Markus Kralls neue Partei: Vorteile, Nachteile, Irrtümer und Probleme

Neue Partei von Markus Krall: Die Vorteile, Nachteile, Irrtümer und Probleme
Bild Markus Krall: Info-DIREKT

Was viele lange vermuteten, dürfte nun beschlossene Sache sein: Unternehmensberater, Bestseller-Autor und WerteUnion-Mitglied Markus Krall will eine neue Partei in Deutschland gründen, mit der die „Mitte der Gesellschaft“ angesprochen werden soll. So einfach, wie er hofft, dürfte das jedoch nicht werden.

Ein Kommentar von Michael Scharfmüller

An Selbstvertrauen mangelt es dem Autor von Büchern wie „Freiheit oder Untergang“, „Die bürgerliche Revolution“ und „Der Crash ist da“ nicht. Auf „X“ (vormals Twitter) schreibt er:


„Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: Wir werden die #NeuePartei der Mitte gründen und wir werden antreten. Wir wollen und wir werden Deutschland verändern.“

Dabei gehe es Krall mit seiner Partei nicht darum, nur die fünf Prozent Hürde zu überspringen. Er will

„den Regierungswechsel für Deutschland, den totalen Rollback von dann 20 Jahren Ampel-Murks&Merkel, das Antibiotikum gegen die dumme, woke, gegenderte, klimahysterische, wohlstandsfeindliche, Bürger und Leistungsträger hassende Kopfkrankheit die dieses Land beherrscht.“

Gelingen würde das – so Krall – indem seine neue Partei, „die FDP unter 5 %, die CSU unter 5 %, die CDU unter 15 %“ drücke, den Rest der notwendigen Stimmen hole er sich von den Nichtwählern.

Ziel sei es das Land zu reformieren und zwar „radikal“:

„Wir wollen alle zum Teufel schicken, die es deformiert, den Rechtsstaat zerstört, unsere Innenstädte mit Kriminellen geflutet und die Wirtschaft ruiniert haben. Wir wollen die Leistungsträger befreien und die kriminellen Corona-Vergehen ahnden. Wir werden die Übergriffigkeit des Staates beenden. Wir werden das Zerstörungswerk von Murks&Merkel rückgängig machen, die Wirtschaft wiederbeleben, das Land wieder sicher machen, die Straßen von den Klebern befreien, die Sozialmigration nicht nur beenden, sondern rückgängig machen. Atlas wirft die Welt ab.“

Krall sieht sich als Koalitionspartner für die AfD

Eine Koalition schließe er dabei nur mit den Grünen und Linken aus, denn das „sind keine demokratischen Parteien“, so Krall. Der Kritik, dass er mit seiner Partei vor allem der AfD Stimmen Stimmen abziehen könnte, entgegnet er, dass die AfD zukünftig einen Koalitionspartner brauchen werde. Als solcher biete er sich an. Die Stimmen, die er der AfD kosten würde, bringe er als Partner für eine Regierung wieder zurück, um gemeinsam „die Wende“ zu schaffen. Dazu wirft er die Frage in den Raum:

„Wenn sich die CDU mit dem Fetisch Brandmauer zugrunde richtet, warum sollte man sie nicht mit einer neuen Partei ersetzen, die keinen antifaschistischen Schutzwall a la Honecker will?“

Fragwürdige Grafik

Dazu postet Krall eine Grafik, die mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet. Sieht man sich die Grafik an, reicht das „demokratische Spektrum“ für Krall nur von links bis rechts. Rechts- und Linksradikale befänden sich außerhalb des Spektrums, womit sich Krall wohl auch selbst ins kriminelle Eck stellt. Richtig wäre diese Grenze beim Extremismus zu ziehen – so wie es lange Zeit auch der Verfassungsschutz tat. Linksradikal sind für Krall die „SED / Linke“ und in Teilen die SPD und Grünen. Zu einem kleinen Teil stehe auch die CDU außerhalb des „demokratischen Spektrums“. Bei der um nichts weniger heuchlerischen und woken CSU will Krall hingegen keine linksradikalen Strömungen erkennen. Selbiges gilt für die Mogelpackung FDP. Die AfD ordnet Krall rechts ein, mit einem kleinen Teil rechtsradikal. Zwischen dem aus sechs Parteien bestehenden linken bis linksradikalen Block und der AfD sieht Krall ein großes leeres Feld, das die Mitte repräsentieren soll und in dem sich 45 Prozent der Nichtwähler aufhielten, um die sich niemand kümmere. Bei der letzten Bundestagswahl lag die Wahlbeteiligung übrigens immer über 76 Prozent. Man muss kein Mathe-Genie sein, um zu erkennen, dass diese Rechnung nicht aufgeht.

