Das bedeutet die neue Wagenknecht-Partei für die AfD

Das bedeutet die neue Wagenknecht-Partei für die AfD
Bild Sahra Wagenknecht: Von © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, Link; Bildhintergrund mit KI erweitert.

Die Pläne von Sahra Wagenknecht (Die Linke) eine eigene Partei zu gründen, sollen laut Medienberichten konkreter werden. Teile des patriotischen Lagers reagieren nervös darauf. Doch ist diese Nervosität berechtigt?

Ein Kommentar von Michael Scharfmüller

Natürlich wünscht sich jede Partei in ihrem Wählerteich konkurrenzlos fischen zu können. Da sich Wagenknecht auch gegen die Linie der Altparteien stellt, könnte die AfD hier nun erstmals Konkurrenz als einzige Alternative bekommen. Schließlich dürfte Wagenknecht mit einer migrationskritischen, US-kritischen, anti-woken und sozialen Ausrichtung auch für potentielle AfD-Wähler attraktiv sein.

Gerade in Sachen Migrationskritik wird sich jedoch rasch zeigen, inwieweit Wagenknecht rechts blinken kann, ohne ihr eigentliches Wählerklientel – bestehend aus enttäuschten Linken, Grünen und SPD-Wählern – zu vergrämen.

Konkurrenz hat auch Vorteile

Dass die AfD bei den genannten Themen nun Konkurrenz bekommen könnte, kann für die AfD jedoch auch ein Vorteil sein. Zum einen, weil der Rahmen des Sagbaren erweitert wird, wenn eine weitere Partei Probleme offen anspricht. Zum anderen, weil die AfD dadurch gezwungen wird, ihren konsequenten Weg weiterzugehen. Das wiederum könnte zur Folge haben, dass AfDler mit neoliberalen und transatlantischen Ansichten innerhalb ihrer eigenen Partei weiter in die Defensive gedrängt werden. Selbiges gilt auch für jene Politdinosaurier, die immer noch davon träumen die CDU „zurück auf den rechten Weg“ bringen zu können oder meinen durch Verwässerung der eigenen Inhalte Wählerstimmenmaximierung betreiben zu können.

Wagenknecht als Regierungspartner?

Bisher drehten sich nämlich viele Gedanken in der AfD darum, ob die CDU dazu bereit wäre die AfD als Juniorpartner für eine Regierung auszuwählen. Selbstbewusster gedacht lautete die Frage, ob es ausreichend Kräfte innerhalb der CDU gebe, die als Juniorpartner für die AfD bereitstehen würden.

Sofern Wagenknecht tatsächlich eine schlagkräftige Truppe zusammenbringt, käme in Sachen Koalitionsmöglichkeiten vielleicht eine weitere Option für die AfD ins Spiel. Gerade in Thüringen könnte Wagenknecht nämlich zahlreiche Stimmen von Willkommensklatscher und Ministerpräsident Ramelow (Die Linke) und von der SPD einsammeln ohne der AfD nennenswert zu schaden. Dann wäre eine blau-rote Landesregierung denkbar. Zuvor müsste Wagenknecht jedoch diese Gretchenfrage beantworten:

„Nun sag‘ Sahra, wie hast du’s mit der AfD?“

Wenn Wagenknecht eine Zusammenarbeit mit der AfD ausschließt, ist klar, dass sie nur eine weitere Taschenopposition des Systems ist. Wenn Wagenknecht hingegen – nach taktischen Distanzierungen im Wahlkampf – bereit ist mit der AfD in den Ring gegen die Altparteien zu steigen, wird es in der bunten Republik vielleicht wirklich noch mal spannend.

Eines ist nämlich sicher: Wenn Wagenknecht ernst nimmt, was sie in ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ geschrieben hat, dann steht sie vielen Patrioten um einiges näher als manchen liberal-bürgerlich-konservativen Politdinosauriern, die sich an konservative Mogelpackungen und etablierte Medien anbiedern und die Rettung von Volk und Heimat längst aufgegeben haben.

EU-Wahl als realistisches Ziel

All das sind jedoch Spekulationen. Ob Wagenknecht nämlich tatsächlich eine Partei gründet, ist noch immer nicht ganz sicher. Falls sie sich tatsächlich dazu entschließt, wird es spannend, wo sie ausreichend Strukturen aufbauen kann, um bei Wahlen anzutreten. In Thüringen, wo nächstes Jahr gewählt wird, könnte ihr das – laut Politbeobachtern – gelingen. Ob das in anderen Bundesländern klappt, wird spannend. Fix ist aber, dass es eine riesige Herausforderung für sie sein wird, eine neue bundesweit aktive Partei zu gründen und zu führen. Mit der von Wagenknecht mitinitiierten Sammelbewegung „Aufstehen“ im Jahr 2018 ist das nicht wirklich gelungen. Erschwerend kommt hinzu, dass Wagenknecht als Liebling mancher großer Medien auf Gegenwind stoßen könnte, sobald klar wird, dass sie nicht nur eine Konkurrenz für die AfD, sondern auch für die SPD darstellt.

Schon aufgrund persönlicher Interessen ist deshalb am wahrscheinlichsten, dass Wagenknecht zur EU-Wahl im nächsten Jahr antritt. Dazu braucht es nämlich die wenigsten Strukturen.

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