Falter: Eine Stadtzeitung kämpft verzweifelt um Aufmerksamkeit

Bild: Klenk: von Manfred Werner (Tsui) [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], vom Wikimedia Commons; Hintergrund: MuniGov Guy via flickr; Bildkomposition: Info-DIREKT;

Lieber Florian Klenk!

Eine fundierte Recherche ist der Feind einer „guatn Gschicht“, dachten Sie sich wahrscheinlich, als Sie offensichtlich emotionsgeleitet dem Innenministerium in einem Schnellschuss wieder einmal eine ordentliche „drüberbraten“ wollten. Ihr eitles Sendungsbewusstsein als linke Speerspitze der scheintoten Oppositionszombies in Ehren, aber: Sie erweisen sich und Ihrem Medium mit Ihrem verbissenen – um nicht zu sagen langsam verhärmten – Rachefeldzug, basierend auf einer ausgeprägten aber behandelbaren Kickl-Phobie, keinen guten Dienst.

Ein Gastkommentar von Gerald G. Grosz

Zeitungen sind oft wie Hunde: Je kleiner, desto lauter bellen sie

Sie, der selbsternannte Großmeister der geleakten Mails, der selbstgekrönte Investigativjournalist der Nation, verfallen in entsetzliche Hysterie, wenn man Ihre ans Innenministerium offiziell gerichteten Anfragen veröffentlicht und somit die zweifelhaften Methoden des selbsternannten Qualitätsjournalismus in Österreich offenlegt. Das kann ja nicht Ihr Ernst sein! Der Don Quichote der Wahrhaftigkeit und Transparenz wehrt sich mit Händen und Füßen gegen Wahrheit und Transparenz? Ich verstehe Sie schon: Als Chefredakteur des von Kollegen benannten „Bolschewikenblatts“ mit der überschaubaren Auflage von ein paar Tausend Stück tun Sie sich halt schwer. Das ist wie mit den Hunden. Je kleiner sie sind, umso lauter müssen sie bellen.

Alle „Enthüllungen“ des Falter sind zusammengefallen

Und die letzten Wochen waren für Ihren Stolz auch eine Belastungsprobe: Da zündeten Sie die BVT-Bombe und das mühsam zurechtgezimmerte Kartenhaus brach in sich zusammen. Da selbst Ihre Freunde von der roten Wiener Staatsanwaltschaft keine Fehler in der Vorgangsweise Kickls entdecken können, zimmerten Sie sich einfach ein neues Schauermärchen zusammen. Auch der vermeintliche Angriff auf die Pressefreiheit aus dem Reich des Bösen – vulgo Innenministerium – entpuppte sich als klassischer Schuss ins eigene Knie. Sie, der Großmeister der Exklusivgeschichten und zugespielten Geheimakten mokieren sich darüber, dass ein Ministerium Richtlinien für Exklusivgeschichten festlegt.

Ruhen Sie sich aus, Herr Klenk!

Alles in Allem nicht erquickliche Wochen und Tage für Sie und Ihren Seelenzustand. Und da Sie so offensichtlich neben der Spur stehen ein kleiner Tipp von mir: Ruhen Sie sich aus, schreiben Sie ein Buch. Den passenden Titel hätte ich auch: „Das Hornberger Schießen“ oder „Wie ich mit guter Recherche meine Meinung ad absurdum führe“.

Über den Autor:

Gerald G. Grosz ist ehemaliger Nationalratsabgeordneter des BZÖs. Heute ist er als Berater, politischer Kommentator und Blogger tätig. Gerald Grosz auf Youtube. Gerald Grosz auf Facebook.

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