Heftig: Nicolaus Fest (AfD) hielt Brandrede gegen eigenen Parteifreund

Heftig: Nicolaus Fest (AfD) hielt Brandrede gegen eigenen Parteifreund
Bild Nicolaus Fest: Bildschirmfoto von seiner auf Facebook live übertragenen Rede; Symbolbild Frau: fp; Bildkomposition: Info-DIREKT

Nicolaus Fest hat recht, wenn er sagt, dass ein Delegationsleiter im EU-Parlament viel Fingerspitzengefühl braucht. Leider lässt der EU-Delegationsleiter der AfD den von ihm oft geforderten „Stil und Anstand“ selbst jedoch vermissen. Bei einer auf Facebook live übertragenen Rede, vermittelte er sogar den Eindruck eines Elefanten im Porzellanladen.

Ein Kommentar von Michael Scharfmüller

Eigentlich wurde Fest vom AfD-Bezirksverband Berlin-Reinickendorf zum Neujahrsempfang eingeladen, um von seiner Arbeit in Brüssel zu berichten. Einen großen Teil seiner Rede nutzte er jedoch, um Stimmung gegen einen seiner Parteikollegen zu machen. Bei der von Fest angegriffen Person dürfte es sich um seinen Kollegen im EU-Parlament und Mitglied des AfD-Bundesvorstandes Maximilian Krah handeln – bestätigen wollte Fest das jedoch gegenüber Info-DIREKT nicht. Mehr dazu am Ende des Textes.

Kandidatenaufstellung für EU-Wahl

Fest begann seine Rede im lockeren Plauderton über die Missstände in der EU, bevor er „zum eigentlichen Thema“ seiner Ausführungen kam – nämlich der Kandidatenaufstellung für die EU-Wahl 2024, die diesen Juni stattfinden soll. Dass er davon sprach, dass diese Kandidatenwahl eigentlich wichtiger sei, als die anstehende Wahlwiederholung in Berlin, mag bei einer Rede vor Berliner Parteikollegen, die gerade mitten im Wahlkampf stehen, etwas unsensibel wirken, muss aber nicht böse gemeint sein. Selbiges gilt auch für einen Scherz, den er auf Kosten von AfD-Chef Tino Chrupalla machte.

Interessant waren Fests Ausführungen über die schwierigen Arbeitsbedingungen für kleine Parteien im EU-Parlament und die damit verbundene Notwendigkeit für jede Partei, Teil einer Fraktion zu sein. Dazu stellte er sein Konzept vor, wie sich die AfD auf EU-Ebene aufstellen sollte. So weit so gut. Anstatt jedoch nur seine eigenen Ideen vorzustellen, begann er nun auch damit, gegen einen seiner Parteikollegen scharf zu schießen. Mit dem wolle „keiner unser ausländischen Partner etwas zu tun haben“, deshalb sei eine Fraktionsbildung mit diesem Kollegen „faktisch nicht mehr möglich“. Und weiter: „Wer ihn aufstellt, wählt die Isolation der AfD!“

Woher stammen die Gerüchte über den einen Kollegen?

Dazu drängen sich zwei Fragen auf. Erstens, ob Fests Behauptungen der Wahrheit entsprechen. Und zweitens, wenn Fests Behauptungen stimmen, woher beziehen die Politiker ausländischer Parteien, ihre Informationen über einzelne EU-Abgeordnete der AfD? Manche hegen den Verdacht, dass die Infos über jenen Politiker, mit denen angeblich „keiner unser ausländischen Partner etwas zu tun haben“ will, von anderen AfDlern bewusst gestreut wurden. Spannend in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass sich der amerikanische Journalist Matthew Tyrmand seit einigen Monaten sehr für Maximilian Krah interessiert und teilweise in vulgärer Sprache gegen ihn anschreibt. Denis Deppe, der in Fests Rede auch „gewürdigt“ wird, hat hierzu einen schlimmen Verdacht, der jedoch hoffentlich nicht stimmt! Zu den Vorwürfen, die Fest gegen ihn erhoben hat, hat sich Deppe hier geäußert.

In Anspielung auf die Haltung des „Kollegen, von dem hier soviel die Rede war“ zu China, stellte Fest die Frage „sollten wir denen wirklich den Arsch küssen?“ Zudem sprach er von „Radikalen und Halbirren“ in der Partei, unterstellte parteinahen Personen, dass sie vom Verfassungsschutz bezahlt würden und eine ähnliche Strategie der Zersetzung wie die Stasi fahren würden. Ferner zitierte er namentliche nicht genannte Kollegen aus Österreich, die über den „Kollegen“ behauptet haben sollen, dass er „große Nehmerqualitäten“ habe – was man wohl ohne viel böse Absicht als Korruptionsvorwurf auffassen kann.

