Österreichs Bronze-Sieger dankt Tschetschenen-Diktator vor dem er flüchtete

Österreichs Bronze-Sieger dankt Tschetschenen-Diktator vor dem er flüchtete
Bild Kadyrow: Kremlin.ru, CC-BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40452088; Bild YouTube-Videoausschnitt: Bildschirmfoto von Irfan Peci; Bildkomposition: Info-DIREKT; Anmerkung: Über das Gesicht von Shamil Borchashvili haben wir einen schwarzen Balken gelegt, weil sein Anwalt angeblich Schreiben verschickt in denen er behauptet, dass durch die Berichterstattung über seinen Mandanten dessen Recht auf sein eigenes Bild gefährdet sei.

Der gebürtige Tschetschene Shamil Borchashvili holte bei den Olympischen Spielen in Tokio die Bronze-Medaille für Österreich. Dafür wurde er von Medien und Antifa als gelungenes Beispiel für einen gut integrierten Flüchtling gefeiert – eine Erzählung, die so nicht ganz stimmen dürfte.

„Islamisten-Jäger“ Irfan Peci hat nämlich gestern aufgedeckt, dass Borchashvili in einem Video den Präsidenten Tschetscheniens Ramsan Kadyrow würdigt – also jenem Diktator vor dem seine Familie angeblich floh, als er zehn Jahre alt war. Laut Peci widmet Borchashvili seinen Sieg „dem tschetschenischen Volk“ und bedankt sich bei „unserem Anführer Ramsan“. Zudem soll er sein Grußvideo mit dem von Islamisten benutzten Gruß „Allahu Akbar“ und erhobenem rechten Zeigefinger beenden. Hier ein Videozusammenschnitt von Irfan Peci:

Doch kein Vorzeigeflüchtling?

Peci über die Videobotschaft von Borchashvili und die Rolle der etablierten Medien:

„In den letzten Tagen haben Medien Borchashvili zum Helden stilisiert und sein Leben als die Erfolgsstory eines Flüchtlings schlechthin dargestellt! Jetzt stellt sich der Fluchtgrund als völlig falsch heraus, denn die Familie kann wohl kaum vor der Schreckensherrschaft Kadyrows geflüchtet sein, wenn er ihm gleichzeitig als ‚unseren Anführer‘ huldigt.“

Olympisches Comité in Erklärungsnot

Auf Nachfrage von Info-DIREKT beim beim „Österreichischen Olympischen Comité“ fühlt sich  Borchashvili falsch übersetzt und verstanden. So meint er, dass sich sein 30-Sekunden-Clip nicht an das tschetschenische Volk, sondern nur an seine Judo-Kollegen des tschetschenischen Judo-Klubs „Edelweiß Grosny“ richte. Der Gruß am Ende des Videos sei zudem ein „Anfeuerungsruf“, der im tschetschenischen Judoka alltäglich verwendet würde.

Dem Tschetschenischen Präsidenten, vor dem er und seine Familie geflüchtet sind, habe er nur dafür gedankt, dass er seine Judokollegen unterstützt habe. In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber Info-DIREKT nimmt auch OJV-Präsident Martin Poiger den Athleten in Schutz – mehr dazu in der ausführlichen Stellungnahme des Comités am Ende des Artikels.

Stellungnahme für „Islamisten-Jäger“ nur eine faule Ausrede

Für Irfan Peci zeigt diese Stellungnahme einen schlechten Versuch sich aus der Angelegenheit herauszureden. Gegenüber Info-DIREKT sagt er, dass die Übersetzung der Videobotschaft zu 100 Prozent korrekt sei:

„Borchashvili widmet seinen Sieg eindeutig der tschetschenischen Nation bzw. dem Volk! Er beschränkt seine Botschaft nicht auf die Klubkollegen wie behauptet wird.“

Zudem sei die Darstellung falsch, dass sich Borchashivili bei Kadyrow nur für die Unterstützung der tschetschenischen Judoka bedanke:

„Borchashivili sagt nicht, dass er sich einfach bei irgendeinem Kadyrow bedanken möchte, sondern er spricht von UNSEREM Anführer – das ist ein riesen Unterschied! Wenn ich ihn falsch übersetzt habe, soll er mich klagen, dann wird ein gerichtlich beeideter Sachverständiger feststellen, dass meine Übersetzung korrekt ist.“

Kein harmloser Gruß, sondern Slogan von Kadyrow-Anhängern

Fassungslos macht Peci die Behauptung, der Ausruf „Akhmat Sila“ sei eine Grußbotschaft unter Sportskollegen. In Wirklichkeit handle es sich dabei nämlich um einen Slogan von Kadyrow-Anhängern – wie auch in russischen Zeitungen zu lesen ist, so der Islamisten-Jäger. Für heute Nachmittag hat Peci ein weiteres Video angekündigt, in dem er auf die Stellungnahme des Comités eingeht.

Stellungnahme des Comités

Hier die vollständige Stellungnahme, die Info-DIREKT auf Anfrage beim „Österreichischen Olympischen Comité“ erhalten hat: 

Das von Ihnen angesprochene Video ist am Tag nach dem Gewinn der Bronzemedaille von Shamil Borchashvili entstanden. Der 30-Sekunden-Clip richtet sich an seine Judo-Kollegen von Edelweiß Grosny, nicht wie in der Youtube-Übersetzung fälschlicherweise suggeriert, ans tschetschenische Volk. Was in den sozialen Medien jetzt als politische Botschaft verkauft wird, ist eine Gruß-Botschaft unter Sportskollegen. Der vermeintliche politische Gruß ist ein Anfeuerungsruf, den tschetschenische Judoka beim Training und auch bei Wettkämpfen im Alltag verwenden.

Folgender Inhalt wird von Shamil transportiert: „Gestern konnte ich die Bronzemedaille gewinnen. Mein Erfolg ist auch ein Erfolg für die Tschetschenen (gemeint sind die Edelweiß-Klubkollegen). Euch wünsche ich alles Gute. Danke an Ramsav Kadyrov, dass er die Judokollegen unterstützt und ihnen die Möglichkeit gegeben hat, hier (in Tokio) zu starten.“
Angesprochen ist u.a. Tamerlan Bashaev, Bronzemedaillengewinner in der Kategorie über 100 kg. „Mögen unsere (sportlichen) Träume in Erfüllung gehen.“ Die Grußbotschaft „Alles Gute für die Zukunft“ wird am Ende nochmals wiederholt.

Shamil Borchashvili ist als Zehnjähriger mit seiner Familie vor dem Krieg geflüchtet. Er und seine Familie fühlen sich in Wels zu Hause. „Der Kontakt zu Familie und Freunden in der alten Heimat ist freilich nicht abgerissen, erst recht nicht zum Judoklub Edelweiß. Mehr sollte da bitte auch nicht hineininterpretiert werden“, meint der 25-jährige Medaillengewinner zu seiner Grußbotschaft.

ÖJV-Präsident Martin Poiger betont aus Sicht des Österreichischen Judoverbandes: „Shamil Borchashvili hat seiner Freude über seinen Erfolg Ausdruck verliehen. Er trifft auf der World Tour, bei EM, WM und Olympischen Spielen regelmäßig auf Judokollegen von Edelweiß Grosny. Man kennt und schätzt sich bzw. freut sich über die sportlichen Erfolge der Kollegen. Nicht mehr und nicht weniger.“

Hier noch ein „Info-DIREKT Live-Podcast“ mit Irfan Peci zum Nachhören:

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