Diese Woche gab es im Parlament in Wien nicht nur tagespolitische Debatten, sondern auch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Freiheit, Legitimität und nationaler Identität. Verantwortlich dafür: FPÖ-Klubdirektor Norbert Nemeth.
Ein Beitrag von Christoph Grubbinder
Nemeth präsentierte im Parlament nämlich gleich zwei neue Bücher, die aus seiner Feder stammen: den historischen Roman "Staps der Attentäter" sowie die neu erschienene Eckartschrift "Schillers Freiheitsideal – Wie wir Rechten denken".
Die Frage nach legitimer Herrschaft
Im Zentrum beider Werke steht der Freiheitsbegriff – einmal literarisch und erzählerisch, einmal analytisch und ideengeschichtlich aufbereitet. Mit "Staps der Attentäter" erzählt Nemeth die bewegende Geschichte des 17-jährigen Friedrich Staps, der unter der napoleonischen Besatzung leidet und sich durch die intensive Auseinandersetzung mit Schillers Dramen – insbesondere "Wilhelm Tell" und "Die Jungfrau von Orleans" – zu einem Attentat auf Napoleon entschließt. Ein Roman, der die Frage nach der Legitimität von Herrschaft ebenso stellt wie jene nach dem moralischen Fundament von Widerstand.
Schillers Werke als Kompass des rechten Denkens
Noch fokussierter fällt die Analyse in der Eckartschrift aus. Hier wird Schillers Werk als Schlüssel zum Verständnis eines rechten Freiheitsbegriffs gelesen: Schiller, Zeitgenosse Napoleons, kleidete seine Botschaften in historische Stoffe und verlegte sie in andere Epochen, um Zensur zu umgehen – und gleichzeitig zentrale Fragen der politischen Legitimation und des Widerstandsrechts zu behandeln. Unzensuriert fasst Nemeths diesbezügliche Ausführungen so zusammen
"Damals war das Reich in arger Bedrängnis durch die französischen Truppen Napoleons und im Umbruch. Der religionspolitische Auftrag der Herrscher, nämlich das Christentum im Äußeren, vor allem gegen die Türken, und im Inneren gegen Andersdenkende zu verteidigen, war brüchig geworden und in Auflösung. Schiller ersetzte ihn durch einen kulturpolitischen Auftrag: Was die Voraussetzung für den Staat, also der Verteidigungsauftrag an den Herrscher, ist, ist die gemeinsame Kultur. Nicht Menschen unterschiedlicher Lebensart verbinden sich zu einem Staatswesen, sondern Menschen gleicher Kultur, deren wesentlicher Träger die gemeinsame Sprache ist. Diese homogene Klammer muss der Herrscher verteidigen und gewährleisten, so wie er bisher das Christentum zu verteidigen hatte."
Schiller als Ahnherr freiheitlich-patriotischen Denkens
Die zentrale These der Eckartschrift: "Schillers Freiheitsideal" unterscheidet sich grundlegend vom linken Emanzipationsverständnis. Während linke Denkschulen oft abstrakte Gleichheitsforderungen aufstellen, fußt Schillers Freiheit auf Individualität, Eigenverantwortung und kultureller Gemeinsamkeit. Damit wurde der Dichter zum ideellen Ahnherrn eines freiheitlich-patriotischen Denkens, wie es heute im dritten Lager gelebt wird.
Klarer Vortrag mit politischem Tiefgang
Diese Deutung fand auch Anklang beim zahlreich erschienenen Publikum. Nemeth, der seit Jahrzehnten die politische Ausrichtung der FPÖ prägt, verstand es, historische, juristische und philosophische Themen mit Leichtigkeit und Tiefgang zu präsentieren. Besonders hervorzuheben ist sein Verweis auf drei historische Tyrannenmorde, anhand derer er zentrale Prinzipien legitimen Widerstandes herausarbeitete – ohne moralische Floskeln, aber mit klarem politischem Kompass.
Geselliger Ausklang
Nach dem offiziellen Teil lud der Freiheitliche Parlamentsklub zu Speis und Trank in die Räumlichkeiten der Partei, wo der informative Abend gesellig ausklang.
Bisher verfasste Norbert Nemeth unter seinem Pseudonym S. Coell folgende Romane:
- 2015: "Im Schatten des Gracchus"
- 2017: "Die Karlsbadverschwörung"
- 2019: "Hartmut gegen Ahrimann"
- 2021: "Wargus"
- 2025: "Staps - Der Attentäter"