Inflation als gewolltes Mittel zum Gesellschaftsumbau

Inflation als gewolltes Mittel zum Gesellschaftsumbau
Symbolbild: fp; Bildkomposition: Info-DIREKT

Mit der Geldentwertung wird der linke Umbau von Staat und Gesellschaft gezielt vorangetrieben.

Ein Gastbeitrag von Werner Reichel. Zuerst im aktuellen Magazin Info-DIREKT erschienen.

Die Schweizer haben’s gut. Während im Euro-Raum die Preise ungebremst nach oben schießen und die Inflationsrate neue Rekordwerte erreicht hat, liegt die Preissteigerung bei unserem westlichen Nachbarn im üblichen Rahmen. Dass bei uns die Teuerung mit allerlei Taschenspielertricks (was kommt in den Warenkorb und wird wie gewichtet) schön gerechnet wird und für den österreichischen Durchschnittsbürger bereits weit im zweistelligen Bereich liegt, kommt erschwerend hinzu. So lag die Inflationsrate, berechnet nach dem Miniwarenkorb, im April dieses Jahres in Österreich bereits bei 14,4 Prozent!

Weder Putin noch Corona schuld

Die Schweizer beweisen, dass – entgegen der Darstellung des politischen und medialen Mainstreams – die Preisexplosion nicht die Schuld von Wladimir Putin oder Folge der Corona-Pandemie ist. Im Unterschied zu Österreich und Deutschland sitzen keine linkslinken Öko-Fundis in der Berner Regierung und im dortigen Supermarkt zahlt man mit dem stabilen Franken, nicht mit der Euro-Schrott-Währung. Damit ist bereits viel über die Ursachen der aktuellen Teuerungswelle gesagt. Vor allem zwei Faktoren sind für sie verantwortlich: die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und die vor allem von Deutschland und Brüssel („Green Deal“) betriebene Energiewende. Beides zusammen ergibt jenes explosive Gemisch, das Preise immer weiter nach oben treibt. Beides sind ideologische Projekte, deren Betreiber die Folgen der Inflation nicht als Übel, sondern als politisches Steuerungsinstrument betrachten.

Auch Deutschland völlig überschuldet

Seit Jahren geben die EU-Staaten wesentlich mehr Geld aus, als sie sich leisten können. Sie haben bisher offiziell knapp 13 Billionen Euro Schulden angehäuft. Spitzenreiter sind Frankreich und Italien mit gemeinsam fünf Billionen Euro. Auch die „reichen“ Deutschen kommen auf über zwei Billionen. Das sind aber nur die geschönten, offiziellen Zahlen. Allein für Deutschland rechnen Ökonomen den wahren Schuldenstand (inkl. implizierter Schulden, ungedeckter Ausgabeversprechen etc.) auf 14 Billionen, also 1.400 Milliarden Euro!

Angesichts solcher astronomischer Summen macht man immer weiter, häuft neue Schuldenberge an. Ansonsten würde vielen Ländern, auch Frankreich und Italien, der Staatsbankrott drohen. Schulden zu machen bzw. Geld drucken ist einfacher und bequemer als schmerzhafte und langwierige Reformen, um den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen. Zudem haben linke Ökonomen bis vor kurzem behauptet (Stichwort: Modern Money Theory), man könne ohnehin unbegrenzt Geld drucken, um die Staatsausgaben zu finanzieren. EZB-Chefin Christine Lagarde glaubt das vermutlich immer noch.

In Wirklichkeit ist nichts gratis

„There is no such thing as a free lunch“, wie man in liberalen bzw. libertären Kreisen sagt. Soll heißen, das Geld, das der Staat oder die Union als Sozialleistungen, Subventionen, Förderungen, Corona-Hilfen etc. ausgibt, muss irgendwo herkommen, irgendwer muss am Ende des Tages dafür aufkommen.

Staatliche Haupteinnahmequellen sind die Steuern. Doch die europäischen Sozialstaaten haben die Steuerschraube bereits bis zum Anschlag angedreht. In vielen EU-Ländern liegen die Sätze für Steuern und Abgaben bei 50 Prozent und darüber. Zudem ist die Zahl der Leistungsempfänger – unter anderem durch die Massenzuwanderung – wesentlich höher als die der Leistungsträger. In Deutschland sind von 83 Millionen Einwohnern nur noch 27 Millionen Nettosteuerzahler, das heißt, sie zahlen mehr in die Staatstöpfe ein, als sie herausbekommen. Zieht man von diesen 27 Millionen jene ab, die ihr Gehalt vom Staat beziehen, bleiben nur noch 15 Millionen Deutsche übrig, die den sich immer weiter aufblähenden Sozialstaat schultern müssen. Die Inflation ist der Beweis, dass das auf Dauer nicht gutgehen kann.

