Great Reset & Big Data: Jetzt steht unser freier Wille auf dem Spiel!

Great Reset & Big Data: Jetzt steht unser freier Wille auf dem Spiel!
Bild Yuval Noah Harari: By CityTree - <a rel="nofollow" class="external free" href="https://www.flickr.com/photos/citytree/8767283910/sizes/o/in/photostream/">https://www.flickr.com/photos/citytree/8767283910/sizes/o/in/photostream/</a>, CC BY 2.0, Link; Bildkomposition: Info-DIREKT

Ein Leserbeitrag von Stefan Berger über die Bücher des Historikers Yuval Noah Harari, der vielen Globalisierungskritikern als Wegbereiter des Transhumanismus gilt.

Dieser Text ist in seiner vollständigen Länge im aktuellen Magazin Info-DIREKT, Ausgabe 46, erschienen.

In vielen alternativen Medien wird zu Recht vor der „Agenda 2030“, dem „Great Reset“ und dem „Weltwirtschaftsforum“ (WEF) von Klaus Schwab gewarnt. In diesem Zusammenhang stoße ich seit Monaten immer wieder auch auf Berichte über Yuval Noah Harari, der einer der Berater des WEF sein soll. Es wird berichtet, dass er davon träume, uns zu Robotern umzubauen und von Algorithmen steuern zu lassen. Über diese Berichte war ich etwas überrascht, da ich nach der Lektüre seiner Bücher zu völlig gegenteiliger Auffassung gekommen bin. Mir ist es wichtig, hier eine andere Sicht zu präsentieren: Harari träumt nicht davon, er warnt davor. Darum finde ich, seine Bücher sollten von jedem gelesen werden, vor allem von Menschen, die der technologischen und politischen Entwicklung in Zeiten von Facebook, Google und Co. skeptisch gegenüberstehen. Natürlich wird man nicht allem zustimmen, das liegt in der Natur der Sache. Dennoch finde ich es wichtig, seine Bücher selbst zu lesen und sich selbst eine Meinung zu bilden.

Geschichte der Menschheit

Im ersten Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ geht Harari die gesamte Menschheitsgeschichte des Homo Sapiens durch und wie er es durch das (zum Teil wahrscheinlich mitverschuldete) Aussterben aller anderen Menschenarten geschafft hat, sich an die Spitze der Evolution zu setzen.

Dabei bringt der Homo Sapiens erstmal keine besonders erfolgsversprechenden Eigenschaften mit sich. Seine Muskeln und kämpferischen Fähigkeiten bleiben weit hinter denen anderer Raubtiere, ja sogar anderer Affen zurück. Die großen Gehirne, auf die wir heute so stolz sind, waren viele Jahrtausende lang eher ein Hindernis, weil sie viele Kalorien verbrauchen, die man Tag für Tag zu sich nehmen muss und die Überlebenschancen kurzfristig nicht wirklich positiv beeinflussen.

Erst über viele Jahrtausende hinweg stellte sich nach und nach zwischen 70.000 und 12.000 vor Christus die sogenannte kognitive Revolution ein, die es dem Menschen besser als allen anderen Tieren ermöglichte, in immer größeren Gruppen effizient zusammenzuarbeiten. Das brachte schließlich die Wende. 

Die Menschheit in der Falle

Aus Sicht von Harari war die landwirtschaftliche Revolution für das einzelne Individuum ein großes Unglück. Der Mensch war seit seinem Entstehen durch die Evolution darauf ausgelegt, von und mit der Natur zu leben. Der Alltag eines Jägers und Sammlers war abwechslungsreich, aber natürlich auch gefährlich. Das Bevölkerungswachstum war abhängig von dem, was die Natur gerade hergab.

Mithilfe der Landwirtschaft konnte man nun eine viel größere Menschenmenge ernähren, Städte und Dörfer wuchsen. Technologischer sowie geistiger Fortschritt waren nur deshalb möglich, weil sich manche Menschen nicht mehr um das Jagen von Tieren oder Sammeln von Früchten kümmern mussten. Das alles nützte dem einfachen Bauern aber wenig. Er hatte einen ungemein schwereren Arbeitsalltag als seine Vorfahren, ernährte sich einseitig und lebte mit dem Risiko,, nach einer schlechten Ernte seine gesamte Familie an eine Hungersnot zu verlieren. Mehr dazu lesen Sie im Magazin Info-DIREKT, Ausgabe 46.

Daten als wertvollstes Gut

Wenn man Hararis beide letzten Bücher („Homo Deus“ und „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“) liest, bekommt man das Gefühl, dass Harari befürchtet, wir könnten kurz vor einer weiteren solchen Falle stehen, bzw. bereits hineingetappt sein. Wir füttern bereitwillig Big Data Algorithmen, indem wir Urlaubsfotos auf Facebook oder die ersten Schritte der Tochter auf Instagram posten. Wo und wann wir das letzte Eis oder Abendessen konsumiert haben ist genauso publik, wie der letzte Ausflug mit Freunden. Viele Firmen und Regierungen bezahlen Milliarden dafür, um Zugang zu diesen Daten zu haben, und unser Konsum- und Wahlverhalten studieren und manipulieren zu können. Harari ist der Meinung, dass diese Daten unser wertvollstes Gut sind und dass wir ungeheuer vorsichtig sein sollten, was wir damit machen, weil unser freier Wille auf dem Spiel steht. Er vergleicht uns hier mit den Indianern, die ihr Land – ihren wertvollsten Besitz – für eine Handvoll Glaskugeln verkauft haben:

