Wie Berliner Polizisten auf Demonstrantinnen einprügelten

Bei der Querdenken Demo in Berlin kam es durch Polizeibeamte zu vielfachen gewalttätigen Übergriffen auf Frauen.
Bilder: Videoausschnitte / Twitter

Diese Bilder gingen hunderttausendfach durch das Internet. Irgendwo am Weg der „stillen Post“ wurde dann auf einmal ein Todesfall und ein verlorenes Baby daraus. Was geschah wirklich auf der Querdenken-Demo in Berlin? Wie rechtfertigt die Polizei die Gewalt?

Ein Kommentar von Michael Mayrhofer

Fall 1 – 60-jährige zu Boden gerissen und geprügelt

Bei diesem Fall wurde von verschiedenen – leider auch von großen patriotischen Seiten – die Geschichte verbreitet, dass die misshandelte Frau später im Polizeigewahrsam verstorben wäre. Das ist nicht der Fall. Die Verbreitung ungeprüfter Märchen ist für die patriotische Sache sehr kontraproduktiv.

Es gibt inzwischen eine offizielle Stellungnahme der Polizei:

In Zusammenhang mit einem im Internet eingestellten Video, in dem die Festnahme einer Frau zu sehen ist, die von einer Einsatzkraft geschlagen worden sein soll, ermittelt nun ein Fachkommissariat des Landeskriminalamtes wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt. Derzeitigen Erkenntnissen zufolge wurde die 60-jährige Frau am vergangenen Sonntag kurz vor 13 Uhr von den Einsatzkräften am Großen Stern in Tiergarten festgenommen, weil Sie sich an einer unerlaubten Ansammlung beteiligt und sich trotz mehrfacher Aufforderung nicht entfernt haben soll. Sie kauerte sich anschließend auf den Boden und soll einem Polizisten in den Bauch getreten haben. Als die Beamten sie wegtragen wollten, versuchte sie einer weiteren Dienstkraft in den Arm zu beißen. Da sie sich weiterhin wehrte, schlug ein Beamter ihr mit der Faust auf den Rücken. Die 60-Jährige wurde bei der Festnahme leicht verletzt, verzichtete jedoch auf eine angebotene ärztliche Behandlung und konnte anschließend ihren Weg fortsetzen. Die Einsatzkräfte blieben unverletzt.

Ob die im Video festgehaltenen Szenen zu der Rechtfertigung der Polizei passen, sei dahingestellt. Speziell der Umstand, wie eine am Boden kauernde Person einen Polizeibeamten in den Bauch treten kann, erschließt sich dem geübten Turner nicht. Es besteht aber die Chance, dass sich ein ordentliches Gericht der Sache annimmt, da Ermittlungen aufgenommen wurden und der Druck der Öffentlichkeit groß ist. Dazu haben auch Massenmedien wie die BILD-Zeitung beerichtet.

Fall 2 – schwangere Frau gewaltsam festgenommen

In diesem Video sieht man, wie Beamte Gewalt gegen eine schwangere Frau ausüben. Auch hier ist für den Betrachter nicht ganz klar, weshalb die Gewaltanwendung aus Sicht der Polizei notwendig ist.


Zu diesem Fall rechtfertigt sich die Polizei folgendermaßen:

In einem weiteren Video, dass im Internet eingestellt worden ist, wurde die Festnahme einer schwangeren Frau aufgenommen. Auch diese Festnahme ereignete sich im Bereich des Großen Sterns in Tiergarten. Einsatzkräfte gaben an, dass die 42-Jährige gegen 13.45 Uhr versucht hatte, eine Absperrung zu durchbrechen. Sie soll im weiteren Verlauf einen Beamten geschlagen und angespuckt haben. Einsatzkräfte brachten die Frau zu Boden und nahmen sie fest. Sanitäter eines Rettungswagens stellten keine Verletzungen fest. Einen Transport in ein Krankenhaus lehnte die Schwangere ab. Sie sieht nun ebenfalls Strafermittlungsverfahren wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte durch einen tätlichen Angriff und Körperverletzung entgegen. Anders als in den sozialen Medien behauptet wird, gibt es keine Anhaltspunkte für eine Gesundheitsbeeinträchtigung der Mutter und des ungeborenen Kindes.

Fall 3 – „Heldenpolizist“ boxt ohne Grund ältere Dame

Dieses Video beginnt zunächst recht unterhaltsam. Die so genannten „Heldenpolizisten“, die demnächst auch mit einem Orden zu rechnen haben, machen sich mit einer Schlagstock-Aufwärmübung zum Affen und werden von den anwesenden, friedlichen Demonstranten weitgehend ignoriert. Am Ende des kurzen Clips sieht man dann, wie der Beamte – wohl aus Frust – völlig grund- und sinnlos auf eine ältere Dame hinschlägt. Da hat man schon einmal einen Orden von der Regierung Merkel verdient.

Es gibt noch viele weitere Bilder, wo man das „tapfere Einschreiten“ der unter anderem durch ehemalige SED Kader befehligten Berliner Polizei gegen Frauen bewundern kann. Es wären dieselben Beamten, die Zeugenaussagen zufolge zumeist einen großen Bogen machen, wenn ihnen große „Männergruppen“ mit Clan-Hintergrund begegnen. Denn dann könnten die Ereignisse ja einen etwas anderen Verlauf nehmen, als bei 50 Kilogramm schweren Frauen mit deutscher Herkunft.

Weitere Artikel …