Obwohl, oder vielleicht auch weil es in der AfD gerade Bestrebungen geben dürfte, sich von Martin Sellner und dem Begriff Remigration zu distanzieren, empfiehlt der bisher erfolgreichste AfD-Politiker Björn Höcke nun Sellners Buch "Remigration - Ein Vorschlag".
Über den Grund für seine Buchempfehlung schreibt Höcke auf Facebook:
"Ich spreche mit jedem und höre mir alle Argumente an. Das gilt besonders, wenn ein Begriff die öffentliche Debatte so maßgeblich bestimmt hat, wie aktuell der Titel dieses Buches: 'Remigration'."
Höckes Bekenntnis zum Vorfeld
Höckes Buchempfehlung kann durchaus als Bekenntnis zum patriotischen Vorfeld gewertet werden. Davon, dass Martin Sellner und die "Identitäre Bewegung" (IB) seit Jahren faktenfrei kriminalisiert werden, lässt sich der Chef der AfD-Thüringen nicht einschüchtern. Die Einordnung von Sellners Buchs durch das Bundesverwaltungsgericht im Kontext des Compact-Verbots widerspricht für Höcke klar dessen tatsächlichen Inhalt:
„Auf mich wirkt es nicht so, wenn [Richter] Ingo Kraft behauptet, der Autor dieses Buches würde Staatsangehörige mit Migrationshintergrund pauschal als ‚Staatsbürger zweiter Klasse‘ behandeln. Das kann ich beim Lesen des Buches nirgendwo finden.“
Sellners Vorschlag zur Remigration wird von Höcke als Versuch gewertet, dem gesellschaftlichen Unfrieden entgegenzuwirken. Dabei würden Einzelfälle betrachtet und reale Herausforderungen nicht ausgeblendet: etwa Mehrfachstaatsbürgerschaften mit geteilter Loyalität oder Duldung trotz Identitätsbetrug.
Björn Höcke über Martin Sellner
Höcke versteckt sich jedoch nicht hinter der Buchempfehlung. Er verteidigt auch Sellner, den das Gericht mit durch dessen ausdrückliche namentliche Erwähnung "zum Unberührbaren" erklären wollte. Höcke kenne kaum jemanden im politischen Diskurs, dem "ein so himmelschreiendes Unrecht widerfährt" wie Sellner. Trotzdem sei es Sellner gelungen "sich sein sonniges Gemüt" zu bewahren. Sellner lebe einen "legalen und gewaltfreien Weg" vor und bleibe immer "höflich und respektvoll". Höcke wörtlich über Sellner:
"Seine Waffe ist sein Scharfsinn und sein Humor — allein deshalb macht es einfach Spaß, seine Bücher zu lesen und mitzuverfolgen, wie dieser Till Eulenspiegel einer aggressiven Obrigkeit den Spiegel vorhält."
Distanzierung wäre unmoralisch und dumm
Damit sei es eine Frage des Anstand, Sellner nicht in den Rücken zu fallen - auch nicht aus Angst, dass die Repression, die er erlebt, auf die AfD übertragen werden könnte, so Höcke. Eine Distanzierung von Sellner aus taktischen Gründen sei zudem unklug, erklärt der AfD-Politiker:
"Denn er [Sellner] hält für uns seinen Kopf hin. Fällt er, sind die nächsten an der Reihe."
Dabei erinnert Höcke an FPÖ-Chef Herbert Kickl, der verstanden habe:
"Wer sich distanziert, verliert!"
Eigenes Urteil bilden
Um keine Fahne im Wind der Tagespolitik zu sein, müsse man mündig werden, analysiert Höcke. Dazu gehöre auch, dass man sich sein eigenes Urteil bilde. Das wiederum setze voraus, dass man nicht nur die Schmähartikel über Sellner lese, sondern sich auch damit beschäftige, was Sellner selbst schreibt, sagt und tut.
Martin Sellners aktuelle Bücher sind im guten Buchhandel und direkt beim Verlag Antaios erhältlich: