Müller mault über die Scheinheiligkeit in der Sozialdebatte

Bild: By Bwag [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], from Wikimedia Commons; Bild: flickr;

Wenn mich eine Sache wirklich aufregt, dann die Scheinheiligkeit in der Sozialdebatte. Zur Zeit ist sie wieder häufiger zu hören. Etwa in Debatten um die 60-Stunden-Woche. Oder in der künstlichen Empörung über die Aussage Beate Hartinger-Kleins, man könne von 150,- im Monat leben.

Eigentlich bin ich davon ausgegangen, bezüglich der 60-Stunden-Regelung wäre ausreichend berichtet worden, um sich als mündiger Bürger umfassend informieren zu können. Dann hätte man erkannt, dass die ganze Panik unbegründet ist. Leider muss ich immer wieder faktenscheue Beiträge in Blogs oder Zeitungen lesen. Einen besonders infantilen Beitrag fand ich auf der Blogger-Plattform „Fisch&Fleisch“. Eine Frau rechnete vor, dass die Neuregelung nur Betrieben etwas nützen würde. Angeblich, weil man jetzt 3 Personen zum Preis von 2 anstellen kann. Die Dame hätte sicherlich eine prächtige Wirtschaftsministerin abgegeben.

Der Irrglaube von der permanenten Ausbeutung

Man fragt sich angesichts solch aggressiven Informationsmangels gar nicht mehr, warum tausende Menschen glauben, dass sie permanent ausgebeutet werden. Ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen. Dass aber die maximale Arbeitszeit übers Jahr gesehen dieselbe bleibt und Überstunden nach wie vor sehr viel höher zu entlohnen sind, sollte zu jedem durchgedrungen sein. Diese Regelung macht Sinn, wenn man Betriebe am Wirtschaftsstandort Österreich behalten will. Viele dieser Betriebe haben nämlich, man glaube es oder nicht, unregelmäßigere Auftragslagen als ein Beamter, der jeden Tag von 9-5 in der Nase bohrt.

Rote Top-Verdiener verbreiten Schauermärchen

Das hindert aber Gewerkschaftsfunktionäre und Oppositionsführer nicht daran, ausgemachte Schauermärchen zu erzählen. Schauermärchen, nach denen jeder alle 52 Wochen des Jahres 60 Stunden arbeitet, ohne mehr bezahlt zu bekommen. Bisher galt die wöchentliche Maximalarbeitszeit von 50 Stunden. Auch diese wurde in den meisten Betrieben bei weitem nicht ausgeschöpft.

Ein noch viel billigerer Versuch, der derzeitigen Regierung gegen den Karren zu fahren, ist allerdings ein anderer. Nämlich der Empörungssturm, der über Sozialministerin Hartinger-Klein hereingebrochen ist. Diese hat in einem Nebensatz behauptet, man könne mit 150 Euro im Monjat leben, wenn einem dazu noch die Wohnung bezahlt wird. Der maßgebliche zweite Teil des Satzes wurde natürlich weniger fleißig über die Titelseiten geschmiert. Außerdem bezog sich die Aussage auf Asylwerber in der Mindestsicherung.

Mindestpensionisten haben weniger Geld als Wirtschaftsmigranten

Kann man also abzüglich Wohnkosten von 150,- Euro im Monat leben? Ja, selbstverständlich! Es ist seichteste Propaganda, etwas anderes zu behaupten. Fragen Sie doch mal die Mindestpensionistinnen, die am Samstag auf dem Flohmarkt in der Innenstadt alte Sachen verkaufen. Weil sie nach Abzug aller Kosten von weniger leben müssen als von monatlichen 150,- Euro. Und das, obwohl sie, im Gegensatz zu den viel zitierten und fürstlich entlohnten Gastarbeitern, wirklich dieses Land wieder aufgebaut haben. Oft als Kriegswitwen und mit einer Schaar von Kindern.

Es geht um Sicherheit, nicht um Urlaub

Es ist wirklich das Allerletzte, wenn diejenigen, die jahrzehntelang am Drücker saßen und Pensionen gekürzt haben, jetzt mit vollen Händen Geld an Wirtschaftmigranten aus den rückständigsten Ländern der Welt verteilen. Mit welchem Recht regen sie sich darüber auf, dass man dieses Treiben eindämmen will? Ein Wirtschaftsmigrant, der über keine Kenntnisse oder Fähigkeiten verfügt und die Landessprache nicht beherrscht, kann froh sein, wenn er neben Unterkunft und Essensmarken überhaupt noch etwas bekommt. Es soll hier ja um Sicherheit gehen, nicht um einen bezahlten Urlaub auf unsere Kosten.

Kein Verständnis für die Heuchelei in Politik und Journaille

Wenn sich also irgendwelche Sozialisten, die im Monat fast 9.000,- verdienen und teilweise trotzdem in Sozialbauwohnungen leben, darüber aufregen, dass Scheinasylanten keinen Flachbild-Fernseher in ihrer Wohnung und kein neues I-Phone in ihren Armani-Jeans stecken haben, dann reißt mir die Hutschnur. Das können die Herren und Damen ihren Schützlingen ja gerne selbst bezahlen, wenn sie darauf bestehen. Aber mit dem eigenen Geld sind sie meistens vorsichtiger.

Was aus Leuten wird, die nur von staatlicher Fürsorge leben und nie einen Anreiz haben, einer ordentlichen Beschäftigung nachzugehen, kann man vorzüglich am Personal der Einheitspresse ablesen.

Passen Sie auf Ihren Kopf auf!

Müller

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