Gestern Abend fand das von vielen mit Spannung erwartete ORF-Sommergespräch mit FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl statt. Dabei fielen vor allem zwei Dinge auf: Über Migration wurde nicht gesprochen – und auch das Standardthema „Rechtsextremismus“ blieb völlig ausgeklammert.
Ein Kommentar von Michael Scharfmüller
Migration kein Thema
Obwohl das ORF-Interview mit dem Chef der stimmenstärksten Partei Österreichs über 50 Minuten dauerte, vermied es Moderator Klaus Webhofer tunlichst, auf das Thema Migration und die daraus resultierenden Probleme einzugehen. Offenbar wollte der ORF Kickl keine Bühne bieten, um darzulegen, was in diesem Bereich alles schiefläuft, wer die Verantwortung trägt und welche Lösungen er vorschlägt.
Am Ende der Sendung (etwa Minute 51) sprach Kickl dieses bewusste Totschweigen direkt an. Verwundert stellte er fest, dass die Asylpolitik noch gar kein Thema im Gespräch war. Er erinnerte den ORF-Moderator daran, dass der Grenzsturm ziemlich genau vor zehn Jahren begann. Zunächst meinte er, er wundere sich über das Ausblenden, korrigierte sich dann aber rasch selbst:
„Es wundert mich eigentlich nicht!“
Daraufhin erklärte Webhofer, man sei am Ende der Sendezeit angekommen, für das Thema werde es „ein anderes Mal“ Gelegenheit geben. Kickl entgegnete:
„Das glaube ich nicht, dass der ORF eine große Sondersendung zu diesem Thema machen wird.“
2015 schlug Wunde in den Volkskörper
Trotz des Abwürgens seitens Webhofer gelang es Kickl noch einen zentralen Punkt zum Asylsturm 2015 anzubringen:
„Die Wunde, die dort in den österreichischen Volkskörper geschlagen wurde, die klafft bis heute in allen Bereichen, und die Helden von damals sind heute alle untergetaucht und entziehen sich ihrer Verantwortung und wollen mit der ganzen Misere nichts zu tun haben. Das ist eigentlich eine Schande.“
Auch Rechtsextremismus kein Thema
Bemerkenswert war außerdem, dass der ORF das eigentliche Lieblingsthema der etablierten Medien nicht thematisierte. Die Rede ist vom herbeifantasierten Schreckgespenst „Rechtsextremismus“. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Kickl weiß, wer sich distanziert, verliert. Jede diesbezügliche Frage hätte er genutzt, um die Doppelmoral der Medien aufzuzeigen, linksextreme Strukturen zu aufzuzeigen und dem ORF-Publikum seine eigene Position dazu zu erklären. Journalisten wie Webhofer haben seit dem letzten Jahr verstanden. Deshalb konfrontieren sie damit nur schwache Politiker, von denen sie sich Distanzierungen erhoffen können.
Schwache Leistung vom ORF
Abseits der Inhalte wirft die Sendung eine weitere Frage auf: Wofür gibt der ORF die Millionen an Zwangsbeiträgen eigentlich aus? Der Moderator war peinlich schlecht gekleidet, und die Tontechnik war nicht in der Lage – oder nicht willens –, störende Geräusche von zirpenden Grillen herauszufiltern. Zwar waren die Störungen nicht so gravierend wie kürzlich beim ARD-Sommergespräch mit AfD-Chefin Alice Weidel, aber dennoch lästig. All das können viele alternative Medien trotz Minibudget mittlerweile mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser.
Kickl gewohnt souverän
Ungeachtet dessen zeigte Herbert Kickl einmal mehr, dass er nicht nur im Bierzelt pointiert formulieren kann, sondern auch ganz ruhig argumentieren kann. Schon deshalb lohnt es sich, die Sendung nachzusehen – entweder direkt beim Zwangsgebührensender oder hier auf YouTube:






