Widerlich: „Falter“-Thurnhers Nachruf auf Christian Pilnacek

Widerlich: "Falter"-Thurnhers Nachruf auf Christian Pilnacek
Bildschirmfoto des Nachrufs auf Christian Pilnacek von Armin Thurnher im "Falter"; Bildkomposition: Info-DIREKT

In der Nacht auf Freitag schied Christian Pilnacek, einst mächtigster Beamte im Justizministerium, aus dem Leben. Nachrufe auf den ÖVP-Mann wurden viele geschrieben, einer schlägt dem Fass jedoch den Boden aus. Wie nicht anders zu erwarten, stammt dieser aus dem Zentrum der widerlichen Selbstgerechtigkeit.

Ein Kommentar von Michael Scharfmüller

Ich halte nichts von dem Sprichwort „Über Tote nur Gutes“. Ich bin ein Anhänger von „Was es wiegt, das hat es!“ Nur weil jemand gestorben ist, muss man nicht gute Miene zum vielleicht bösen Spiel machen. Es gebietet jedoch der Anstand und der Respekt vor den Hinterbliebenen nach dem Tod eines Menschen auf Gehässigkeiten zu verzichten. Wer das nicht kann, soll schweigen – zumindest in der Öffentlichkeit.

Die Selbstgerechten

Einer der diese Pietät nicht aufbringen will, ist „Falter“-Herausgeber Armin Thurnher. Ja genau, der hochsubventionierte „Falter“, dessen Redakteure stets mit dem moralischen Zeigefinger durch die Welt stolzieren, um all jene zu tadeln, die sich nicht gemeinsam mit ihnen in ihrer Selbstgerechtigkeit suhlen wollen.

Der Sinn für Selbstreflexion dürfte Thurnher in seiner Gutmenschen-Blase nun völlig abhandengekommen sein. Das zeigt schon sein neues Erscheinungsbild. (Ja, ich weiß, das ist gemein von mir, aber Thurnher lebt noch, kann sich also mit seinem Revolverblatt zur Wehr setzen, falls ihm etwas nicht passt.)

Schmähschrift zum Abschied

Genau in dieser Selbstüberschätzung hat er auch seinen Nachruf auf Pilnacek verfasst, den er hochgestochen als Elegie bezeichnet – also als wehmütiges Gedicht. Mit einem Gedicht hat sein Geschreibsel allerdings wenig zu tun – und wehmütig ist es in keinem Fall. Viel mehr handelt es sich dabei um eine ganz gewöhnliche Schmähschrift, wie man sie aus der Feder von selbstgefälligen Haltungsjournalisten, die glauben besonders kreativ zu sein, gewohnt ist.

Obwohl Thurnher – nach eigenen Angaben – Pilnacek nur zweimal gesehen hat, ist er im Nachruf per Du mit ihm. Gleich zu Beginn schreibt er:

„Warum, Pilnacek, sollt ich Elegien nur gönnen den
Freunden? Freund warst du keiner, das darf ich wohl sagen. Ich traf dich nicht
oft, […]“ (Zeilenumbruch aus dem Original übernommen)

In einer unglaublich anmaßenden Art scheint der Falter-Herausgeber den Verstorbenen noch ein letztes Mal verhören zu wollen, wie diese Frage zeigt:

„Was hattest zu suchen du in der Botschaft der Ungarn, zu trinken, zu telefonieren mit Kurz, dann
Auto zu fahren?“

Um im gleich im nächsten Absatz folgendes vorzuwerfen:

„Aber politisch, da warst eine schlimme Figur du; gab es vor
dir doch schon einen Sektionschef in Republik Eins, der
dieser nicht guttat.“

Dauerempörter Klenk schweigt dazu

Nochmals, man muss und soll Menschen nach ihrem Tod nicht glorifizieren. Was Thurnher mit seinen 2.982 Anschlägen langen Text abliefert, sagt jedoch mehr über ihn und seine Gutmenschenblase aus als über den Verstorbenen. Bezeichnend ist auch, dass „Falter“-Chefredakteur und Miteigentümer Florian Klenk so einen Kommentar erscheinen lässt und ihn selbst nach Kritik nicht löscht. Ebenso still verhalten sich jene etablierten Journalisten, die sonst aus jeder Mücke einen Elefanten machen. „Eine Krähe hakt der anderen kein Auge aus“, dürfte wohl das Motto in der Medienschickeria sein.

Bei anderen suchen diese Haltungsjournalisten stets den Splitter im Auge, das eigene Brett vorm Kopf haben sie jedoch mit selbstgerechten Parolen verziert. So hat Armin Thurnher ganz oben auf seinem „X“-Profil einen Tweet mit diesem Spruch von Oscar Wilde angeheftet:

„Erst Manieren, dann Moral“

Lieber Armin, lass Dir sagen: Du hast beides nicht!

Zum Gesamtbild passend schließt Armin Thurnher jede seiner „Seuchenkolumnen“ mit diesen Zeilen:

„Was wir aus der Pandemie gelernt haben könnten: Distanz kann nicht schaden, halten Sie Ihre Impfungen up to date, Händewaschen ist nie falsch, benützen Sie Masken, wenn es sich empfiehlt, wenn Sie Symptome haben, versuchen sie Kontakte mit anderen zu vermeiden. Und bleiben Sie rücksichtsvoll.“

Kein Einzelfall

Einzelfall ist dieser Ausritt keiner. Medienliebling, SPÖ-Babler-Unterstützerin und Rechtsextremismus-„Expertin“ Natascha Strobl twitterte zu Pilnaceks Tod:

„Suizidiert als Geisterfahrer. Na Bravo. Arge Sache.“

Immerhin löschte Strobl den Tweet wieder. Hauptsächlich jedoch wohl, weil ihre Freunde in den Kommentaren den Bogen noch weiter überspannten.

Unübertroffen bleibt der „Falter“-Text jedoch weiterhin von diesem „Krone“-Artikel, den Christoph Budin und Ida Metzger letzten August verfassten:

Mit Suizid-Berichterstattung und Fake-News gegen Herbert Kickl

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