Kralls Fehleinschätzungen

Spätestens hier beginnt der große Irrtum von Markus Krall. Hier einige Punkte dazu:

  • „Die Mitte“ gibt es nicht. Welche Ansichten als Mitte wahrgenommen werden, bestimmen die etablierten Medien. Durch die ständige Wiederholung ihrer Einordnungen und Lügen werden die subjektiven Ansichten Einzelner zur objektiven Wahrheit für einen Großteil der Menschen. Diese Übernahme falscher Koordinaten vollziehen vor allem jene Menschen, die Wert darauf legen, Teil der „Mitte der Gesellschaft“ zu sein. Würden sie das Spiel nicht mitspielen, wären sie nicht mehr Teil der imaginären Gesellschaftsschicht. Da Kralls Standpunkte vom Establishment nicht der Mitte zugeordnet werden, wird er von seiner Zielgruppe auch niemals als Mitte wahrgenommen werden.
  • Davon abgesehen gibt es den Block der Nichtwähler als Einheit nur auf einfachen Grafiken. Nichtwähler zu erreichen, ist eine große technische Herausforderung, ein paar markige Sprüche reichen dazu nicht. Wenn es so einfach wäre, Nichtwähler anzusprechen und zu halten, hätten das die AfD und andere Parteien wohl längst getan.
  • Sollte Krall jemals tatsächlich zur Gefahr für die Blockparteien werden, wird der Verfassungsschutz sehr rasch ausrücken, um Krall und seine Partei in ein kriminelles Licht zu rücken. Haltungsjournalisten und Antifa werden zudem zur altbekannten Zersetzungsstrategie beitragen.
  • Es ist zwar davon auszugehen, dass sich Krall von Zersetzungsstrategien nicht einschüchtern lässt, ob eine junge Partei diesen Druck standhält, ist jedoch fraglich. Falls Krall überhaupt ausreichend Mitstreiter findet, um eine bundesweite Partei zu organisieren, werden viele davon wegfallen, wenn der VS an die Tür klopft. Die AfD ist bisher die einzige Partei, die daran nicht zerbrochen ist, sondern ihren Erfolg sogar noch ausbauen konnte.
  • Neben der Finanzierung einer neuen Partei macht es dieser Druck des Establishments noch schwieriger geeignetes Personal dafür zu finden und dieses zu einer dauerhaften echten Kameradschaft zusammenzuschweißen. Um die tägliche Parteiarbeit leisten zu können, wird es notwendig sein, auf politisch erfahrenes Personal zurückzugreifen. Politiker, die es ehrlich meinen, sind jedoch längst von den Altparteien zur AfD übergelaufen. Diejenigen, die man jetzt noch von CDU und CSU loseisen kann, sind wohl hauptsächlich jene, die bei kommenden Wahlen aufgrund der zu erwartenden Verluste damit rechnen, ihre Mandate zu verlieren und deshalb bei einer anderen Partei alles auf eine Karte setzen. Ob man mit solchen Persönlichkeiten eine erfolgreiche Partei machen kann, darf bezweifelt werden. Natürlich gibt es auch in der AfD Funktionäre, die immer noch davon träumen ihre Partei Richtung angeblicher Mitte und zu einer besseren Variante der CDU zu machen. Mit diesen Leuten ist jedoch nichts zu gewinnen, die haben innerhalb der AfD schon mehrfach bewiesen, welch naive Einzelspieler und Bremsklötze sie sind. Bestes Beispiel dafür ist Ex-AfD-Chef Jörg Meuthen.
  • Zudem dürfte Markus Krall seine Bekanntschaft im Volk überschätzen. Krall hat zweifelsohne eine große Reichweite innerhalb der Blase überdurchschnittlich politisch-interessierter Menschen. In diesem Bereich spielt Krall auch eine sehr wichtige Rolle. Darüber hinaus, wird jedoch noch sehr viel Arbeit und Geld notwendig sein, um seine Bekanntschaft allgemein und besonders im Bereich der schwer zu erreichenden Nichtwähler zu erhöhen.