„Denn wir befinden uns heute an dem Punkt, an dem zwei ungeheure Revolutionen zusammenfließen. […] Wenn die Revolution der Biotechnologie mit der Revolution der Informationstechnologie verschmilzt, werden daraus Big-Data-Algorithmen entstehen, die meine Gefühle viel besser überwachen und verstehen können als ich selbst, und damit wird sich die Macht von den Menschen hin zu den Computern verschieben. Meine Illusion eines freien Willens wird recht schnell zerplatzen, wenn ich täglich mit Institutionen, Unternehmen und staatlichen Stellen zu tun habe, die das, was bislang mein unzugänglicher innerer Bezirk war, verstehen und manipulieren.“

Fluch und Segen

Der Vorwurf, dass Harari eine solche Entwicklung herbeisehnt oder auch nur befürwortet, kann nach der Lektüre seiner Bücher überhaupt nicht standhalten. Nicht ohne Grund wird von ihm immer wieder gefordert, diese Daten und deren Verbreitung streng zu regulieren. Doch von wem? Wem würden wir dieses wertvollste aller Güter anvertrauen? Diese Frage sollten wir besser früher als später klären. Harari dazu:

„Der Wettlauf um den Besitz der Daten ist bereits eröffnet, und angeführt wird er von Datenriesen wie Google, Facebook, Baidu oder Tencent. […] Sie gewinnen unsere Aufmerksamkeit, indem sie uns mit kostenloser Information, Dienstleistungen und Unterhaltung versorgen, und anschließend verkaufen sie unsere Aufmerksamkeit weiter an Werbetreibende. Doch die Datenriesen verfolgen wahrscheinlich ganz andere, höhere Ziele. Ihr eigentliches Geschäft besteht gar nicht darin, Anzeigen zu verkaufen. Vielmehr gelingt es ihnen Unmengen an Daten über uns anzuhäufen, die weitaus mehr wert sind als die Einkünfte aus Werbung. Wir sind nicht ihre Kunden – wir sind ihr Produkt.“

Harari erwähnt auch positive Aspekte dieser Entwicklung. Eigentlich kann man in den Büchern zu allen Themen ein Pro und Kontra finden. Dem Autor scheint es wichtig, alle Seiten der Medaille zu betrachten. So könnte man es in Zukunft einer Musik-KI überlassen, die perfekte Musik für die aktuelle Gemütslage zu finden. Die „Künstliche Intelligenz“ (KI) könnte das perfekte Lied sogar kurzerhand selbst komponieren. Partnerbörsen könnten durch Zugang auf tief verankerte biochemische Daten den perfekten Partner für jeden finden. Wäre das nicht eine schöne neue Welt? Nach allem, was auf dem Spiel steht, ist für mich die Antwort klar.

Der Tod als technisches Problem

Nachdem die Menschheit gerade dabei ist, die Gefahr von Hunger, Krankheit und Krieg zu bezwingen, stellt sich für die superreiche Elite die Frage, was sie nun als nächstes in Angriff nehmen könnten. Laut Harari gibt es hier drei ultimative Ziele:

  • Unsterblichkeit: Heute betrachten manche Wissenschaftler den Tod als lösbares, technisches Problem. Sie sehen im Sieg über den Tod das wichtigste Menschheitsprojekt überhaupt.
  • Glück: Glück ist eine Währung. Wer genug Geld hat, könnte sich schon bald durch Manipulation unserer Biochemie zu ewigem Glück verhelfen.
  • Göttlichkeit: Die Evolution brauchte Millionen von Jahren, um uns zum Homo Sapiens hervorzubringen. Bioingenieure könnten in sehr viel kürzerer Zeit Unsterblichkeit und ewiges Glück anbieten, indem sie Gen-Codes umschreiben und Gehirnströme umleiten.

Harari schreibt dazu:

„Während sie [die Superreichen] bislang kaum mehr als Statussymbole kaufen konnten, könnten sie schon bald in der Lage sein, sich das Leben selbst zu kaufen. Wenn sich neue Behandlungen zur Lebensverlängerung und zur Verbesserung körperlicher und kognitiver Fähigkeiten als kostspielige Angelegenheiten erweisen sollten, könnte sich die Menschheit in biologische Kasten aufspalten. […] Im Jahr 2100 besitzt das wohlhabendste eine Prozent womöglich nicht nur den Großteil des weltweiten Reichtums, sondern auch den Großteil der Schönheit, Kreativität und Gesundheit auf dieser Welt.“

Man kann Hararis Warnungen ernst nehmen oder nicht. Man kann auch – wie ich selber – vieles Ablehnen, was in den Büchern steht. Aber wie der Eindruck entstehen kann, er würde diese Veränderungen wollen und aktiv an ihrer Realisierung arbeiten, erschließt sich mir nicht. Ich hoffe, dieser kleine Einblick in die Bücher von Yuval Noah Harari trägt dazu bei, dass die angesprochenen Themen öffentlich und tiefgreifend diskutiert werden.

Mehr über Transhumanismus, den Great Reset und Klaus Schwab lesen Sie im Magazin Info-DIREKT, Ausgabe 46.

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