„Stil und Anstand“ sehen anders aus

Nicolaus Fest hat sicherlich Recht damit, dass es wichtig sei, für europäische Freunde ein verlässlicher Partner zu sein und dabei „Stil, Anstand und Umgang“ eine wichtige Rolle spielen. Offenbar gilt dieser Anspruch jedoch für Fest selbst nicht. Anders ist es nämlich nicht zu erklären, weshalb Fest den niemals namentlich genannten Kollegen zwar dafür kritisiert, dass er die Franzosen mit einzelnen Aussagen vor den Kopf gestoßen haben soll, er selbst aber seine italienischen Kollegen öffentlich als äußerst unzuverlässig darstellt und sie auf ihre Kochkünste und ihren guten Wein reduziert.

Fests Rede wurde auf Facebook live übertragen, mittlerweile jedoch vom Netz genommen. Info-DIREKT hat die Rede jedoch rechtzeitig gesichert. Da wir die teils schweren Anschuldigen, die Fest gegen namentlich genannte Personen nicht weiterverbreiten wollen, werden wir das Video aus derzeitiger Sicht jedoch nicht veröffentlichen.

Fest über Info-DIREKT: „Als Medium getarnte parteiische Dreckwerferei“

Um auch Nicolaus Fests Sichtweise in diesem Kommentar würdigen zu können, habe ich ihm zu seiner Rede per E-Mail fünf Fragen gestellt. Darauf habe ich nachfolgende Antwort des ehemaligen Stv. Chefredakteurs der „Bild am Sonntag“ erhalten: (Hervorhebungen und Verlinkung im Text durch Info-DIREKT)

„Sehr geehrter Herr Scharfmüller,

ich beantworte grundsätzlich alle Medienanfragen. Doch meinen meine geschätzten österreichischen Kollegen, Ihre Publikation sei kein Medium, sondern eine als Medium getarnte parteiische Dreckwerferei – und ihr letzter Bericht über mich, einseitig und unrecherchiert, hat dieses Urteil vollumfänglich bestätigt.
Insofern nehmen Sie bitte von künftigen Anfragen Abstand. Selbstverständlich dürfen Sie diese Antwort gerne veröffentlichen. 
Im übrigen sollten Sie vorsichtig sein, was Sie schreiben. Es gibt zu Ihren Fragen Rechtshängigkeiten und Tatsachen, von denen Sie offensichtlich keine Ahnung haben, die man aber recherchieren könnte. Sollten Sie also behaupten, was Sie mit Ihren Fragen ungestützt insinuieren, gehen Sie auf dünnem Eis. 
Mit freundlichem Gruß, 
N. Fest“
Den von Fest in seiner Antwort angesprochenen Kommentar über seine Person, kann hier gelesen werden: Meuthen 2.0? Nicolaus Fest (AfD) stichelt gegen eigenen Bundesvorstand. Einschüchtern lassen wir uns bei Info-DIREKT übrigens weder durch solche Beschimpfungen noch durch Mahnungen zur Vorsicht. Bereits das DÖW und das „Mauthausen Komitee“ haben sich an uns die Zähne ausgebissen.

Und das waren meine Fragen an Nicolaus Fest:

  1. Handelt es sich bei ihrem Kollegen, über den Sie gesprochen haben, um Maximilian Krah?

  2. Sie werfen ihrem Kollegen vor, dass er die Franzosen vor dem Kopf gestoßen habe, selbst sprechen sie in ihrer Rede jedoch abfällig über die Italiener. Weshalb machen Sie das?

  3. Inwiefern ist es aus Ihrer Sicht mit „Stil, Anstand und Umgang“ zu vereinbaren, wenn Sie bei einer öffentlichen Veranstaltung, die live auf Facebook übertragen wurde, die Hälfte ihrer Redezeit dazu benutzen, um eigene Parteikollegen anzugreifen?

  4. Weshalb glauben Sie, dass Sie von den anderen europäischen Parteien als seriöser und verlässlicher Ansprechpartner wahrgenommen werden, wenn Sie ihre eigenen Kollegen attackieren, den eigenen Bundesvorstand angreifen und von „Radikalen und Halbirren“ in Ihrer eigenen Partei sprechen?

  5. Wenn Sie es kritisieren, dass angeblich über einen Ihrer Kollegen das Gerücht verbreitet werde, dass er schwul sei. Wieso nennen sie den Namen des vom Gerücht betroffenen Kollegen? Tragen Sie damit nicht selbst zur Gerüchteküche bei?

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