Faktencheck: Ist die Ukraine näher an Wien als Vorarlberg?

Faktencheck: Ist die Ukraine näher an Wien als Vorarlberg?
Karte: google maps; Bildkomposition: Info-DIREKT

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) tritt mit seiner Agitation in Sachen Ukraine-Konflikt nicht nur Österreichs „immerwährende Neutralität“ mit den Füßen, sondern verbreitet auch in geografischer Hinsicht höchst fragwürdige Informationen. Ein Faktencheck:

Ein Kommentar von Thomas Steinreutner

Vom Gratisblatt „Heute“ wird Nehammer zum Konflikt in der Ukraine so zitiert:

„Ukraine näher an Wien als Vorarlberg“

Einen Faktencheck hält diese Aussage freilich nicht stand. Will man mit dem Auto in eine der wichtigsten Städte der Ukraine fahren, muss man diese Distanzen überwinden:

  • Wien – Lemberg (Liviv): 719 km, 8 Std. 26 Min
  • Wien – Kiev: 1.343 km, 17 Stunden
  • Wien – Lugansk: 2.166 km, 26 Stunden
  • Wien – Donezk: 2.005 km, 26 Stunden

Wien – Bregenz: 6,5 Stunden mit dem Auto

Setzt man sich hingegen in Wien ins Auto, um in die Landeshauptstadt von Vorarlberg, Bregenz, zu fahren, muss man nur eine Distanz von 602 km zurücklegen, das schafft man in sechs Stunden und 30 Minuten.

Im „Heute“-Artikel wird Nehammer dann auch konkreter zitiert:

„Die Ukraine ist, würde ich den Zirkel einstechen in Wien und einen 500 Kilometer Radius ziehen, in seinen Grenzen näher als Vorarlberg!“

Nehammers Beispiel zeigt zwar, dass die Ukraine nicht so weit weg ist, wie viele „Heute“-Leser vielleicht denken. Zu behaupten, dass die Ukraine näher an Wien als Vorarlberg und „quasi ein Nachbarstaat“ sei, ist trotzdem Mist. Vor allem die Gebiete, um die sich der Konflikt entzündet hat, sind mit ca. 26 Stunden Autofahrtzeit deutlich weiter von Wien entfernt, als das Nehammer suggeriert. Vermutlich macht Nehammer das auch, um die Österreicher auf weitere Preissteigerungen und auf weitere Migrationsströme vorzubereiten.

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Vermitteln statt hetzen

Freilich herrscht jetzt auch in Europa wieder Krieg. Anstatt sich aber an der Panikmache und am Säbelrasseln zu beteiligen, sollte sich Nehammers Regierungsmannschaft darum bemühen, eine Vermittlerrolle einzunehmen. Leider macht Nehammer – wie so oft – genau das Gegenteil von dem, was für Österreich am besten und für alle Beteiligten am vernünftigsten wäre: Er stellt sich ganz klar auf die Seite der Ukraine (bspw. hier und hier) und kündigte sogar an:

„Österreich wird sich nicht hinter seiner Neutralität verstecken“

Offenbar kann oder will der ÖVP-Chef nicht verstehen, was Neutralität bedeutet. Mit der erneuten Preisgabe der Neutralität gießt Nehammer weiter Öl ins Feuer anstatt die Rolle eines ruhigen Vermittlers einzunehmen.

Kriegsgewinner benennen

Völlig naiv ist auch Nehammers Aussage:

„Im Krieg gibt es immer nur Verlierer“

Gebe es im Krieg nur Verlierer, würde es keine Kriege geben. Durch Kriege verlieren zwar viele Menschen nicht nur ihr Hab und Gut sondern viel zu oft auch ihre Heimat und ihr Leben. Es gibt aber auch Menschen, die am Krieg viel Geld verdienen. Diese Kriegsgewinner könnte Nehammer vor den Vorhang holen, um zu verdeutlichen, wer eine echte Gefahr für den Frieden und Wohlstand in Europa und auf der ganzen Welt ist.

Die Zeche zahlen wir

Nehammer könnte einmal die Frage stellen, wie es sein kann, dass die Eliten in den USA einen Krieg nach dem anderen vom Zaun brechen und – abgesehen von den überfallenen Ländern – Europa dafür dann immer den größten Teil der Zeche – in Form von explodierenden Energiekosten und der Aufnahme von hunderttausenden Flüchtlingen zahlen muss.

Dass Nehammer all dies nicht tut, sondern Österreich lieber in den Chor der Kriegshetzer einstimmen lässt, überrascht nicht. Bleibt nur zu hoffen, dass der erneute Verrat der „immerwährenden Neutralität“ Österreichs durch die ÖVP den vollständigen Untergang der Volkspartei beschleunigt.

Ukraine als neutraler Pufferstaat

Hier ein Lösungsansatz, um den Konflikt zu entschärfen von EU-Abgeordneten Maximilian Krah: Kriegstreiber stoppen: Ukraine als neutralen Pufferstaat begreifen

Die bisher peinlichste Aktion rund um den Ukraine-Konflikt lieferte bisher die SPÖ: Rotes Wien schickt FFP2-Masken als Unterstützung in die Ukraine

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