Inflation ist die Umverteilung von unten nach oben

Diese schrumpfende Gruppe kann aber nicht mehr weiter belastet werden, sonst drohen Abwanderung, Pleiten, Motivationsverlust, Flucht in die Schwarzarbeit etc. Deshalb ist die EU dazu übergegangen, das Geld im wörtlichen und im übertragenen Sinn nach Bedarf zu drucken. Ein sozialistisches Wohlstands-Perpetuum mobile. Das hat die EZB, die längst zum Anhängsel der EU-Kommission verkommen ist, exzessiv getan. Die Geldmenge ist in der Eurozone seit Anfang 2020 um fast 18 Prozent ausgeweitet worden, gegenüber der Jahrtausendwende hat sie sich mehr als verdreifacht!

Wenn man die Geldmenge erhöht, ohne dass die Wirtschaftsleistung, das Angebot an Waren und Dienstleistungen entsprechend steigt, ist Inflation die zwingende Folge. Inflation kommt von „inflare“ und bedeutet aufblähen. Durch diese Geldmengerweiterung sinkt der Wert des Geldes. Die Inflation ist ein Instrument des Geldmonopolisten, die Bürger großflächig zu enteignen, ihnen die Ersparnisse zu stehlen, ohne, dass sie die Politik dafür verantwortlich machen würden. Dazu fehlt es den meisten an ökonomischem Basiswissen.

Betroffen von der Inflation sind vor allem die unteren und mittleren Einkommensschichten. Sie haben keine Möglichkeiten, ihr Angespartes in Sicherheit zu bringen und leiden unter den steigenden Preisen für Konsumgüter besonders, weil sie dafür einen hohen Prozentsatz ihres Einkommens aufwenden müssen. Inflation ist eine staatliche Umverteilung von unten nach oben, von denen, die ohnehin nicht viel haben, zu den Großschuldnern. Und das sind in erster Linie die Staatsapparate.

Greenflation durch ideologische Luftschlösser

Zur EZB-Geldentwertungspolitik kommt obendrauf die sogenannte Greenflation. Die gezielte Verteuerung der Energiepreise durch Verknappung des Angebots. Wer, wie Deutschland, „zur Rettung des Planeten“ seine Atomkraftwerke abschaltet, ohne für adäquaten Ersatz zu sorgen und stattdessen auf den unzuverlässigen Windstrom setzt, tut genau das. Seit Jahren wird aufgrund dieser Politik in Deutschland oder Österreich kaum noch in Kohle, Gas und Öl investiert, sondern in ideologische Luftschlösser wie Solar und Wind.

Dass die Energiepreisexplosion politisch gewollt ist, beweisen die österreichischen Grünen, die an der CO2-Steuer festhalten. Die Energiewende ist eine linksesoterische gesellschaftspolitische Utopie, bei der die Gesetze der Natur, Logik und Ökonomie keine Rolle spielen. Das führt zwangsläufig zu massiven Verwerfungen in der realen Welt.

Mehr Autorität durch Verarmung

Mit den teurer werdenden Spritpreisen soll etwa der den Grünen verhasste motorisierte Individualverkehr breitflächig zerstört und künftig Politbonzen und anderen Mitgliedern des Establishments vorbehalten bleiben. Der gemeine Bürger darf sich in die öffentlichen Verkehrsmittel zwängen. Individualität, Freiheit und Eigentum sind für Linke schließlich keine Grundwerte, sondern Missstände, die es zu beseitigen gilt. Die Inflation macht die Bürger flächendeckend ärmer, treibt sie in die Abhängigkeit des Staates, wodurch sie politisch leicht zu steuern sind. Das führt direkt in einen autoritären Kontroll- und Überwachungsstaat.

Man nutzt die selbst induzierten Krisen, um den Umbau der Gesellschaft voranzutreiben: Sprich den Staatsapparat und die Macht des Staates zu Lasten der Bürger und der individuellen Freiheit auszubauen. Statt die Steuern zu senken, erhöht man sie und verteilt großzügig Almosen (150 Euro Energiegutschein etc.). Doch das linke Macht- und Pyramidenspiel wird, so wie jedes sozialistische Gesellschaftsexperiment, krachend scheitern. Die aktuellen Entwicklungen sind die Ouvertüre dazu.

Leseempfehlung zum Thema:

Wer für die Inflation verantwortlich ist, wer von ihr profitiert, wer zu den Verlierern zählt und welche weitreichenden Folgen die Geldentwertung haben kann, erklärt Andreas Tögel in seinem 100 Seiten kompakten Buch: „Inflation. Warum das Leben immer teurer wird“. Erschienen ist es dieses Jahr im Verlag „Frank&Frei“. Für 12,90 Euro ist es im Buchhandel und direkt beim Verlag erhältlich: www.frankundfrei.online

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