Mögliche negative Auswirkungen einer neuen patriotischen Partei

Zu diesen Herausforderungen gesellen sich einige Gefahren, die durch die Gründung einer neuen patriotischen Partei entstehen könnten:

  1.  So besteht die Gefahr, dass die neue Partei bei Wahlen der AfD zwar Stimmen kostet, es dann aber nicht in den Land- bzw. Bundestag schafft, was die einzige echte Oppositionspartei schwächen würde.
  2. Bei einer jungen Partei mit völlig bunt zusammengewürfeltem Personal besteht immer auch die Gefahr, dass sich die politische Ausrichtung plötzlich ändert. Die Parteiführung kann dagegen meistens wenig unternehmen.
  3. Zudem ist die Gefahr bei jungen Parteien, die vom Establishment unter Dauerbeschuss genommen werden, dass einzelne Mandatare dem Druck nicht standhalten und sich samt Mandat sehr rasch verabschieden. So verliert man schnell die für vieles notwendige Fraktionsstärke.
  4. Wenn zwei patriotische Parteien zu einer Wahl antreten, die inhaltlich zu wenig Unterscheidungsmerkmale aufweisen, besteht außerdem das Risiko einer Schlammschlacht untereinander. Wie man bei der letzten Landtagswahl in Wien gesehen hat, wo sich FPÖ und Ex-FPÖ-Chef HC Strache gegenseitig bekämpft haben, endet das im Desaster für beide Parteien. Mehr dazu hier: Nach blauem Wahldebakel keine falschen Schlüsse ziehen

Mögliche positive Auswirkungen einer neuen patriotischen Partei

Eine neue rechte Partei bringt jedoch auch Vorteile mit sich:

  • Patriotische Positionen werden weiter normalisiert, wenn diese von mehreren Parteien, Politikern und Menschen vorgebracht werden. Das führt dazu, dass der eingeschränkte Rahmen des Sagbaren endlich wieder Richtung Vernunft erweitert wird. Dazu trägt Krall jetzt schon bei, wenn er beispielsweise in einem Tweet Remigration fordert:

#Remigration aller illegal eingereisten und auch aller legal eingereisten, die Straftaten begehen ist notwendig und wird passieren. Dafür werden sich Mehrheiten finden. Das gilt auch für alle, die sich den deutschen Pass mit falschen Angaben erschlichen haben.“

  • Eine zweite patriotische Partei ist auch ein guter Schutz davor, dass die bereits bestehende Partei ihre Inhalte verwässert im falschen Glauben dadurch Stimmenmaximierung betreiben zu können und um in den Augen ihrer Gegner als regierungsfähig zu erscheinen.
  • Eine Partei, die selbst von sich glaubt, die Mitte der Gesellschaft zu repräsentieren, könnte ein paar naive AfDler dazu bewegen endlich die Partei zu verlassen. Für die AfD wäre das bestimmt kein Nachteil.
  • Gelänge es der neuen Partei tatsächlich den Wählerkuchen für wirklich rechte Parteien im Bereich der Nichtwähler zu erweitern und den Mogelpackungen CDU/CSU sowie FDP Stimmen wegzunehmen, würde sich die Chance auf eine erfolgreiche Regierungsbeteiligung für die AfD erhöhen.
  • Im Optimalfall würde Kralls Partei zur Implosion der CDU beitragen, auf die bspw. auch AfD-EU-Spitzenkandidat Maximilian Krah hofft. Da Krall jedoch noch keine Mandate zu verteilen hat, wird auch das wohl schwierig.

Bald drei kritische Parteien in Deutschland?

Interessant wäre es sicher, wenn es Markus Krall und Sahra Wagenknecht, die eine neue linke Partei plant, gelänge, halbwegs schlagkräftige Partei auf die Füße zu stellen. Das alternative Angebot an Parteien würde den Einheitsparteien sicher schaden und den Diskurs weiter Richtung Vernunft verschieben. Was von der Wagenknecht-Partei zu halten ist, lesen Sie hier: Das bedeutet die neue Wagenknecht-Partei für die AfD

Insgesamt wird Krall vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie Wagenknecht. Wobei Krall den Vorteil hat, dass er auf linke Spinner in den eigenen Reihen keine Rücksicht nehmen muss. Aufpassen muss er hingegen, dass er sich selbst nicht mit blinder Radikalität überholt. Seine Aussage, dass es in Deutschland zukünftig nur mehr vier Ministerien geben sollte  (Finanzen, Äußeres, Verteidigung, Kanzleramt), klingt doch – freundlich ausgedrückt – sehr erklärungsbedürftig.

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