Walter Ötsch sieht „den Markt“ als Propaganda-Instrument

Walter Ötsch sieht „den Markt“ als Propaganda-Instrument
Bild Walter Ötsch: By Bernhard Holub - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68330250; Foto des Buches und Bildkompostion: Info-DIREKT

In seinem Buch „Mythos Markt“ kritisiert Walter Ötsch den Neoliberalismus und ruft dazu auf das allgemeine Denken über die Wirtschaft zu ändern.

Ein Beitrag von Michael Scharfmüller. Weitere Beiträge zu diesem Thema finden Sie im Info-DIREKT-Printmagazin „Solidarischer Patriotismus statt Great Reset und Agenda 2030“, das Sie jetzt kostenlos zu jedem Abo erhalten.

Dass globale Kräfte kein Interesse an starken Staaten haben, die das Gemeinwohl in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen, ist bekannt. Interessant dabei ist, wie gegen souveräne Staaten argumentiert wird. Meist wird dazu „Der Markt“ in Stellung gebracht, was sich in den Zeitungen dann so liest: „Die Märkte reagieren positiv auf xy“ oder „Xy ist Lieblingskandidat der EU und der internationalen Märkte“. Die große Erzählung dahinter lautet, dass „der Markt“ ein Naturgesetz sei, das alles wie eine unsichtbare Hand selbstständig regele – solange kein Mensch eingreift. Der Ökonom und Kulturwissenschaftler Walter Ötsch durchleuchtet diese „marktradikale Propaganda“ in seinem 2009 erschienenen Buch „Mythos Markt“.

Leitfigur der globalen Eliten

Entstanden sei die „Urzelle der marktradikalen Bewegung“ in der Zwischenkriegszeit in Wien. In den 1970er Jahren übernahmen Eliten und Medien die radikale Theorie des Marktes auf globaler Ebene und der Markt stieg „zur Leitfigur auf“. In Form des Wirtschaftsliberalismus habe er Einzug in die Lehrbücher der Schulen und Universitäten gehalten. Die marktradikale Ideologie bestimme so die Wahrnehmung der Menschen und beschränke damit die Handlungsoptionen einzig und allein auf die Möglichkeiten innerhalb des Systems (bspw. Abbau von Sozialleistungen, Verkauf von Staatseigentum, …), kritisiert Ötsch.

Weltbank und IWF als Erfüllungsgehilfen

Erschwerend komme hinzu, dass die Welt durch globale Machthaber in ausschließlich gut (Markt) und ausschließlich böse (Nicht-Markt) eingeteilt sei. Die Macht der neoliberalen Akteure werde jedoch durch die Propaganda des angeblich freien Marktes verschleiert und geleugnet. Interessant dabei sei auch, dass diese Akteure ähnliche Gegebenheiten moralisch höchst unterschiedlich bewerten würden. Was im Westen eindeutig „Nicht-Markt“ sei, könne im Osten durchaus den Regeln und moralischen Ansprüchen des Marktes entsprechen. Bei der Durchsetzung marktradikaler Interessen helfe die Weltbank und der IWF, die Staaten immer wieder neoliberale Strukturanpassungsprogramme auferlegen würden. In diesen Ländern sei – laut Ötsch – dann selbst das Sammeln von Regenwasser gesetzlich untersagt.

Keine unsichtbare Hand, sondern eine Handvoll Menschen

Ötsch führt in seinem Buch auch an, dass viele wichtige Handelspreise von nur wenigen Personen festgelegt werden. Als Beispiel dafür führt er die drei wichtigsten Rating-Agenturen, die Rotterdamer Rohölbörse, die 16 Banken, die den LIBOR bestimmen und die Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters an. In Zusammenhang mit der FED (US-Notenbank) spricht Ötsch davon, dass diese von einer kleinen Elite geführt wird, die von der Politik nicht beeinflusst werden kann und im öffentlichen Diskurs nicht hinterfragt wird. All diese Beispiele zählt Ötsch auf, um zu belegen,

„wie die Wirtschaft in Kernbereichen schon immer von einer Handvoll Menschen abhängig gewesen ist“.

Wenn es darum geht diese „Handvoll Menschen“ der neoliberalen Globalisierung konkret zu benennen, wird Ötsch jedoch unkonkret. Nebulös führt er nur „machtvolle Markt Finanz-Institutionen und große Konzerne“ sowie Rating-Agenturen an.

Verbreitet Ötsch rechtsextreme, antisemitische Verschwörungstheorien?

Spannend in diesem Zusammenhang ist, dass „Rechtsextremismus-Experten“ es als antisemitische Verschwörungstheorie brandmarken, wenn jemand von „einer Handvoll Menschen“ spricht, die das globale Wirtschaftssystem wesentlich beeinflusst. Bei Ötsch blieb dieser Vorwurf bisher jedoch aus. Ein Grund dafür könnte sein, dass er selbst als „Rechtsextremismus-Experte“ gilt und Bücher wie „Haider Light. Handbuch für Demagogie” und „Populismus für Anfänger“ verfasst hat.

Menschen als soziale Wesen begreifen

Als Lösungsansatz ist es aus der Sicht von Ötsch wichtig, das Denken „von DEM MARKT“ zu beenden, was auch beinhaltet, dass Menschen als soziale Wesen und nicht als „seelenlose Rechenautomaten“ betrachtet werden, wie das in der neoklassischen Theorie der Fall sei.

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