So schadet der neue 24-Stunden-Kindergarten unsere Kinder

voestalpine So schadet der 24-Stunden-Kindergarten unsere Kinder
Symbolbild Kind: fp; Bild-Komposition: Info-DIREKT

Der Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine wird als erster österreichischer Industriebetrieb ein 24-Stunden-Betreuungsangebot für Kinder bis zwölf Jahren einrichten. Eltern im Schichtdienst können somit ihre Kinder auch an Wochenenden, Feiertagen und in der Nacht fremd betreuen lassen. Was sie ihnen damit jedoch antun, wissen sie offenbar nicht.

Ein Kommentar von Dora Reisig

Schichtdienst macht Eltern und Kinder krank

Ersteinmal muss festgehalten werden, dass Schichtarbeit sowohl Eltern als auch deren Kinder schadet. Depressionen, Schlafstörungen und Magenbeschwerden sind übliche Symptome. Bereits 2013 wurde eine Studie veröffentlicht, die zeigte, dass Kinder von Schichtarbeitern häufiger verhaltensauffälliger und fettleibiger sind und im Lesen und Rechnen schlechter abschneiden. Den Hauptgrund sahen die Forscher im Mangel an Austausch und Nähe. Eine 24-Stunden-Betreuung wird diesen Effekt noch verstärken.

24-Stunden-Betreuung schadet der Eltern-Kind-Beziehung

Ich selbst habe zwei Jahre in einer Kriseneinrichtung für Babys und Kleinkinder gearbeitet und kann deshalb mit Bestimmtheit sagen: Kinder brauchen Geborgenheit und Sicherheit. Besonders in den ersten zwei Jahren, in denen sich Urvertrauen und Bindungsfähigkeit ausbilden. Die beste Bezugsperson hierfür ist die Mutter.

Sicherheit wird nicht nur durch Körperkontakt, Trösten und Streicheln vermittelt. Ebenso relevant ist ein gleichbleibender Tagesablauf. Während meiner Zeit als Sozialarbeiterin war das die wichtigste und oft einzige Konstante, die wir den Kindern bieten konnten. Doch ein Kind in einer 24-Stunden-Betreuung hat nicht einmal das. Mal schläft es zu Hause, mal im Kindergarten. Mal ist Mama da, wenn es einen schlechten Traum hat, mal eine fremde Person. Dass dies nicht nur zu Vertrauensverlust führt, sondern auch zu sozialen und emotionalen Störungen, ist vorprogrammiert.

Bindungsorientierte Erziehung ist rechtsextrem

Es soll sich also an der Wirtschaft orientiert werden und nicht am Kind. Dass dieser Wahnsinn um sich greift, zeigt ein jüngerer Artikel in der Zeit. In diesem wird die bindungs- und bedürfnisorientierte Erziehung mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht. Eltern, die ihre Kinder nicht abschieben wollen sind demnach die neuen Nazis. Ich kann Eltern nur empfehlen, sich davon nicht einschüchtern zu lassen. Ein Kind gehört zu seiner Familie. Dort hat es (normalerweise) die beste Chance zu einem selbstsicheren und souveränen Menschen heranzuwachsen.

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