mit jungen Bäumen durchsetzt.

Harte Arbeit im Weinberg

Die zweite Woche führte die Helfer in die Südsteiermark. Dort galt es, in der äußerst hügeligen Gegend nahe der slowenischen Grenze Weinberge „in Schuss“ zu bringen, sprich allerlei Tätigkeiten zu verrichten, die im Frühjahr bei Winzern anstehen. Zuerst ging es darum, die zukünftigen Trauben am Rebstock vor dem Traubenwickler zu schützen, der die Beeren ansticht und damit ungenießbar macht. Während man früher die Weinberge flächendeckend mit Pflanzenschutzmitteln, also mit Insektiziden, besprühte und damit Schädlinge wie Nützlinge gleichermaßen abtötete, gingen in den vergangenen Jahren die meisten Winzer dazu über, umweltfreundliche, mit Pheromonen versehene dünne Plastikbänder in regelmäßigen Abständen an den Drahtgestellen nahe den Rebstöcken anzubringen.

Besagte, in roter Farbe hergestellte Bänder enthalten Duftstoffe, die die Männchen dieses Falters verwirren, da diese durch die großflächige, ausschließlich für das Insekt wahrnehmbare Duftwolke die Weibchen nicht mehr aufspüren und sich mit ihnen nicht mehr fortpflanzen können. Was im Prinzip einfach ist, bedarf jedoch viel Handarbeit, weil durch jede Weinbergreihe jemand durchgehen und das Plastikband anbringen muss. Da der Hersteller lediglich für etwa sieben Monate die Wirksamkeit dieses Duftstoffes garantiert, müssen Jahr für Jahr neue Plastikbänder angebracht und – was noch mehr Arbeitsaufwand erfordert – die alten abgeschnitten werden. Konkret bedeutete dies für die Helfer schweißtreibende Wege in den zumeist steilen Weinbergen der Südsteiermark.

Ein Weinberg entsteht neu

Zum Glück meinte es der Wettergott gut mit den Helfern, denn in den zwei Wochen im Weinberg blieben sie weitgehend von Regen verschont. Erschwert wurden die Tätigkeiten bei solchen Rebstöcken, die bereits mit Netzen gegen Hagel und Wildverbiss geschützt waren, weil man dann mühsam hinter die Netze greifen musste, wenn man die alten Plastikbänder entfernte und die neuen anbrachte. Nach einer Woche Schaffen im Weinberg – es wurde insgesamt immerhin eine Fläche von 38 Hektar bearbeitet – stand die Neubepflanzung eines seit mehreren Jahren brachliegenden Hanges an. Bei dieser eher seltenen Arbeit durften die freiwilligen Helfer mitwirken. Nachdem eine Pflugmaschine in regelmäßigen Abständen Löcher gemacht und Setzlinge dort eingefügt hatte, begann die Handarbeit.

Tätigkeit, die Freude macht

In gebückter Haltung oder auf Knien musste der Hang auf- und abgegangen werden, wobei die Aufgabe darin bestand, die maschinell eingefügten Weinreben, die äußerlich als solche kaum erkennbar waren, weil der Setzling nur eine Wurzel mit Stiel ist, in die passende Position zu bringen, damit sie senkrecht nach oben wachsen. Nicht selten war die Wurzel untergepflügt und musste mühsam aus der Erde gegraben und freigelegt werden. Dies geschah alles nur mit bloßen Händen. Nach mehreren Stunden in gekrümmter Haltung spürten es die meisten im Kreuz. Ungeachtet dessen machte die Tätigkeiten allen Freude, zumal man am Ende des Arbeitstages sah, was man geleistet hatte.

Umtrunk zum Abschluss

Der nächste Schritt bestand darin, dünne Eisenstäbe hinter den Rebwurzeln einzuschlagen, damit diese nach dem Austreiben Halt bekommen und auch festgebunden werden können. Danach mussten Setzling und Stange mit einer Plastikhülle „eingemottet“ werden, um die spätere Pflanze vor Verbiss durch Wildtiere bzw. Unbilden des Wetters zu schützen. Dank der großen Motivation der Helfer konnte binnen zwei Tagen ein großer Hang bepflanzt und abschließend bearbeitet werden. Das Ende der zweiwöchigen Arbeit im Weinberg wurde mit einem Umtrunk erlesener Weine begossen. Die Teilnehmer verließen das Weingut mit dem Willen wiederzukommen, wenn fleißige Hände gebraucht werden.

 

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